Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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auch, dass wir unsere geografische Situation gegenüber unseren
osteuropäischen Nachbarstaaten nutzen, um wirklich die besten Studenten mit
Stipendien zu uns zu holen, denen die Stadt Wien Wohnungen vergibt, damit sie
sich hier in Wien entsprechend integrieren können.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch eine weitere Aufgabe ist anzugehen,
nämlich die Frage einer Verwaltungsreform. Da ist manches auch gerade durch
Bernhard Görg in der letzten Legislaturperiode angefangen worden, aber leider
nur angefangen worden. Wir glauben, gerade jetzt sollte Wien auch die Chance nutzen,
um mit den Impulsen, die hier von der Bundesebene ausgehen, eine Staatsreform
herbeizuführen, denn mit den Strukturen der zwanziger Jahre des
20. Jahrhunderts werden wir viele Probleme des 21. Jahrhunderts nicht
lösen können. Wir brauchen schlankere und entsprechend neue Behördenstrukturen.
In Wien etwa dadurch, dass durch ein Zusammenfassen von Magistraten und
Polizeiverwaltung das One-Stop-Shop-Prinzip tatsächlich umgesetzt werden kann.
Egal, ob es sich um Akte der Polizeiverwaltung, des Magistrats oder der
Sozialversicherung handelt, sie sollen für den Bürger an einem Punkt
eingebracht werden können, etwa beim Magistratischen Bezirksamt. Aber auch,
dass wir in einer anderen Struktur in diesem Land auch Probleme in der
Ostregion durch gemeinsame Gesetze lösen und hier auch an einer Staatsreform
mitwirken, die genauso die Abschaffung der mittelbaren Bundesverwaltung wie die
Schaffung von entsprechenden Landesverwaltungsgerichten beinhaltet.
Wien muss hier Motor sein und darf nicht bremsen. Wettbewerb der Märkte und
Wettbewerb der Verwaltungen müssen entsprechend einhergehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, und was noch notwendig ist, ist ein Demokratiepaket.
Gerade in einem Europa, das ein Europa der skeptischen Bürger ist, ein Europa,
in dem auch nach der irischen Volksabstimmung vieles an Demokratie zu Recht eingefordert
wird, müssen wir neue Wege gehen. Neue Wege in der Beteiligung der Bürger, aber
auch darin, Instrumente der direkten Demokratie, wie etwa Volksbefragung oder
Volksabstimmung, mit neuem Leben zu versorgen.
Trauen wir uns, so wie Helmut Zilk vor gut zehn Jahren, wieder einen
Versuch zu starten und ein Demokratiediskussionsforum in dieser Stadt
abzuhalten. Trauen wir uns darüber, dass tatsächlich Fragen angesprochen
werden, wie etwa nach einem gerechten Wahlrecht, dass in Wien tatsächlich jede
Stimme gleich viel wert ist und jeder Wiener seine Stimme durch Briefwahl
abgeben kann und dass auch die im Ausland lebenden Wiener ihre Stimme abgeben
können, so wie das bei der Bundeswahl der Fall ist.
Das, was wir in dieser Stadt vor allem brauchen, ist mehr Mut zum
Wettbewerb. Mehr Mut zum Wettbewerb in der Wirtschaft. Mehr Mut zum Wettbewerb
im Bildungsbereich. Mehr Mut zum Wettbewerb auch in vielen sozialen Fragen, wo
vieles erst durch entsprechende auch private Träger gelöst werden kann.
Nehmen wir unsere Chancen selbst wahr und warten wir nicht darauf, dass die
Europäische Union uns etwas vorgeben muss, so wie das bei Strom und Gas der
Fall gewesen ist. Nutzen wir gerade auch diesen Bereich dazu, um eine Energie
AG zu schaffen, die verschränkt ist und sich am Markt entsprechend bewegen
kann. Organisieren wir viele andere Bereich auch in der Stadt Wien in einer
anderen Form, Abfall, Abwasser, dass hier der Bereich der Stadtwerke ausgeweitet
wird, damit diese Stadtwerke auch entsprechend am Markt agieren können. Gehen
wir endlich das Thema an, dass Wien vieles besitzt, wovon es sich sehr wohl
trennen könnte, ob das Reihenhäuser sind, ob das verschiedene Beteiligungen
sind, aber auch Bereiche wie etwa der Verkauf von Gemeindewohnungen. Das sind
Themen, die endlich angegangen werden sollten.
Oder was geschieht eigentlich mit der Holding? - Seit Jahren setzt sich von
Seiten der SPÖ-Stadtverwaltung niemand mehr damit auseinander, was mit diesen
Beteiligungen geschieht.
Wie geht es weiter mit dem Bereich der Bäder? - Hier klaffen lediglich
Einnahmen und Ausgaben auseinander und die einzige Antwort darf nicht sein,
dass hier Gebühren und Tarife angehoben werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt viele Zukunftsthemen, die diese
Stadt anzugehen hat: Die Frage der Verfügbarkeit menschlichen Lebens, wo Antworten
gerade durch die vorbildliche Einrichtung der Hospizbewegung in Wien gefunden
worden sind, die es aber zu pflegen gilt. Hier besteht ein völlig anderes Verständnis
zu Menschen als in anderen Teilen Europas, wie wir das leider heute schon
feststellen müssen. Wir haben uns der Frage des Zusammenlebens der Generationen
zu stellen und der Frage des Stellenwertes der Kinder, der Familie, wo sehr
viele positive Impulse jetzt gerade auf Bundesebene gesetzt werden. Es war
unsere Kollegin Romana Widhalm, die leider allzu früh verstorben ist, die in
diesem Haus davon gesprochen hat, dass wir so etwas brauchen, was eben jetzt
das Kindergeld geworden ist, dass entsprechende Unterstützungen da sind und es
darum geht - um das mit ihren Worten zu wiederholen -, dass die Familie ein
Biotop ist, das in Gefahr ist zu kippen.
Das sind die Fragen, denen sich diese Stadt zu stellen hat. Und der Frage
"Europa". Keine Partei in diesem Haus und in diesem Land ist eine
solche Europapartei wie die Österreichische Volkspartei. Ich sage an dieser
Stelle klar und deutlich, dass wir ein Bekenntnis sowohl zur Erweiterung als
auch zur Vertiefung Europas ablegen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Wir tun das nicht nur aus humanitären, sondern auch aus wirtschaftlichen
Gründen. Wir glauben, dass hier auch Wien viele Impulse zu setzen hat und wir
hier vieles tun können, um nicht nur Institutionen in Europa zu reformieren,
sondern auch die Menschen
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