Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 100
für Ähnliches zuständig sind, aber nicht genau klar ist, wer
wofür zuständig ist, werden, auf das Problem angesprochen, sagen: "Was
sollen wir tun? Das ist die Tarifautonomie der WIENER LINIEN."
Einem Monopolbetrieb, wo keine Konkurrenz möglich
ist, eine Tarifautonomie zu geben, halte ich auch aus gesamtwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen für falsch. Letztendlich werden weiterhin die Gemeinderäte
gefragt, geprügelt und für die Erhöhung kritisiert. Ich halte das für
grundlegend falsch. Die politische Verantwortung hätte auf jeden Fall bei der Gemeinde
Wien bleiben müssen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Nächster Punkt: Man muss sich das in der Flapsigkeit
wirklich einmal vorstellen. Wir haben jetzt zum Beispiel in einigen Bezirken
heftige Auseinandersetzungen zwischen der Bevölkerung, der Bezirksvertretung
und den WIENER LINIEN, wo und in welchem Intervall eine Linie zu führen ist.
Wer entscheidet in der Zukunft darüber? - Bisher war klar, es gab einen
Verantwortlichen, das war letztlich der Verkehrs- oder der Wirtschaftsstadtrat
und hier wurden Dinge klar gemacht. Jetzt steht in kargen fünf Zeilen:
"Festgehalten wird, dass es in der Entscheidungskompetenz der WIENER
LINIEN liegt, Änderungen des Verkehrsangebots im angegebenen Ausmaß ohne Rücksprache
der Vertragsparteien durchzuführen." Und dann steht bei Straßenbahnen:
"plus/minus 2 Prozent" und bei U-Bahn-Verkehren:
"plus/minus 3 Prozent".
Also man liest in Zukunft in der Zeitung, dass die
WIENER LINIEN - machen wir es aktuell - den Fünfer am Abend nicht mehr bis
24 Uhr führen, sondern eben um 19 Uhr zusperren, oder den J-Wagen
halt nicht mehr in Fünfminutenintervallen, sondern in Siebenminutenintervallen
führen, weil sie sparen müssen. Das erlaubt man sich hineinzuschreiben! Das
halte ich in der Allgemeinheit für fahrlässigst!
Jetzt gehe ich auf das Argument ein, was StR Rieder
darauf sagt. Er sagt darauf: "Na ja, wären die WIENER LINIEN" - das
hat am ersten Blick durchaus etwas für sich - "ein privates Unternehmen,
dann könnte man in der Tat so einen Vertrag nicht machen. So einen Vertrag kann
man ja nur machen, wenn man 100-prozentiger Eigentümer ist." - Ich möchte
hier festhalten, ich bin froh, dass wir 100-prozentiger Eigentümer sind und
auch bleiben. Darauf ist wieder Folgendes zu sagen, weil es ein wichtiger Punkt
ist, den ich bis heute elementar vermisse: Wer ist jetzt derjenige oder
diejenige, der beziehungsweise die den WIENER LINIEN diese Vorgaben vorgibt? -
Ich sage es deswegen, weil es bis heute für mich nicht ausreichend beantwortet
worden ist. Einerseits ist es mit seinen eigenen Worten - darum meine ich das
nicht herablassend - Hutwechsler Rieder, Hutwechsler Eigentümervertreter,
Hutwechsler Finanzstadtrat oder Hutwechsler, der die Richtung vorgibt, oder ist
es andererseits der StR Schicker, der formal richtigerweise jetzt den Saal
verlassen hat, weil ihn das ja eigentlich nichts angeht, das ist das Bier vom
StR Rieder. Im Kern geht es aber immer wieder darum.
Ich bleibe jetzt bei diesem leidigen, lokal wichtigen,
für ganz Wien nicht so wichtigen Thema "Fünfer". In den nächsten zehn
Jahren wird es Tausende Themen wie den "Fünfer" geben, wo was wie vielleicht
verändert wird. Ist jetzt die Institution, die die klaren Vorgaben gibt,
Hutwechsler Rieder im entsprechenden Ausschuss - woran ist er da gebunden? -
oder ist es der Verkehrsstadtrat? - Bisher weiß ich aus Gesprächen vom
Verkehrsstadtrat, er fühlt sich nicht als derjenige, der ganz klar die Rahmenbedingungen
geben kann. Dazwischen steht ein Dior Grois, der sich bisher - ich stehe nicht
an, das zu sagen - bemüht hat, einen Interessenausgleich herzustellen. Das hat
vielleicht mit der Kultur zu tun, aber formal würde mich interessieren, wer
Ihnen da etwas anzuschaffen hat oder ob Sie sagen: "Ich bemühe mich, aber
wenn ich es mir aus Kostengründen nicht leisten kann, dann spare ich es halt
ein." Wer trägt dafür die Verantwortung? - Das ist total unklar, weil die
Vorgaben, die es hier gibt, sind von einer unglaublich hohen Unbestimmtheit.
Vielleicht werde ich heute eine Spur schlauer und es
wird mir gesagt, welche Aufgaben die Stadt wahrnimmt und wo diese diskutiert
werden. Beim Verkehrsmasterplan haben wir ja gesehen, er redet über die ganze
Region, das ist sehr allgemein, aber mir geht es um die vielen Dinge, die die
Leute am öffentlichen Verkehr in Wien zu Recht interessieren, wo jetzt ein
gewisser Status Quo an Platzkilometern festgeschrieben wird, wo sich nicht nur
hoffentlich, sondern klarerweise die Dinge in den nächsten Jahren ändern
werden, wo sich eine Siedlungsentwicklung ändern wird, wo sich sicherlich und
hoffentlich etwas ändern wird. Aber "hoffentlich" ist ein bisschen
ein dünnes Argument für einen Politiker, der jedes Jahr
4 Milliarden S mitverantworten muss, die in Ihre Richtung hinüber
vertraglich gesichert werden.
Wo ist der Ort, wo hier Prioritäten festgesetzt
werden? - Bisher war es eine magistratsabteilungsähnliche Institution. Ich bin
durchaus dafür, hier Flexibilität zu gewährleisten, aber Flexibilität kann
letztlich nicht Verantwortungslosigkeit heißen und ich sehe hier momentan, dass
die Verantwortung nicht entsprechend festgelegt ist.
Ein weiteres kleines Beispiel, um das abzurunden -
dann bin ich ohnehin ökonomisch mit der Zeit weit früher fertig -, ist ein
Thema, das mir immer wieder ein großes Anliegen ist, wo jetzt erste Schritte
gegangen werden und wo mich auch interessieren würde, wie das in der Strategie
vom StR Rieder in Zukunft entschieden werden soll. Das ist die richtige
Strategie einer detaillierten Kundeninformation, wie sie jetzt bei ein paar
Haltestellen ansatzweise passiert. Nach welchen Kriterien wird es weiter
umgesetzt?
Verkehrspolitisch sage ich jetzt als GRÜNER, ich halte es
für sehr wichtig, dass die subjektiv extrem lang empfundene Zeit, wo man wartet
- da sind fünf Minuten sehr lange -, viel kürzer wird, wenn man weiß, es sind
fünf Minuten. Darum macht man das ja
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