Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Anlass. Es besteht auch kein Anlass, daran zu zweifeln, dass
wir als Sozialdemokraten stolz darauf sind, welche Leistungen für die
Wirtschaft in Wien von uns und mit uns erbracht wurden! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben heute
schon einige Wortmeldungen zum Rechnungsabschluss gehört. Wir haben von ÖVP und
FPÖ, vor allem von Herrn DDr Görg und von Herrn Klubobmann Kabas, drei
Schwerpunkte genannt bekommen, auf der einen Seite das Kapitel der
Budgetsanierung im Allgemeinen und immer wieder die Vergleiche von Wien mit dem
Bund, dann noch die Belastungen, wo immer wieder in den Raum gestellt wird,
welche Belastungen es eben in Wien geben könnte, und letztendlich als sehr
wichtigen Punkt auch die Wirtschaftspolitik.
Ich möchte gleich mit dem Rechnungsabschluss, mit der
Budgetsanierung beginnen. Ich scheue mich überhaupt nicht, hier Wien und den
Bund zu vergleichen. Es ist gelungen, das Budget in Wien weiter zu
konsolidieren. Es wurde ein Weg fortgesetzt, den die Stadt Wien seit Jahren
konsequent beschreitet. Die Erfolge sprechen für sich. Die Einnahmen konnten
von veranschlagten 122,8 Milliarden S auf
135,7 Milliarden S erhöht werden und das, ohne die Schwächsten zu
belasten. Gleichzeitig sind die Ausgaben signifikant geringer gestiegen, von
132,5 Milliarden S auf 138,8 Milliarden S. Damit wurde der
Abbau der Verschuldung - wir haben das heute schon in einigen Wortmeldungen
gehört - fortgesetzt, von 55,25 Milliarden S 1997 auf
28,13 Milliarden S 2000.
Wenn ich nachdenke, was der Rechnungshof der
Bundesregierung in den letzten Wochen alles mitgeteilt hat, wiegt das umso
schwerer und muss es eigentlich, meine sehr geehrten Damen und Herren von ÖVP
und FPÖ, umso schwerer wiegen und umso mehr schmerzen, dass Wien für seine
Budgetpolitik ausdrücklich vom Rechnungshof gelobt wurde. Das liegt auch daran,
dass ein Vergleich sicher macht.
Während österreichweit die Länderschulden 1991 bis
1999 um 68 Prozent angestiegen sind, in Kärnten - weil das sehr oft von
Ihnen als Beispiel genannt wird - übrigens um 119 Prozent, hat Wien mit
nur 27 Prozent auch hier eine Vorreiterrolle.
Das wichtigste Ergebnis dieses Rechnungsabschlusses
ist, dass wir schon im vergangenen Jahr erreicht haben, was auf Bundesebene und
auf Bundesseite - das wissen wir alle - in Wirklichkeit nicht, wie man so schön
auf Wienerisch sagt, "derhoben" werden wird, nämlich ein
Budgetüberschuss nach Maastricht-Kriterien.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn wir bei
den Schulden und beim Vergleich Wien mit dem Bund sind, auch dazu ein paar
Zahlen. ÖVP und FPÖ versprechen, auf Bundesebene keine neuen Schulden zu
machen. Entgegen aller Ankündigungen und Versprechungen stiegen allerdings die
Schulden des Bundes weiter, von 1 623 Milliarden S im Jahr 1999
auf 1 706 Milliarden S im kommenden Jahr. Das heißt, der
Staatsschuldenstand wird in drei Jahren um 83 Milliarden S
vergrößert.
In Wien dagegen geht der Schuldenstand tatsächlich
zurück. In Wien wurden die Schulden im Vorjahr - die Frau Kollegin Rothauer hat
es angesprochen - fast halbiert, während sie der Finanzminister auf Bundesebene
im selben Jahr um 38 Milliarden S erhöhte. (GR Dr Herbert Madejski: Die AKH-Milliarden nicht zu vergessen!) Wien
hat seinen Schuldenstand im Jahr 2000 um 21 Milliarden S oder um
43 Prozent verringert, die ÖVP/FPÖ-Bundesregierung dagegen im selben Jahr
- wie schon erwähnt - Schulden in der fast doppelten Höhe angehäuft, nämlich
38 Milliarden S.
Der Herr Finanzminister setzt seine Politik des
Schuldenmachens auch heuer und im kommenden Jahr fort. Er wird heuer laut
Bundesvoranschlag 32 Milliarden S neue Schulden machen, nächstes
Jahr, im Jahr des angekündigten Nulldefizits, immer noch 11 Milliarden S
neue Schulden. Das macht in den ersten drei Budgetjahren - wie schon erwähnt -
83 Milliarden S.
Die Schulden des Bundes betrugen im Vorjahr
58 Prozent des Bruttoinlandprodukts, die Schulden Wiens betrugen dagegen
im Vorjahr nur einen Bruchteil davon, nämlich etwa 4 Prozent des
Bruttoregionalprodukts.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das sind
Zahlen, auf die man stolz sein kann und die man mit Stolz auch aussprechen
kann! (Beifall bei der SPÖ.)
Gehen wir zum nächsten Punkt, zur Wirtschaft, zum Wirtschaftsstandort,
zu den Investitionen, die vor allem von Herrn Klubobmann Kabas in den
Mittelpunkt seiner Ausführungen gestellt wurden. Es gab hier die Aussage von
Kabas: "Keine Impulse im Bereich der kommunalen Investitionen". Es
gab die Aussage: "Die Wiener Wirtschaft ist Schlusslicht in
Österreich." Er hat auch betont, wie gut Wien beim Fremdenverkehr
abgeschnitten hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Darauf können
wir mit Recht stolz sein. Aber Wien hat nicht wegen der Bundesregierung beim
Fremdenverkehr so gut abgeschnitten, sondern trotz dieser Bundesregierung, weil
Wien seine Aktivitäten für die Fremdenverkehrswerbung auch dementsprechend
verstärkt hat! (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn ich beim Fremdenverkehr und beim Tourismus bin, noch
eine Zahl: Ich kann mich sehr gut daran erinnern, vergangenes Jahr im Februar
habe ich, glaube ich, in einer Aktuellen Stunde darüber diskutiert und
debattiert, welche Auswirkungen diese Bundesregierung auf den
Wirtschaftsstandort und auf den Tourismusstandort Wien hat. Ich habe damals
darauf aufmerksam gemacht, dass es zu einem Rückgang kommen wird, vor allem im
Bereich des Kongresstourismus. Was haben mich damals vor allem die Vertreter
der Freiheitlichen korrigiert und gesagt, das wird nie eintreffen und es wird
ständig darauf hingewiesen, wie gut das alles gelaufen ist. Tatsache ist aber,
dass
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