Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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offene, kulturell vielfältige, soziale Stadt, wo vor allem
bei der Bildung nicht gespart wird, weil dies die Zukunft dieser Stadt ist. Das
haben wir vor den Wahlen gesagt und das sagen wir auch nach den Wahlen. Wien
ist damit Gegenmodell zu einer Politik der Bundesregierung, die bei den Kleinen
spart und den Großen gibt, die ein Zweiklassengesundheitssystem schafft und die
vor allem - das ist der Schwerpunkt meiner Wortmeldung heute - Frauen wieder
dorthin zurückbringen will, wo sie nach altmodischer, konservativer, rückwärts
gewandter Vorstellung angeblich hingehören. Wien ist anders und Wien bleibt
anders. Unser Ziel ist - das haben wir mehrmals formuliert -, Wien soll die
frauenfreundlichste Stadt Europas werden. Ich denke, wir sind auf dem besten
Weg dazu! (Beifall bei der SPÖ.)
In Wien soll es allen Frauen möglich sein,
eigenständig leben zu können. Das heißt, dass sie unabhängig sind und das heißt,
dass sie vor allem ein eigenes Einkommen haben. Auch den Zuwanderinnen - das
halte ich für einen der wesentlichsten Punkte - soll es möglich sein,
eigenständig zu leben. Das heißt aber auch, dass sie eigenständige
Aufenthaltsbewilligungen haben, damit arbeiten gehen können und sich vielleicht
aus Gewaltbeziehungen - wie wir es leider oft erleben - befreien können. Die
Möglichkeit zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss Mann und Frau
tatsächlich möglich sein. Alle, die in dieser Stadt leben, sollen sich sicher
fühlen, und zwar nicht nur draußen im öffentlichen Raum, sondern vor allem auch
in den eigenen vier Wänden.
Dass die SPÖ Wien nicht nur redet, sondern dass sie
auch konkret handelt, haben wir sehr wohl bewiesen, Kollegin Vassilakou. Ich
weiß nicht, wo Sie sind, aber ich gehe davon aus, Sie hören irgendwo zu, denn
es ist kein Zufall, dass es in Wien die beste Versorgung mit
Kinderbetreuungsplätzen österreichweit gibt. Wir sind absolute Spitze. Es ist
kein Zufall, dass in Wien die Frauenarbeitslosigkeit letztes Jahr um mehr als
15 Prozent gesenkt werden konnte. Auch wir haben gesagt, dass
Arbeitsmarktpolitik natürlich der zentrale Schwerpunkt unserer zukünftigen
Politik sein wird und wir haben neue Kollegen, die unser tolles Team verstärken
werden. Mit Sandra Frauenberger als GPA-Bundesfrauensekretärin und Norbert
Scheed als WAFF-Mitbegründer, denke ich, werden wir noch zusätzliche Impulse in
diesem Bereich setzen können. Der WAFF hat ja gerade in den letzten Jahren
bewiesen, was alles möglich war. 36 000 Menschen konnten
weiterqualifiziert und weitervermittelt werden. Darauf sind wir sehr stolz! (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist auch kein Zufall, dass Wien die einzige
Großstadt ist, die in Zukunft der Europaratsrichtlinie entsprechen wird, dass
es pro 10 000 Einwohnerinnen und Einwohnern einen Platz in einem
Frauenhaus geben wird. Das alles ist kein Zufall, sondern das alles ist
Ergebnis konkreter Frauenpolitik der SPÖ in Wien! Auch in der SPÖ ist
halbe/halbe gelebte Realität. Ich bin sehr stolz darauf, dass die Hälfte der
Stadtregierung weiblich ist. Ich bin auch sehr stolz darauf, dass
45 Prozent der SP-Gemeinderäte Frauen sind. Das zeigt, dass wir nicht nur
sprechen, sondern dass wir auch handeln! Darüber freue ich mich sehr! (Beifall bei der SPÖ.)
Da kann ich Ihnen nicht ersparen, Herr Görg,
Vorsitzender der ÖVP - ich sehe Sie jetzt leider auch nicht -, dass Sie vor den
Wahlen mehrmals sehr stark angekündigt haben, jetzt wird die ÖVP Wien weiblich,
jetzt kommen viele Frauen in den Gemeinderat, "stark, schwarz,
weiblich" haben Sie seit Monaten plakatiert (GR Heinz Hufnagl: Black Power!), aber Sie plakatieren es halt nur!
Im Gegensatz zu uns kann ich leider heute nicht viel erkennen! Drei Frauen sind
leider die Einzigen, die es geschafft haben, in die dominierte Männerriege
einzuziehen. (StR Dr Peter Marboe: Aber
was für Frauen! Da geht es nicht nur um Zahlen!) Aber wir reden nicht nur,
sondern wir handeln! Manche Parteien müssen sich sozusagen noch ein bisschen
umgewöhnen. Es ist leider diesmal nichts daraus geworden, aber ich wünsche es
den Frauen in der ÖVP, dass es das nächste Mal ein bisschen besser wird.
Wir werden unsere Arbeit auch in Zukunft engagiert
weiterführen. Es gibt ein paar wesentliche Schwerpunkte, die wir setzen werden.
Wien sagt der Gewalt gegen Frauen eindeutig den Kampf an. Ich sage dieses Wort
sehr bewusst auch in diesem Zusammenhang. Wir wollen einen Rechtsanspruch der
Opfer nach einer Tat. Wir wollen ein Verbot von Waffen in Privathaushalten.
Wien wird in einigen Monaten das vierte Frauenhaus eröffnen. Wir wollen so
genannte Fam-Cops. Diese müssen nun endgültig in die Realität umgesetzt werden.
Sprich, es sollen speziell geschulte Polizistinnen und Polizisten auch
daraufhin geschult werden, bei familiärer Gewalt eingreifen zu können.
Wir werden die Kinderbetreuung in Wien noch weiter
ausbauen und den Bedürfnissen von Eltern und Kindern weiter anpassen, vor allem
was die Öffnungszeiten betrifft. In einigen Wochen - darauf freue ich mich
besonders - werden wir unseren Rathausbetriebskindergarten eröffnen. Ich denke,
das ist nicht nur ein weiteres, sehr wesentliches Signal, sondern auch eine
wesentliche Unterstützung für die Frauen, die im Wiener Rathaus arbeiten, aber
natürlich auch für die Männer. (Beifall
bei der SPÖ.)
Die Wiener Stadtverwaltung nimmt Gleichbehandlung und
Frauenförderung sehr ernst. Wir haben 1996 das Wiener Gleichbehandlungsgesetz
beschlossen. Es war mein erstes Gesetz, dem ich zustimmen durfte. Wir haben ein
paar Jahre später sehr rasch und sehr gut novelliert.
Wir haben auch das Prinzip des Gender-Mainstreamings, denke
ich, mittlerweile sehr gut in die Wiener Stadtverwaltung implementiert. In
jedem Bezirk soll mindestens ein geschlechtssensibler Park entstehen - wir
haben auch über dieses Thema hier schon mehrmals reden können -, was dazu
führen soll, dass auch Mädchen sich sportlich und spielerisch
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