Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 138
Gegenteil ist wahr.
Seit Jahren befindet sich die Investitionsquote in Wien im Sinkflug und erreicht
mit diesem Budget einen historischen Tiefstand. Sie haben auch heute wiederum
davon gesprochen, dass Sie Maßnahmen gesetzt haben, die Bau- und Baunebengewerbe
ankurbeln werden. Herr Stadtrat, zu wenig Maßnahmen haben Sie gesetzt. Auch die
Investitionen im Baugewerbe und Baunebengewerbe sinken permanent. Sie haben
davon gesprochen, dass die Stadt Schulden abbaut. Herr Stadtrat, das ist eine
Halbwahrheit. Sie wissen selbst, auf Grund der ungünstigen Wechselkursentwicklung
des Schweizer Frankens wäre es falsch, heute Schulden zurückzuzahlen. Die Stadt
verschuldet sich rechnerisch derzeit.
Aus dem allen
wird deutlich, dass die Sorge um die Arbeitsplätze in Wien eine doch erhebliche
ist. Von diesem Budget können zu wenig nachfragewirksame Impulse ausgehen, um
tatsächlich den Wiener Arbeitsmarkt zu beleben. Im Gegenzug zur Bundesregierung,
Herr Finanzstadtrat, hat die Stadt Wien die Budgetsanierung noch nicht einmal
begonnen. Sie partizipieren nach wie vor vom System des österreichischen
Finanzausgleichs, der die Stadt Wien zumindest in keine ungünstige Position
stellt. Sie kämpfen aus Ihrer Sicht zu Recht mit Zähnen und Klauen dafür, dass
an diesem Finanzausgleich irgendwas geändert wird, aber Sie sind nicht bereit,
in dieser Stadt die Dinge tatsächlich strukturell zu verändern. Im Gegensatz zu
Ihnen hat Herr Finanzminister Grasser sein Budget bereits im Jahr 2001, ein
Jahr früher als geplant, in Ordnung gebracht (Beifall bei der FPÖ.), in einem Jahr der Hochkonjunktur und er hat
damit den Spielraum geschaffen, dass wir in zukünftig schwieriger werdenden
Zeiten den Bürgern hier tatsächlich auch Entlastungen bieten können werden. Und
er hat dieses Nulldefizit im heurigen Jahr- und auf das muss man hinweisen -
durch keine Erhöhung der Ertragssteuersätze erreicht. Wir alle können uns
selbstverständlich beim Steuerzahler bedanken, dass der die Vorauszahlungen
geleistet hat. Aber die Maßnahme des Finanzministers war eine, die der
Rechnungshof seit Jahren einfordert, nämlich die Verzinsung von drohenden
Steuernachzahlungen. Die Steuerzahler haben Verbindlichkeiten an die Republik
früher bezahlt, als sie das gewohnt waren und daher sind wir heute schon in der
glücklichen Situation, das Nulldefizit ankündigen zu können, wobei wir aber
wissen, das Budget des Bundes ist damit noch nicht saniert. Das ist der Beginn
einer Erfolgsstory unter der freiheitlichen Regierungsbeteiligung, die sich sehen
lassen kann. (Beifall bei der FPÖ.)
Sie haben mit
strukturellen Veränderungen in Wien überhaupt noch nicht begonnen und ich darf
hier einige Themen besprechen, die die strukturellen Änderungen auf der
Bundesebene sehr deutlich illustrieren und die auch zeigen, dass Wien hier
eigentlich erst am Anfang steht.
Stichwort
Nummer 1 - meine Vorrednerin ist ebenfalls darauf eingegangen - ist die
Verwaltungsreform. Der Bund macht ernst mit der Verwaltungsreform. Die
Bezirkshauptmannschaft wird als neue, zentral zuständige Behörde geschaffen,
wird aufgewertet. 17 Sektionen werden eingespart. Wir stehen vor einer
tief greifenden Reform der Zuständigkeiten in der Gerichtsbarkeit und in der
Bundesfinanzverwaltung. Bis zum Jahr 2003 sollen 11 000 Beamte
eingespart werden. Auf diese Weise erwartet sich der Finanzminister zu Recht
eine Einsparung im Bundesbudget in der Höhe von 1,5 Milliarden EUR,
21 Milliarden S jährlich. Wien hat über die Verwaltungsreform zwar
seit längerem geredet. Es gibt Studien darüber. Es gibt aber keine merkbaren
und messbaren Ergebnisse. Sie haben heute davon gesprochen, dass es nicht angehen
kann, mehr Aufgaben mit weniger Personal zu bewältigen. Herr Stadtrat, das ist
durchaus ein Ansatz, über den man reden kann. Aber Sie haben mit keinem Wort
darüber gesprochen, wie die Wiener Verwaltungsreform in concreto aussehen wird.
Zweites Thema,
meine Damen und Herren. Auch das zeigt sehr deutlich, was man in Wien tun
könnte, wenn man die erfolgreiche Politik der Bundesregierung nachschreibt. Die
Bundesregierung hat sich beispielsweise im Zentralen Einkauf dazu entschlossen,
einen völlig neuen Ansatz zu geben.
Sie hat eine
Beschaffungsagentur eingerichtet, diese ausgegliedert und ich bin mir sicher,
die Einkäufe des Bundes werden damit deutlich billiger. Da wird gespart, da
wird mit dem Geld des Steuerzahlers wirklich sorgsam umgegangen.
In Wien ist für den
Zentralen Einkauf nach wie vor eine Magistratsabteilung zuständig. Eine
Kooperation mit anderen Bundesländern wird überhaupt nicht in Erwägung gezogen
und ich habe von Ihnen, Herr Finanzstadtrat, das Thema Ausgliederung in diesem
Zusammenhang noch nicht gehört.
Drittes
Beispiel: Der ganze Bereich des Gebäudemanagements. Die Republik Österreich hat
durch die Übertragung der Amtsgebäude an eine Bundesimmobiliengesellschaft die
Voraussetzung für ein transparentes Gebäudemanagement geschaffen. In Wien ist
für das Gebäudemanagement nach wie vor die Amtsraumlenkung zuständig. Nichts
könnte wohl besser illustrieren wie fortschrittlich Wien auf diesem Gebiet ist,
als dieser Begriff. Herr Stadtrat, das wäre ein Beispiel, wo Sie in Wien
strukturell Dinge verändern können!
Viertes Beispiel: Der
ganze Bereich der möglichen Ausgliederungen. Die Bundesregierung hat die Finanzierungsgarantiegesellschaft
mit der Überprüfung und Bewertung der Ausgliederungschancen des Bundes
beauftragt. Das ist ein zielgerichteter, zukunftsweisender Ansatz. In Wien wird
über diesen Ansatz überhaupt erst gar nicht nachgedacht: Kein Wort über
mögliche Ausgliederungen des Kanal- und Wasseramts, kein Wort über eine
mögliche Ausgliederung der öffentlichen Beleuchtung, kein Wort über Ausgliederungen
der Friedhöfe, der Bäder und des Marktamts. Wenn man sparen will, dann muss man
an
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