Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 100
Wien eine SPÖ, die
mit absoluter Mehrheit regiert, die hier die Macht hat, eine SPÖ, die in den
ausgegliederten Unternehmungen die Macht hat, eine SPÖ, die auch in anderen
Bereichen die entscheidende Macht ist. Es wird sich hier in Wirklichkeit also
nicht viel ändern. Die SPÖ wird die nächsten fünf Budgets vorlegen. Also egal,
was ist: Dieser Vertrag ist gesichert und soll jetzt hier verabschiedet werden.
Daher möchte
ich noch auf einen anderen Aspekt zu sprechen kommen: Ich habe in der
Mitgliederzeitung "Teamgeist" ein Zitat des Herrn Diors Dipl Ing
Grois gefunden. Ich lese nur einen Satz daraus vor, der, so glaube ich, gut und
symptomatisch ist und den man zur Kenntnis nehmen sollte:
"Wir
hoffen natürlich, dass die Stadt dem öffentlichen Verkehr weiterhin einen so
hohen Stellenwert einräumt. Aber auch die Stadt muss sparen und daher ist die
Frage der Rationalisierung - auch ohne Konkurrenzsituation - auch im Sinne der
Stadt sinnvoll und notwendig."
Ich glaube,
wenn dieser Satz genauso auch umgesetzt wird, dann ist das eine gute Sache, und
davon gehen wir aus. Kollege Madejski hat ja ausgeführt, wo der Weg hingehen
muss, nämlich zur Schaffung einer starken Organisation, die sich, was immer die
EU uns bringen mag - und das wissen wir, wie gesagt, jetzt noch nicht -, dann
trotzdem überall durchsetzen kann.
Es gibt aber
auch einen Aspekt, dem man hier besondere Beachtung schenken soll, nämlich die
Situation der Beschäftigten. Ich denke nur zurück an die Ausgliederung. Damals
wurde in der Gewerkschaftszeitung "Wir Straßenbahner" - Fraktion
Sozialdemokratischer Gewerkschafter - für den Bereich der Straßenbahn
gefordert: Neu eintretendes Personal soll weiterhin nach der bestehenden
Vertragsbedienstetenordnung aufgenommen werden. - Ich gebe zu, das war die
Nummer 2/1998, deren Erscheinen schon einige Zeit zurückliegt, aber wir
wissen, wie es in Wirklichkeit ausgegangen ist:
Nach gar nicht
allzu langer Zeit war in "Wir Gemeindebedienstete" zu lesen:
"Neuer Kollektivvertrag für die Wiener Stadtwerke". - Da ist übrigens
etwas Wunderschönes zu sehen: ein Bild mit vier Herren, und darunter steht:
"Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter pflegten trotz neoliberalen
Umfelds einen sozialpartnerschaftlichen Umgang." - Es sind vier
Sozialdemokraten, die dieses neoliberale Umfeld darstellten, was an sich schon
recht interessant ist. Besonders interessant ist aber der Inhalt dieses Artikels,
denn hier heißt es: "Insgesamt betrachtet ergibt sich eine Reduktion des
Einkommens gegenüber den Vertragsbediensteten von zirka 13 Prozent für die
neu Eintretenden."
Es ist also
jetzt schon offensichtlich, welche Probleme da auf uns zukommen werden. Es wird
notwendig sein, diesen Themen auch die entsprechende Aufmerksamkeit zu schenken
und mit Akribie vorzugehen, weil natürlich jede Änderung der Arbeitsplatzbedingungen
in der Regel mit Verschlechterungen verbunden ist oder zumindest verbunden sein
kann. Auf jeden Fall werden die Menschen dadurch verunsichert. Das ist nun
einmal so und das ist auch bei den Wiener Stadtwerken nicht anders.
Ich habe noch
einen anderen Artikel gefunden, der mir auch interessant erscheint - er stammt
auch aus "Wir Straßenbahner". In diesem Artikel geht es darum, dass
der Personalvertreter schreibt, man gehe davon aus, dass 20 Prozent
eingespart werden müssen, und wie die Regelung in Bezug auf Zulagen aussehen
wird, wenn die neu Eingestellten anders entlohnt werden, als die bereits dort
Beschäftigten. Das ist dann ohnedies gelöst worden - zumindest fürs Erste, wie
mir scheint. Natürlich besteht, wenn eingespart werden muss, immer ein
Rationalisierungsdruck, und man wählt dann immer die billigsten Varianten.
Daher wird es,
so glaube ich, notwendig sein, diesem Thema weiterhin Beachtung zu schenken. Immerhin
gibt es ja eine Betriebsvereinbarung, bei der man davon ausgeht, dass bis zum
Herbst 2002 Übergangsregelungen gelten sollen. Ich befürchte nur, dass man
vielleicht, weil ja am 8. Mai 2002 die Personalvertretungswahlen
stattfinden, zwischen Gewerkschaft und Betriebsleitung bis dahin so etwas wie
ein Gentlemen's Agreement oder ein Stillhalteabkommen schließen und erst
nachher zuschlagen wird.
Sehr wichtig
ist es in diesem Fall, so glaube ich, dass man den Tausenden Beschäftigten der
Wiener Verkehrsbetriebe Zukunftsperspektiven aufzeigt. Obwohl sie ja wissen,
dass der Druck, der Rationalisierungsdruck immer größer werden muss - und wenn
wir uns das heute vorliegende Vertragswerk ansehen, in dem keine Valorisierung
vorgesehen ist, dann müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass auch das schon einen
Druck erzeugen wird, weil man ja mit demselben Geldbetrag auskommen muss -, ist
es, so glaube ich, wichtig, ihnen auch die Gewissheit zu geben - wir können das
natürlich nicht für alle Zeit tun, aber solange man vorausschauen kann -, dass
ihr Arbeitsplatz zumindest für einen bestimmten Zeitraum in einer entsprechenden
Form gesichert ist.
Wir müssen uns
auch dessen bewusst sein, dass gerade diese Beschäftigten zu jenen Wiener Gemeindebediensteten
zählen, die ihre Arbeit unter extremsten Bedingungen verrichten. Sie haben eine
total unregelmäßige Arbeitszeit und sie sind den ganzen Tag mit dem
Straßenverkehr konfrontiert. Das sind zwei Faktoren, die einen Menschen psychisch
und physisch überaus belasten, und ich glaube, diesem Aspekt sollte man auch
ausreichend Beachtung schenken. Ich halte es auch für wichtig, dass die
Tatsache, dass dieses Werk heute hier beschlossen wird, für die Beschäftigten,
weil sie ja auf diesen Vertrag so sehr warten und sich davon vielleicht auch
mehr erwarten, als man dann tatsächlich umsetzen können wird - weil wir ja
nicht wissen, wie die EU entscheiden wird -, dennoch ein Grund für eine gewisse
Beruhigung sein soll.
Ich glaube, man
sollte - bei allen Aspekten, die
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