Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 138
sen wollen, wie das
ausschaut, was die Bevölkerung wirklich will, was notwendig ist und was wir uns
leisten können.
So haben wir
heuer, nachdem die Magistratsabteilung in das Ressort der Frau
Vizebürgermeisterin gefallen ist, zwar einige Investitionen beschlossen - das
Gänsehäufel und einige kleine Dinge wie das Brigittenauer Bad werden
hergerichtet -, aber die großen Dinge konnten nicht gemacht werden und wurden
auch nicht vorgelegt, weil man in Wirklichkeit nicht weiß, wohin es gehen soll.
Jetzt steht wieder der Winter vor der Tür, wo man vielleicht mit Vorarbeiten
und so weiter im Frühjahr das Ganze richtig angehen hätte können, sodass man im
Sommer schon neue Teile von Bädern zur Verfügung gehabt hätte, aber nun vergeht
die Zeit wieder, weil das Bäderkonzept nicht da ist. Das ist wirklich schade.
Ich verweise
auch darauf, dass diesem Voranschlag auch die Renovierung des Liesinger Bades
fehlt, die voriges Jahr und vor zwei Jahren schon darin gestanden ist. Mich
haben bereits besorgte Bürger angerufen, die total frustriert und unsicher
sind, was jetzt wirklich passiert, ob das Bad vielleicht überhaupt nicht
renoviert und abgerissen wird, weil sie schon seit vielen Jahren oder
Jahrzehnten in dieses Bad und in die Sauna gehen, gerne dort sind, sich dort
wohl fühlen und möchten, dass das hergerichtet wird. In diesem
Voranschlagsentwurf ist jedoch überhaupt nichts mehr davon zu sehen. Sie sind
verunsichert und ich glaube, dieser Sache sollte man nachgehen, weil das
notwendig ist, nur weil das Bäderkonzept - auf Grund welcher Ursachen auch
immer - hier jahrelang nicht vorgestellt worden ist.
In diesem
Zusammenhang verweise ich natürlich darauf, dass Wien und auch der Bund - weil
wir jetzt von Investitionen geredet haben - viele Milliarden S in Schulbauten
investiert haben und investieren werden. Der Bund hat ein Schulerhaltungs- und
Schulentwicklungsprogramm dokumentiert, wo die Organisation, die Ressourceneinsätze,
die Bewirtschaftung der Schulanlage, Planungsparameter und Kostenfaktoren
ersichtlich sind.
Das Gleiche
wollen wir auch für Wien haben und bringen daher einen Beschlussantrag ein:
"Der
Gemeinderat möge beschließen: Für den Schulbau der Gemeinde Wien im Zeitraum
der Jahre 1996 bis 2001 möge eine Bilanz erstellt werden, die entsprechend der
Dokumentation des Schulerhaltungs- und Schulentwicklungsprogramms der
Bundesregierung die folgenden Parameter dokumentiert: ..."
In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrags gefordert. (Beifall bei der FPÖ.)
Diese
Bundesregierung war bei der Übernahme mit der Tatsache konfrontiert, dass die
vorigen Regierungen in Wirklichkeit einen Schuldenberg in ungeahntem Ausmaß
hinterlassen haben. Trotzdem ist es dieser Regierung immer ein niedergeschriebenes
Anliegen gewesen, für Kinder etwas zu tun. In diesem Zusammenhang bin ich froh,
dass ab 1. Jänner das Kinderbetreuungsgeld kommt, obwohl ich natürlich
weiter gehende Dinge gerne gesehen hätte, einen Kinderbetreuungsscheck, der für
mehrere Jahre bezahlt wird. Ich hätte auch von der Gemeinde Wien gerne gehabt,
dass man die freiheitliche Forderung ernst nimmt und umsetzt, den Kindern einen
Gratiskindergarten anzubieten, um die Entlastung der Familien zu gewährleisten,
auf der anderen Seite wäre es auch die Chance gewesen, Maßnahmen der Integration
zu setzen. Leider Gottes ist das wieder nicht geschehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich entnehme
dem Voranschlag des Budgets, dass sogar im Gegenteil über
4 Millionen EUR - da müssen wir uns alle umstellen, ich habe das in
dem Posten geschafft - weniger für Kinderbetreuungseinrichtungen vorgesehen
sind. Ich befürchte, dass mit diesem geringeren Aufwand die Aushungerung
privater oder konfessioneller Kindergärten vor sich gehen wird, die alle, was
ihre finanzielle Gestion betrifft, mit dem Rücken zur Wand stehen und nicht
wissen, wo sie das Geld auftreiben sollen. Es wird noch weniger Geld vorgesehen
als im letzten Jahr. (GR Harry Kopietz:
Wo ist die Kindergartenmilliarde?) - Da mache ich mir keine Sorgen, da wird
es schon eine Lösung geben, Herr Kollege! Das ist mir schon bewusst, aber es
wird auf jeden Fall wieder einige Kinderbetreuungseinrichtungen treffen, die
zusperren müssen.
Ich komme
daher auch noch zu einem zweiten Thema, das uns jahrelang begleitet und eines
der undurchsichtigsten Themen ist. Das ist die Beförderung der Behinderten.
Wenn ich replizieren darf, hat es vor langer Zeit einmal Ausschreibungen
gegeben. Da haben sich einige beworben, haben einige die Beförderungen
durchgeführt. Dann hat sich mit der Zeit herausgestellt, der eine ist der große
Platzhirsch, hat mit den Preisen andere hinausgedrückt und hat dann ganz Wien
übernommen. Der ist dann in Konkurs gegangen. Die Gemeinde Wien hat auf der
einen Seite zugeschaut, wie er in Konkurs geht, auf der anderen Seite über
Nacht neue suchen müssen. Die Notförderung haben wir noch mitgetragen, weil wir
nicht riskieren wollten, dass die Behinderten nicht in die Schule, zur Arbeit,
Freizeit et cetera geführt werden. Daher war es notwendig, hier geschwind zu
handeln, das gebe ich schon zu. Aber es hat derartig verschiedene Verträge
geben, bei deren genauer Berechnung mir trotz intensiven Bemühens nicht ganz
klar ist, warum man so vorgegangen ist. Der eine bekommt mehr, der hat schon
etwas, der andere bekommt weniger, dann wird nachbezahlt, ob wirklich etwas
ist. Ich frage mich, wenn ich Verträge mache, warum ich nicht von Haus aus
sagen kann: "Das ist mir das wert. Um wie viel Geld kannst du das
liefern?", und dann wird miteinander verhandelt, sodass beide zufrieden
sind.
Ich blicke jetzt
schon mit Besorgnis auf die nächste Ausschreibung, die im Rahmen dieses
Voranschlags wirksam werden soll, was hier passieren wird, ob das wieder so
endet, dass sich eine Firma zuerst einen zweiten, dritten, vierten Rayon und
dann vielleicht alle
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular