Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 138
herausgefordert haben, also es ist in vielen
Bereichen diese Jubelmeldung zur Erreichung des Nulldefizits durchgeklungen.
Was mir und möglicherweise auch anderen hier im Saal aufgefallen ist, ist, dass
es außer der Belobigung des Finanzministers für das Nulldefizit keine Leistung
der Bundesregierung gegeben hat, die hier von einem Gemeinderat einer der beiden
in der Bundesregierung vertretenen Parteien hervorgehoben worden wäre.
Offensichtlich kennen Sie selbst auch keine Leistung
der Bundesregierung, die neben dem Nulldefizit zu erwähnen gewesen wäre. Mag
sein, dass Ihnen noch welche einfallen. Ich gebe Ihnen Zeit, Sie haben ja die
Möglichkeit, darüber nachzudenken und zum Beispiel in der Gesundheitsdebatte
darüber zu sprechen (GR Gerhard Pfeiffer:
Es geht ja hier auch nicht um die Bundesregierung!), wie glorreich zum Beispiel
die Einführung der Chipkarte gelaufen ist und welches Desaster die Bundesregierung
überhaupt in der Frage der Finanzierung des Gesundheitswesens geleistet hat.
Aber Sie haben auch viele andere Möglichkeiten, in den verschiedenen Bereichen
zu sagen: So, ihr Wiener, ihr macht das so schlecht, schaut euch doch an, wie
die Bundesregierung in diesem oder jenen Bereich agiert, zum Beispiel in der
Frage der Studiengebühren oder anderes mehr. (GR Gerhard Pfeiffer: Wir brauchen das nicht zu tun! Wir reden ja heute
zu Ihrem Budget!) Das nur als Anmerkung, was Sie heute und morgen sozusagen
noch vor sich haben.
Ein weiterer Punkt, den ich noch einmal erwähnen
möchte: Es ist im Gegensatz zu Ihren Behauptungen hier eigentlich nicht der
Beweis erbracht worden, dass das Budget irgendeine Position enthält, aus der
sich eine zusätzliche Belastung für die Bevölkerung ergibt. Da hat
Kaffeesudlesen herhalten müssen, da hat zugegebenermaßen der KWK-Zuschlag, der
Kraft-Wärme-Kopplungszuschlag, herhalten müssen, der mit dem Budget nichts zu
tun hat, sondern der ein Gesetz zur Grundlage hat, meine sehr geehrten Damen
und Herren, das Sie mitbeschlossen haben (GR Gerhard Pfeiffer: Das ist eine
schamlose Verdrehung!) - das "schamlos" möchte ich gerne im
Protokoll vermerkt wissen -, denn es ist zusätzlich dazu ja auch ein externes
Gutachten eingeholt worden (Zwischenruf
des GR Dr Matthias Tschirf.), und selbstverständlich steht es jedem
Beteiligten frei, die Kostenangemessenheit des KWK-Zuschlags zu überprüfen.
Dagegen haben wir gar nichts, denn auf Grund der gesetzlichen Grundlage ist ja
der Landeshauptmann verpflichtet, dem Antrag Rechnung zu tragen, wenn der
Beweis dafür erbracht worden ist. Ihm zu unterstellen, das sei ein politischer
Ermessensakt, ist absurd, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Ich rufe noch einmal in Erinnerung: Sie haben dieses
Gesetz, das die Grundlage für den KWK-Zuschlag bildet, mitbeschlossen, und ich
sage, auch mit Recht mitbeschlossen, weil es eine wesentliche Basis für die
ökologische Ausrichtung der österreichischen Energiepolitik ist, die offenbar
in Ihren Gedanken dann manchmal wieder verloren geht.
Ein weiterer Punkt, den ich hier noch erwähnen
möchte, ist, dass es schon auch seitens der freiheitlichen Gemeinderäte - Dr
Serles hat sich da besonders hervorgetan - eine Art Doppelstrategie gibt. Auf
der einen Seite ist hier das Personalabbauprogramm der Bundesregierung
beklatscht worden - 15 000 Beamte wird es weniger geben - und gleichzeitig
wird der Rückgang der Zahl der Beschäftigten in Wien beklagt. Nun, die Hälfte
der Kürzungen in diesem Bereich des öffentlichen Dienstes entfällt auf Wien.
Also, wenn Sie 15 000 Beamte wegschicken, dann wird es um mindestens
7 500 Beschäftigungsverhältnisse weniger in Wien geben.
Machen wir uns nichts vor! Jetzt so zu tun, als wenn
die Modernisierung der Wiener Wirtschaft auf der einen Seite nicht auch
Verbesserungen in der Wertschöpfung gebracht hätte, aber natürlich auf der
anderen Seite auch Auswirkungen in Bereichen der
Billigstlohnbeschäftigungsverhältnisse hat - was soll das? Also, diese saloppe und
eigentlich polemische Unterstellung, seit es den Bürgermeister gibt, gibt es um
20 000 Beschäftigungsverhältnisse weniger, zeigt eine derartige Oberflächlichkeit,
dass es bei manchen von mir sonst wegen ihrer Fachlichkeit geschätzten Gemeinderäten
ein trauriger Ausreißer ist.
Zur Frage der Wirtschaftsförderung. Wie immer Sie das
drehen und wenden, Herr DDr Schock, es bleibt dabei, es wird ausreichend und
mehr Mittel für die Wirtschafsförderung geben. Glauben Sie denn, dass Präsident
Walter Nettig oder die Frau Stadträtin, die ebenfalls im Präsidium des
Wirtschaftsförderungsfonds ist, sich dafür hergeben würden, wenn wir nicht
wirklich alle überzeugt wären, dass es tatsächlich mehr Mittel sind, die die
österreichische und vor allem auch die Wiener Wirtschaft braucht. Und ich würde
mir wünschen, dass ähnliche Maßnahmen seitens der Bundesregierung gesetzt
würden.
Dass wir nicht bei allem und
jedem den Sack ausschütten können und etwa bei der Frage der Automaten
zurückhaltend sind, hat zum Beispiel auch etwas damit zu tun - nur um das zu
erwähnen; entsprechende Schreiben habe ich sowohl an die Fachgruppe Wien der
Freizeitbetriebe in der Wirtschaftskammer, als auch an den Präsidenten des
Automatenverbandes gerichtet -, dass immerhin - das haben nicht alle Branchen -
ab 1. Jänner 2002 die Höhe der Einsätze mit 0,50 EUR und die zulässige
Höchstgewinnsumme mit 20 EUR neu geregelt worden ist, was eine Steigerung
zu den bisherigen Höchstgrenzen um 35 Prozent und natürlich auch mehr Einnahmen
bedeutet.
Daher muss man sehen, dass es natürlich auch überall
in anderen Bereichen Probleme mit der Euro-Umstellung gibt, aber das sozusagen
mit Pauschalregelungen auffangen zu wollen, geht nicht. Das ist auch deswegen
schwierig, weil es ja, wie Sie wissen, ein Beihilfenrecht der Europäischen
Union gibt, das es nicht beliebig möglich macht, solche Zuwendungen
vorzunehmen.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular