«  1  »

 

Gemeinderat, 6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 84 von 100

 

Konzept und so weiter.

 

Heute stehen wir vor einer neuen Subvention, heute geht es um 7 Millionen S. Wir haben aber keine echte Ausschreibung, wir wissen zumindest nichts von einer Ausschreibung, geschweige denn von einem Ergebnis, und wir haben kein Konzept. Also einfach zum Durchtauchen noch einmal 7 Millionen S. Dabei gab es sogar Konzepte und es gab Interessenten darüber hinaus. Wächter und Vitasek wurden genannt.

 

Es ist ganz interessant, wenn man sich das Protokoll der Rede des StR Marboe am 27. Juni anschaut. Da hat er das zur Sprache gebracht und GR Woller hat einen Zwischenruf gemacht und gesagt: "Die sind ja alle von 12 Millionen S ausgegangen pro Jahr!" Das heißt also, deren Konzepte sind von 12 Millionen S ausgegangen. Jetzt sind wir ohne Konzept mit reinem Durchwurschteln über 12 Millionen S und sollen das heute beschließen. Da kommt aber keine Kritik von den Roten oder irgendwie ein Hinweis darauf, dass das offenbar zu viel wäre.

 

Dem Steuerzahler ist ein so hoch subventionierter Schwebezustand jedenfalls nicht zumutbar. Außerdem wird dem Rabenhoftheater unter den gegebenen Umständen keine große Zukunft vorausgesagt. Ich glaube, eine Minimallösung im Rahmen der Josefstadt oder eine Probebühne wäre sinnvoller gewesen. Die mäßig originellen Stücke von Wolfgang Bauer etwa holen ja nicht einmal beim "steirischen herbst" noch jemanden hinter dem Ofen hervor. Bei uns werden sie gezeigt, und wie viele Leute dadurch im 3. Bezirk in den Keller gelockt werden, das sieht man ja. Auch der Spielplan bis zum Jahresende ist nicht umwerfend. Es ist eben, so wie ich schon festgestellt habe, ein Durchwurschteln, aber dafür werden immerhin 7 Millionen S aufgewendet. Wir haben also wieder eine rote Spielwiese in Wien mehr und sogar eine sehr teure.

 

Da muss ich aber doch noch eines dazusagen: Die Haltung der ÖVP ist da schon scheinheilig. StR Marboe hat gemeint, die Haltung der Grünen wäre scheinheilig, ich meine, seine ist es nicht minder. Denn wenn er feststellt, dass die Subvention an sich zu hoch ist, dass sie unverhältnismäßig hoch ist im Vergleich zu anderen kleinen Bühnen, wenn er die politische Einflussnahme kritisiert und dann im selben Atemzug fordert, dass diese Subvention aus einem anderen Topf kommen soll, nämlich aus dem Finanzressort, dann verstehe ich das nicht. Dem Steuerzahler ist es wirklich egal, aus welchem Topf die Mittel zugeschossen werden, und dem Direktor des Rabenhoftheaters wird es auch egal sein, von wo er das Geld bekommt. Also, diese Argumentation ist nicht nachvollziehbar. (Beifall bei der FPÖ. - GR Gerhard Pfeiffer: Aber den anderen Kulturschaffenden ist es nicht egal!) Das ist vielleicht den anderen Kulturschaffenden nicht egal, aber wenn wir kritisieren, dass das an sich falsch ist, was hier passiert, dann kann ich das Geld nicht dort reinschieben. Das ist wirklich nicht sinnvoll.

 

Letztlich - davon gehe ich aus - werden wir nach einem sicherlich 100-prozentig objektiven Auswahlverfahren erfahren, dass der einstweilige Leiter Welunschek auf Dauer bestellt wird. Das ist nur eine Prognose, aber ich glaube, die wird sich erfüllen.

 

Man sieht also, dass das Herauslösen des Rabenhoftheaters aus dem Theater in der Josefstadt offenbar hauptsächlich politisch motiviert war. Künstlerisch und finanziell hat es nichts gebracht, eher im Gegenteil.

 

Daran sieht man auch wieder, welch große Probleme die Bestellungsmodalitäten von Direktoren und Intendanten in Wien aufwerfen. Es ist daher längst an der Zeit, über die bestmögliche Wahl von Direktoren fernab aller machtpolitischen Interessen zu diskutieren. Für eine solche bestmögliche Entscheidung sind Richtlinien erforderlich, die eine unabhängige Besetzungspraxis ermöglichen. Zu diesem Zweck stellen wir einen Beschlussantrag, den ich kurz zur Kenntnis bringe:

 

"Der Herr Kulturstadtrat möge eine Enquete einberufen, die sich mit dem Thema der Bestellung von Direktoren beziehungsweise Intendanten an Theatern, Opernhäusern und Festivals befasst."

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses Antrags an den GRA für Kultur und Wissenschaft beantragt. (GR Mag Thomas Reindl: Hätten Sie das beim ÖIAG-Aufsichtsrat so gemacht, dann wäre das objektiv gewesen! - Heiterkeit bei der SPÖ. - Berichterstatterin GR Marianne Klicka: Da sind nur Experten! Das stimmt!)

 

Also, wir können von Ihnen, glaube ich, viel lernen, was politische Besetzungen betrifft, das muss ich schon sagen. Das haben Sie in den letzten Jahren bewiesen. Da sind Sie wirklich Meister. (Beifall bei der FPÖ. - GR Kurt Wagner: Der Prinzhorn ist da Weltmeister!) Also, wo die Weltmeister sitzen, scheint klar. Ich fürchte, da haben die Roten wirklich noch die Speerspitze der politischen Besetzungen. Das könnt ihr wirklich. Das können Sie wirklich. Entschuldigung! Verzeihung! Wir sind wirklich nicht per du. (Ruf bei der SPÖ: Im Parlament sitzen lauter Experten! - GR Kurt Wagner: Genau! Die haben mit der FPÖ überhaupt nichts zu tun! - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 

Aber wenn wir schon bei den Besetzungen sind: Da gibt es das Josefstadt Theater - wir haben heute auch schon darüber gehört -, und auch da sieht man wieder die Vernebelungstaktik, auch da sieht man wieder, wie das funktioniert bei den Roten. Sie haben jetzt gerade gesagt, wir können lernen, also da können wir bestimmt lernen. (StR Karin Landauer: Nein, die können nicht lernen! - GR Kurt Wagner: Hunderte Millionen an Abfertigung!) Aber Sie haben Recht, wir wollen gar nicht davon lernen. Man könnte davon lernen, wenn man wollte, und dann könnte man sehen, wie Vernebelungstaktik funktioniert.

 

Da gibt es ein Theater, nämlich das Theater in der Josefstadt, das wirklich überdurchschnittlich vom

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular