Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 100
"Viennale" zusammenbringen - ich war gestern
wieder dort -, welche Menschen, junge Menschen, die ins Kino bringen, welche
Filme, welche großartigen Filme gezeigt werden, ist Anlass für die
Feststellung, dass es wirklich schön ist, in dieser Stadt zu leben und zu
wissen, dass es diese "Viennale" gibt. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte aber jetzt etwas zur kulturpolitischen
Dimension sagen. Kulturpolitisch kann man sehr wohl darüber nachdenken - und
das tu ich ja auch als Kulturpolitiker - und sagen: Wir bekennen uns zu Innenstadtkinos.
Es ist sinnvoll, in einer lebendigen Innenstadt so etwas wie Kinos mit
kleineren Sälen zu haben. Klarerweise, in einer Innenstadt kann man kein
Multiplex-Kino hineinbauen und so weiter. Das ist ein Teil einer lebendigen Innenstadt.
Auf der anderen Seite muss ich aber auch dazusagen,
ganz ist der Schluss nicht richtig, den du gezogen hast, wo quasi
herausgekommen ist: Die guten Kleinkinos, die die hochwertigen Filme spielen,
und die bösen Multiplex-Kinos, die sozusagen der Stadt die Substanz entziehen.
Der 22. Bezirk zum Beispiel hat jetzt die Möglichkeit
durch ein Multiplex-Kino, ein völlig neues Einzugsgebiet zu schaffen, wo früher
eine Wüste gewesen ist. (GR Mag Christoph Chorherr: Aber nicht 9 oder 10!)
Jetzt komme ich zur Wirtschaftspolitik. Also prinzipiell,
so einfach ist es nicht, zu sagen: Die Multiplex-Kinos sind nur zentriert. Ganz
im Gegenteil. Es hat solche gegeben, die Stadtteile erschlossen haben mit
Kinos, wo das vorher nicht der Fall gewesen ist. Nachdem ich Mandatar des
21. Bezirks bin, muss ich sagen: Die sind dort froh, dass es im
22. Bezirk für sie erreichbar etwas gibt.
Ich glaube, kulturpolitisch haben wir in der Frage
keinen großen Dissens. Dort, wo wir sehr wohl die Auseinandersetzung führen
sollten, ist das Wirtschaftspolitische. Mein Kollege Neuhuber, der bei dem
Thema Kino wirtschaftspolitisch beruflich kompetent ist, wird sich dann noch
erlauben, sich zu Wort zu melden. Aber ich möchte es einmal ganz simpel machen.
An sich - sind wir uns doch einmal einig - sind Kinos
kein Kulturbetrieb, sondern Kinos sind ein Wirtschaftsbetrieb. Das muss man
einmal zur Kenntnis nehmen. Und die Gruppe, um die es hier geht, hat Kinos
übernommen, hat Kinos gekauft mit der Hoffnung, eine Investition zu tätigen und
mit der Investition, nehme ich an, Geld zu machen und Geld zu verdienen. Jetzt
hat sich herausgestellt, dass diese Investitionen oder die Investitionspläne
offensichtlich nicht funktioniert haben. Und jetzt schreien die laut auf und
sagen: Das sind die politischen Rahmenbedingungen, das haben wir alles nicht
wissen können. Wir haben uns die Kinos nicht genau angeschaut, die sind in
einem viel schlechteren Zustand gewesen oder wie auch immer. Sie schreien nach
Hilfe.
Jetzt kann ich noch immer sagen: Okay, aus einer
kulturpolitischen Verantwortung heraus, ist es gerechtfertigt, darüber
nachzudenken - und wir haben das ja in der letzten Periode mit der Kinoförderung
gemacht -, hochwertige Programmkinos, kleinere Kinos direkt zu fördern mit
einem kulturpolitischen Auftrag.
Wovon ich ehrlich gesagt nichts halte, ist, dieses
Thema wirtschaftspolitisch anzugehen. Es hat sich immer bewiesen, und ich sage
das hier in aller Klarheit, dass man einen Strukturwandel nicht dauerhaft mit
Steuergesetzgebung, mit wirtschaftspolitischen Einengungen, mit
wirtschaftspolitischen Zwangsmaßnahmen in den Griff bekommt.
Worüber wir durchaus auch in der letzten Periode
verhandlungsbereit waren, das war diese Frage der Prädikatisierung im
Steuerrecht. Das ist sicher etwas, worüber man reden kann.
Worüber man mit uns nicht reden kann, ist quasi die
Einführung einer zusätzlichen Steuer. Denn was ist die grüne Lösung? Was ist
der Antrag? - Na, große Überraschung: Die Einführung einer neuen Steuer, und
zwar einer Steuer für die Großen, weg von den Kleinen. Das ist es, ganz simpel.
(GR Mag Christoph Chorherr: Nein! Nein! Nein! Nein!) Du kannst gerne
herauskommen und erklären, dass es nicht so ist. Auf die Debatte lassen wir uns
gerne ein.
Daher - und dazu bekennen wir uns als ÖVP - haben wir
uns in der letzten Periode ganz bewusst dagegen gewehrt, dass hier mit
zusätzlichen Steuern versucht wird, ein Strukturproblem zu lösen. Das hat nie
funktioniert.
Und ich sage auch ein konkretes Beispiel. Mich haben
auch in den letzten Wochen Leute angerufen, die gesagt haben: Das Metro-Kino
ist gefährdet, wir müssen das Metro-Kino retten. Ich sage jetzt dazu: Das waren
zum Großteil Menschen der älteren Generation. Ich habe ihnen allen dieselbe
Frage gestellt. Die haben immer gesagt: Das Metro-Kino muss gerettet werden, du
musst etwas tun. Ich habe sie gefragt: Wann warst denn du das letzte Mal im
Metro Kino? Und dann herrschte meistens Schweigen. Dann haben sie gesagt: Na
ja, vor zehn Jahren, glaube ich, vor sieben Jahren, vor fünf Jahren und so
weiter.
Und das ist die große Problematik bei diesem Thema. Man wird
das durch eine Steuergesetzgebung nicht lösen können. Und das sind ja auch eure
Wähler und sehr stark eure Wähler, die einfach eine andere Form des
Kinogenusses haben wollen. Und da gibt es jetzt Unternehmer, nämlich Kinobetreiber,
die dieses Angebot machen wollen. Ihr redet zwar ständig von den leeren Hallen,
von den Fehlern der verfehlten Stadtplanungspolitik. Faktum ist: Bis jetzt hat
noch kein Multiplex-Kino zugesperrt. (GR Mag Christoph Chorherr: Die haben
viel Geld!) Deren Verluste sollten nicht dein Problem sein. Das sind
private Investoren. Wenn die ihr Geld dort investieren, ist das ihre Sache, ja?
Und wenn andere private Investoren ihr Geld in andere Kinoprojekte investieren und
damit offensichtlich kein Glück haben, ist das im Prinzip auch eine
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