Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 138
den Umweltabteilungen
zugunsten der Personalkosten zu verzichten. Das ist eine falsch verstandene
Sparpolitik, die verfehlt ist und nichts mit jener des Bundes zu tun hat, die
auf eine nachhaltige Sanierung der öffentlichen Haushalte mittels einer
sinnvollen Verwaltungsreform setzt. Das ist eine nachhaltige Budgetpolitik der
Bundesregierung, die die Voraussetzung für eine nachhaltige Sanierung der
Umwelt ist.
Unser Herr Dr
Görg hat als Stadtrat diese Entwicklung des Wiener Umweltbudgets vorhergesehen
und hat daher eine Durchleuchtung der Verwaltungstätigkeit des Magistrats
durchgesetzt. Leider hat sich unser Bürgermeister im entscheidenden Augenblick
der Umsetzung der daraus sich ableitenden Schlussfolgerungen entschlossen, sein
Heil in der Flucht in Neuwahlen zu suchen, wobei ihm der günstige Wind in den
Segeln wichtiger war, als die Verwaltungsreform. Und diesen erfolgreichen Akt
der sozialistischen Machterhaltung verdanken wir dieses Budget und dessen Tendenz,
die eindeutig eines belegt: Wir sind auf dem Weg zurück ins Rote Wien der
politischen Erstarrung und der bürokratischen Effizienzerweiterung.
Damit Sie uns
aber nicht missverstehen: Wir sind die Letzten, die sich gegen sinnvolle
Budgeteinsparungen wenden. Aber wenn man sich die neuesten Investitionszahlen
im Umweltbereich anschaut, muss man sagen: Man ist hier mit der Sense
vorausgegangen und nicht mit dem Skalpell. Und diese Vorgangsweise wird von
einer Partei gewählt, die aus jeder Ausgabenreduktion des Bundes eine Tragödie
macht. Oder wollen Sie behaupten, die Sicherung der Wasserver- und -entsorgung,
die Investitionen in eine saubere Luft zum Atmen und die Sicherung des
Grünraums für die Wiener sind für eine Stadt weniger lebenswichtig, als
Sozialausgaben des Bundes? - Im Gegenteil. So manche ineffiziente
Sozialleistung ist weniger wichtig, als die Sicherstellung der wirklichen
Lebensmitteln, meine Damen und Herren, nämlich Luft und Wasser. (Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt noch
andere Überlegungen in diesem Zusammenhang. Wenn es gelingt, von einem Jahr auf
das andere, die Investitionen in den Umweltbereichen derartig zu bremsen, dann
kann es natürlich auch sein, dass in den vergangenen Jahren die finanziellen
Begehrlichkeiten der Abteilungen größer waren, als die tatsächlichen
Notwendigkeiten. Wie sonst könnte man die Durchführbarkeit eines so plötzlichen
Ausgabestopps in den MA-Abteilungen des Umweltressorts erklären? - Man wird
sich doch genau anschauen müssen, wieso es möglich ist, den Geldfluss so abrupt
zu stoppen.
Etwas anderes
könnte aber auch der Fall sein, nämlich dass das von uns mitgetragene Projekt
der Umweltsanierung Wiens, für das wir in der Koalition eingetreten sind, unter
diesen Kürzungen zusammenbricht. Es wird eine der wesentlichen Aufgaben unserer
Oppositionspolitik sein, diese Frage zu klären. Und egal, welche Antwort am
Ende herauskommt: Sie von der sozialistischen Mehrheitsfraktion haben dafür die
Verantwortung zu tragen.
Aus dieser
Bilanz heraus sehen wir in diesem Budget einen Rückschritt auf dem Weg
"Nachhaltigkeit in der Umweltpolitik". Und auch das werden wir aufzeigen,
wo Sie sich nicht auf einen besseren, in der vorhergehenden Koalition
eingeschlagenen Weg begeben haben.
Nachhaltigkeit
in der Umweltpolitik verlangen wir auch für die Bezirke. Zur Nachhaltigkeit
gehören zwei Punkte: die Berechenbarkeit und die Entscheidungsfähigkeit. Und
wenn Sie, Frau StRin Kossina, mit dem Vorschlag des Baus einer dritten
Müllverbrennungsanlage mit fünf auf ganz Wien verteilten Standortvarianten an
die Öffentlichkeit gehen, so ist das sicherlich eine sehr unnachhaltige
Vorgangsweise, weil sie der Sache schadet.
Es ist sicher nicht
schlecht, in einem Expertengremium einmal abzuklären, was die technischen und
die ökologischen Probleme bei einer dritten Müllverbrennungsanlage sind. Aber
schlecht ist es, wenn unausgegorene Standortvarianten diskutiert werden. Das
haben wir leider erlebt. Da wurde einfach der Schwarze Peter eines
Müllverbrennungsstandorts zwischen den in Frage kommenden Bezirken hin- und
hergeschoben. Damit war der Sache nicht gedient und die dortigen derzeitigen
roten Bezirkskaiser konnten mehr oder weniger erfolgreiche Abwehrschlachten
liefern. Das hat der Umsetzung des Abfallwirtschaftskonzepts der Stadt Wien
leider eher geschadet.
Eine ähnliche Panne hat sich
im Umfeld der Bleirohrsanierung abgespielt. Obwohl natürlich eigentlich für
diesen Bereich der StR Faymann zuständig ist, musste Frau Kossina in der
Öffentlichkeit die Verantwortung dafür übernehmen, weil sich Herr Faymann in
dieser Frage bedeckt hielt und sich aus der Verantwortung beziehungsweise aus
dem Schussfeld gebracht hat.
Meine Damen und Herren! Wie
da die Frau Stadträtin operierte, war wenig professionell. Das hat aber in
diesem Fall eher Herr StR Faymann zu verantworten, der aber nicht unbedingt
beschädigt werden darf, da er doch die eiserne Reserve der Stadtregierung ist.
Das wäre alles nicht so
schlimm. Doch während die Frau Stadträtin ihre Zeit dazu nutzt, sich in die
Tücken der sozialistischen Rathauspolitik einzuarbeiten, geht in den
Programmbereichen wie dem KLP nichts weiter und ist Wien von der Erreichung des
4-Prozent-Ziels nach dem ElWOG und dem Klimaschutzziel meilenweit entfernt,
ebenso wie von der Lösung des Problems der Lärmbelastung, des Verkehrsstaus auf
den Hauptverkehrsstraßen. Die Altlasten bleiben unsaniert beziehungsweise deren
Sanierung wird Jahr für Jahr neu angekündigt.
Meine Damen und
Herren von der Regierungspartei! Ihre Politik ist aus diesen Gründen nicht
nachhaltig. Nachhaltig wäre sie, wenn Sie sich neben den zahlreichen
Kommissionen und Programmgruppen, die zweifellos eine notwendige Sache sind,
auch auf eine
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