Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 100
wandert! - Na, warum tun sie denn
das? Weil Sie die Ausfahrtsstraßen entsprechend bauen und das noch legitimieren.
Wie kann man hier Ziele vorgeben und gleichzeitig bei den Maßnahmen dann genau
das Gegenteil dessen tun, was man bei den Zielen vorgibt?
Nächster
Punkt - und da verstehe ich die Position in Wien überhaupt nicht -:
Road-Pricing. Ich glaube, dass die Frage der Bepreisung der Maut eine Schlüsselfrage
ist. Wenn es was gratis gibt, wird es übernutzt. Wenn man wirklich vor allem
beim Lkw-Verkehr lenkend eingreifen will, insbesondere auch Richtung Osteuropa,
wird man beim Preis Relevantes tun müssen. Und da verstehe ich nicht, warum die
Position der Stadt Wien nicht ein erfolgreiches Modell kopiert. Das
erfolgreiche Modell heißt Schweiz.
Man stelle
sich Folgendes nur in Kürze vor: Jahrelang wird vorgebetet - und ich habe nicht
vergessen, dass es auch sozialdemokratische Verkehrsminister waren -, eine
vollelektronische Bemautung gehe technisch nicht. Seit Beginn dieses Jahres ist
in der Schweiz ein vollelektronisches System im Betrieb. Von welcher Firma realisiert?
- Von einer Firma, die in Wien ihren Sitz hat. Aber hier sagt man seit Jahren,
das geht technisch nicht. Die Bundesregierung setzt jetzt diese schlechte
Politik weiter fort, von Jahr zu Jahr wird verschoben. Jeder Monat Verzögerung,
meine Damen und Herren, kostet 120 bis 150 Millionen S, die dem Staat
entgehen. Das nur im Verhältnis zu dem, um welche Pipimatzbeträge wir hier
diskutieren.
Warum sagt
die Stadt Wien nicht Folgendes: Erstens Schweizer Modell. Das heißt nämlich,
nicht nur Autobahnen zu bemauten. Warum soll es besser sein, wenn ein Lkw
gratis auf der Bundesstraße fährt - das wird speziell uns in Wien treffen -, warum
wird nur auf Autobahnen bemautet? - Ich weiß, dass die momentane
EU-Verkehrsrichtlinie eine ist, die es nur für die Autobahnen vorsieht. Sie ist
aber in Verhandlung. Gerade Österreich und speziell Wien könnten und müssten
jetzt verhandeln, dass es wie in der Schweiz auf das gesamte Straßennetz ausgedehnt
wird.
Ich
erspare es mir aus Zeitgründen, den Erfolg zu schildern, wie viel Prozent des
Transitverkehrs in der Schweiz auf der Schiene sind - das ist der überwiegende
Anteil - und wie viel davon auf der Straße sind; das ist ein kleiner Teil. Bei
uns ist es genau umgekehrt. Und was machen wir jetzt? Was machen wir jetzt auf
Bundesebene? - Die Schweizer binden die Einnahmen aus dem Road-Pricing zu zwei
Drittel für den Schienenverkehr. Und was plant die Bundesregierung? - Das
gesamte Geld für den Straßenausbau auszugeben! Na, da wird sich sehr viel zu
Gunsten der Schiene verlagern!
Ich habe
es jetzt auf die Schnelle nicht gefunden, aber die klare Position Wiens muss
sein, den Großteil der Einnahmen aus der Lkw-Bemautung für die Schiene
zweckzuwidmen und es insbesondere nicht nur auf den Autobahnenbereich zu
konzentrieren, sondern auch das gesamte Bundesstraßennetz mit einzubeziehen,
sonst haben wir gerade in Wien sehr wohl Verdrängungseffekte.
Nächster Punkt - Sie haben es richtig angesprochen,
aber die Strategie konnte ich nicht entnehmen -: Es wird hier richtig von
Zusammenarbeit mit dem Umland gesprochen. Was passiert gleichzeitig? - Der VOR
bricht auseinander. Diejenigen von Ihnen, die mit dem öffentlichen
Verkehrsmittel fahren und gelegentlich auch Tickets lösen, kennen die
entsprechenden Automaten, aber seit einigen Monaten kann man in Wien keine
VOR-Tickets mehr lösen. Das heißt, man darf jetzt, besonders zusammenwachsend,
zwei Tickets lösen.
Und wir wissen alle, was droht. Es droht der Totalauseinanderfall
des Verkehrsverbunds Ostregion. Es droht, dass Niederösterreich einen eigenen
macht, und ein toller Verkehrsverbund, der Verkehrsverbund Ostregion, ist in
Zukunft Wien. Echt super! Es wäre
doch super, die Europäische Integration zumindest einmal auf Vösendorf,
Katzelsdorf und Mistelbach auszudehnen. Machen wir doch zumindest einmal diese
Integration. Ich glaube, das wäre kommunalpolitisch irgendwie angemessen. Ich
finde verheerend, was da passiert, und habe den Aufschrei von Ihnen und auch
den konkreten konstruktiven Vorschlag vermisst, wie man den Bund mit einbeziehen
könnte.
Und wenn ich es süffisant sagen darf: Der Herr
Bürgermeister rühmt sich immer seiner speziellen Freundschaft mit dem
niederösterreichischen Landeshauptmann. Da könnten doch die beiden, wenn sie es
wirklich wichtig nehmen, einmal beim Heurigen, wie sie das gerne tun, bei einem
Glaserl, wie es der Herr Bürgermeister richtig und netterweise immer anspricht,
über den Verkehrsverbund Ostregion ein Worterl reden, und vielleicht könnte der
Herr Pröll sich dann beim Herrn Bundeskanzler stark machen, dass das wirklich
umgesetzt wird. Der Zerfall des VOR ist eine Katastrophe für die Verkehrspolitik
in Wien.
Ein Vorletztes, ganz Grundlegendes, und das betrifft
auch Wien. Ich habe mir angeschaut - was heißt angeschaut, es stand in der
Zeitung -, welches Volumen die Summe der Wünsche der neun Bundesländer für die
Verkehrsinfrastruktur umfasst. Bei ungekürzter Umsetzung der Wünsche geht es um
800 bis 900 Milliarden S; auf 20 Jahre, muss man der Fairness
halber dazusagen. Das ist wahnsinnig viel Geld!
Und ich frage jetzt schon in einem Gesamtzusammenhang, wenn
man sich zum Beispiel die Situation der Universitäten anschaut, wenn man sich
die Situation von Bildungseinrichtungen anschaut, ob nicht ein derartiger
Investitionsschub in einem Bereich, der aus meiner Sicht die Infrastruktur der
Zukunft darstellt, angebracht wäre. Das ist nicht, Güter oder Personen von A
nach B zu transportieren, sondern hier oben (Der
Redner weist gegen seine Stirn.) das Know-how einer Gesellschaft zu bauen.
Ich frage mich, ob es nicht sinnvoller wäre, diese Investitionssumme vor allem
in den Bildungsbereich zu investieren und im reduzierten Ausmaß in den
Verkehrsinfrastrukturbe
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