Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 100
sich, nachdem die Josefstadt gesagt hat, sie gibt den Rabenhof
auf (StR Dr Peter Marboe: Warum haben Sie
sich nicht beworben?) - hören Sie zu! - 13 Theatermacherinnen und
Theatermacher beworben haben. (StR Dr
Peter Marboe: Warum haben Sie sich nicht beworben?) Weil wir Sozialdemokraten so viele profilierte Persönlichkeiten
in der Kulturpolitik haben (GR Walter
Strobl: Sie haben keine Chance!), dass der Bürgermeister aus einer ganzen
Reihe von Persönlichkeiten wählen konnte, und er hat eine großartige Entscheidung
getroffen. (Beifall bei der SPÖ.)
Aber
kommen wir zurück zu Ihrer politischen Verantwortung. Als bekannt wurde, dass
die Josefstadt das Theater aufgibt, haben sich 13 Theatermacher beworben,
und zwar bei Ihnen als Kulturstadtrat, in der MA 7, und davon sind 12
davon ausgegangen, dass so ein Theater 10 bis 12 Millionen S kostet.
Alle diese Konzepte waren mit diesem Ansatz eingereicht. Und es war auch die
Josefstadt, die gesagt hat, wir können das auch weiterführen, aber wir brauchen
dafür 10 Millionen S.
Es war Ihre Fehlentscheidung, dass Sie gesagt haben,
man könnte Theater ohne Subvention machen. Das war einer der größten Fehler,
den Sie in den fünf Jahren gemacht haben, dass Sie den Eindruck erweckt haben,
es wäre möglich, ohne Subvention Theater zu machen. Sie als Kulturpolitiker
hätten wissen müssen, dass es ein Unterschied ist, ob man altes Kabarett macht
oder zeitgenössisches Theater. Vielleicht kann man altes Kabarett machen - das
hat der Herr Bronner übrigens vorher auch nicht geschafft in seinem Kabarett,
denn sonst wäre er ja nicht bankrott gegangen -, aber es war klar,
zeitgenössisches Theater kann man nicht ohne Geld machen, und daher war immer
klar, dass alle, die eingereicht haben, Geld brauchen.
Sie haben damals erstens gesagt, Theater muss möglich
sein ohne Geld, Sie haben weiters gesagt, ich entscheide das nicht, sondern Sie
haben die Josefstadt beauftragt, zu entscheiden. Und so kam es dann dazu, dass
angesichts der Nichtentscheidungsfähigkeit des Kulturstadtrats Marboe andere
entschieden haben.
Und damit die Legendenbildung zu Ende ist: Das habe
nicht ich entschieden. Es hat zwei gegeben, die entschieden haben: Da war das
Theater in der Josefstadt, das entschieden hat, es auf ein Jahr Herrn
Welunschek zu geben, und es hat die Kulturkommission der Bezirksvertretung
Landstraße entschieden, übrigens einstimmig. Diesem Gremium gehöre ich selbstverständlich
nicht an, ich war bei keiner einzigen Sitzung dabei. Einstimmig hat die
Kulturkommission des 3. Bezirks sich für das Konzept von Karl Welunschek
entschieden und daher hat ihm der Bezirk auch eine Starthilfe gegeben.
Das heißt , es war Ihre Nichtpolitik und es waren
Ihre Fehlentscheidungen, die zu diesem Schlamassel, wenn Sie das Wort schon
verwenden, geführt haben. Das war aber immer Ihr Spiel. Sie haben immer gesagt,
das Gute hat der Marboe gemacht und das Schlechte hat der Koalitionspartner
gemacht oder irgendwer anderer. Irgendwer war immer schuld. Schaden ist jedenfalls
entstanden dadurch, dass Sie den Eindruck vermitteln wollten, dass Theater ohne
Geld möglich wäre.
Ich
bekenne mich dazu, als Gemeinderat des 3. Bezirks habe ich mich immer
dafür ausgesprochen, dass der Rabenhof Theater bleibt, und ich habe auch dafür
gekämpft, dass das Rabenhof Theater abgesichert wird. Das ist ja auch
erfolgreich gelungen. Ich habe auch dafür gekämpft, dass der Rabenhof Geld
erhält, und wir werden heute mit der Beschlussfassung dem auch entsprechen.
Und dass es heute überhaupt den Rabenhof in dieser
Form gibt und dass es heute unbestritten ist, dass es auch den Rabenhof als
eigenständiges Theater in den nächsten Jahren geben soll, das verdanken wir
primär mehreren Gruppen und Menschen.
Da ist einmal die Bezirksvertretung Landstraße. Es
ist nicht selbstverständlich, dass 3,2 Millionen S aus dem
Bezirksbudget für ein Theater aufgewendet werden. Da waren vor allem
Künstlerinnen und Künstler, die im Rabenhof unter schwierigsten Bedingungen
gearbeitet haben, und da war auch unser Kulturstadtrat, der gesagt hat: Ja, ich
bekenne mich zu diesem Theater und wir werden daher die entsprechenden
finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. Und er hat das Richtige gemacht: Er
hat eine Ausschreibung gemacht, es haben sich wieder hochkarätige Theaterleute
gemeldet. Es gibt gute Konzepte. Es erfolgt jetzt eine Abwägung und in Kürze
wird sicher eine richtige Entscheidung getroffen werden.
Und was die künstlerische Arbeit betrifft: Wir reden
immer über irgendwelche Verantwortungen. Reden wir einmal über die Kunst und
beurteilen wir den Rabenhof auf Grund dessen, was der Rabenhof geleistet hat.
Die Künstlerinnen und Künstler haben im Rabenhof unter schwierigsten
Bedingungen in den vergangenen zehn Monaten hervorragende Arbeit geleistet.
17 Produktionen in einem Haus dieser Größe in einem Jahr ist mustergültig.
Davon österreichische Erstaufführungen, Uraufführungen, Koproduktionen mit dem
"steirischen herbst" - na, das würde ich mir von vielen Theatern in
Wien wünschen, dass das gelingt -, Gastspiele von so renommierten Theatergruppen
wie Kuro Tento, eine Gruppe, die sonst nur in Avignon auftritt und die im
Rabenhof ein großartiges Gastspiel gegeben hat.
Im "Theater heute" kommt sonst nie ein Theater
aus Wien vor - außer dem Burgtheater, aber das ist eine andere Spielklasse. Der
Rabenhof ist im "Theater heute" mehrmals positiv erwähnt worden,
nicht nur in der österreichischen Presse, sondern auch in der deutschen Presse.
Und es ist auch nicht selbstverständlich, dass ein so junges
Theater unter so schwierigen Bedingungen es schafft, dass zwei Mitglieder
seines Ensembles, nämlich der Regisseur Georg Staudacher und der Schauspieler
Simon Hatzl, für den Nestroy-Preis nomi
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