Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 100
Viele Maßnahmen des
Verkehrskonzepts 1994 sind umgesetzt oder zumindest eingeleitet, die Parkraumbewirtschaftung,
das Garagenprogramm, die dritte Ausbauphase des U-Bahn-Baus, der ULF, die
vierte Fahrspur auf der Praterbrücke, die B 301 - heute war ja der
Spartenstich, und das ist gut so - et cetera.
Und jetzt
kommen wir zum neuen Verkehrsmasterplan. Die Grundsätze wurden hier skizziert,
wie Nachhaltigkeit und Akzeptanz und Effektivität und Kooperation. Wichtig ist
auch, dass die Prinzipien der Verkehrsvermeidung, der -verlagerung und eine
Verbesserung des Angebots zum Tragen kommen.
Und ganz, ganz
wichtig erscheinen mir auch die drei Ziele, die der Herr Stadtrat hier
skizziert hat.
Wien muss
Wirtschaftsstandort sein. Mich wundert, dass die ÖVP-Redner darüber überhaupt
nichts gesagt haben, als die Wirtschaftspartei, wie Sie immer meinen, dass Sie
sind. Wien soll Wirtschaftsstandort sein. Der muss gesichert sein, und dazu bedarf
es der Schiene, der Straße, der Binnenschifffahrt und des Flugverkehrs.
Zum Zweiten
ist es wichtig und wesentlich, die Verbesserung des öffentlichen Nah- und
Personenregionalverkehrs durchzuführen.
Und zum
Dritten ist auch die Entlastung der Siedlungsgebiete mit Umfahrungsringen ein
wesentliches Faktum.
Zu den
Positionen der EU-Verkehrspolitik aus Wiener Sicht wurde ja heute schon
Stellung genommen vom Herrn Stadtrat. Es stimmt schon: Das hochrangige
Straßennetz ist bisher nur rudimentär enthalten gewesen. Es fehlen die
Verbindungen zu den Nachbarschaftsstaaten wie Slowakei und Tschechien. Und
darum ist es auch so wichtig, dass wir die Spange Kittsee-Bratislava, also die
B 307, bauen und die A 5, die Nordautobahn nach Tschechien. Und genauso
wichtig ist auch - natürlich mit strategischer Umweltverträglichkeitsprüfung,
das ist klar - ein Umfahrungsring um Wien.
Bei den
nationalen verkehrspolitischen Überlegungen ist das Road-Pricing heute schon erwähnt
worden. Also ich finde hier, dass die Mauthöhe, progressiv gestaffelt, günstig
ist, spätestens Mitte 2003 eingeführt werden muss und mindestens 4 S
betragen soll. Warum? - Nur eine Zahl dazu, und Sie können das nachlesen: Wenn
ein 40-Tonnen-Lkw die Straße 60 000-mal mehr belastet als ein Pkw, dann
muss man handeln.
Und zu den
Verländerungen der Bundesstraßen. Es gab ja ein Landeshauptleute-Treffen in Baden.
Hier wurde grundsätzlich die Bereitschaft bekundet, das in Landeskompetenz zu
übernehmen. Aber ich meine, die jährlichen Budgetraten für den Ausbau und die
Erhaltung müssen dramatisch angehoben werden, denn es gibt hier wirklich
eklatante Defizite, zumindest mittelfristig, auszugleichen, so an die 700,
750 Millionen S. Und hier wird man überlegen müssen, ob man diesen
Finanzierungsschlüssel nicht noch verändern sollte. Das sollte man überdenken.
Beim U-Bahn-Bau,
beim S-Bahn-Bau sind wir in der Zeit. Die dritte Ausbaustufe des U-Bahn-Baus
ist voll in Realisierung, also die U 1 nach Leopoldau und die U 2 in
den Raum Stadlau, Aspern. Und im Rahmen des Wiener Vertrags - das wurde heute
schon erwähnt, 50 zu 50 Bund und Land - soll es auch so weitergehen, damit auch
die Planungsarbeiten für die vierte Prioritätenreihung, das bedeutet
U 1-Süd und U 6 in Richtung Stammersdorf, gesichert sind.
S-Bahn:
S 7, S 80, Ertüchtigung der Stammstrecke, sind eine Notwendigkeit.
Warum ich das
jetzt so ausführlich gesagt habe, meine sehr geehrten Damen und Herren? - Weil
ich eben meine, dass hier Milliarden für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs
zu investieren sind und der Trend vom Auto zu den Öffis auch anhalten soll. Das
sagt auch eine Untersuchung des Instituts für Sozialdata, die genau bestätigt,
dass der Personennahverkehr 33 Prozent Anteil in Wien hat. Das ist wirklich
beachtlich, wenn man weiß, dass er in München bei 24 Prozent ist und in
Stuttgart bei 22 Prozent ist und dass in Österreich Linz 20 Prozent
Personennahverkehr hat, Graz 16. Also hier sind wir wirklich auf einem guten
Weg.
Ich will Sie
nicht mit Zahlen langweilen. Aber wenn auf 117 U-Bahn-, Straßenbahn- und
Autobuslinien 725 Millionen Fahrgäste unterwegs sind, dann finden wir
Sozialdemokraten, dass das europaweit Spitze ist, und das, glaube ich, muss
auch die Opposition zur Kenntnis nehmen.
Und neben der
Bevorrangung des öffentlichen Verkehrs - zu dem komme ich jetzt - muss
natürlich auch ein sinnvoller, entlastender Straßenbau, in Varianten gedacht,
mit den Bürgern diskutiert, ebenfalls möglich sein.
Der Kollege
Chorherr hat das etwas heruntergemacht. Also ich finde, Autophobie löst keine
Verkehrsprobleme, meine sehr geehrten Damen und Herren, und dieser Spatenstich
der B 301 war heute sehr wichtig. Die Südumfahrung und die Nordostumfahrung
sind wirklich wichtige Maßnahmen im Kampf gegen das tägliche Verkehrschaos. Und
darüber hat ja der Stadtrat ebenfalls gesprochen. Ich meine, dass diese
Straßenprojekte wirklich zur Entlastung der Bevölkerung dienen sollen. Und es
ist wirklich auch internationalen Verkehrsexperten vollkommen unverständlich,
dass der Verkehr durch Wien geht und nicht um die Stadt herum, wenn jede
größere Ortschaft einen Umfahrungsring hat. Und ich verstehe auch die Sorge der
Bevölkerung um die Ökologie, und darum gibt es ja diese strategische
Umweltverträglichkeitsprüfung, damit genau eruiert werden kann, welche der
Trassen Sinn macht.
Aber eines muss klar
sein: Der tägliche Stauwahnsinn, der muss ein Ende haben. Und nicht umsonst
haben in einer Radio-Wien-Aktion Tausende Wiener gesagt, was sie von der
Tangente der Zukunft halten. Es macht keinen Sinn, den Verkehr durch die Stadt
zu
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