Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 96 von 138
die Arbeitsmarktdaten
zeigen, dass es Versäumnisse gibt, denn es reicht nicht, wenn aktuelle Daten
erscheinen, dass man eine Pressekonferenz macht, sich hinstellt, diese Daten
präsentiert und sagt, das sind sie und sie sind schlecht. Das wird nicht
reichen, sondern man muss auch die Maßnahmen dazu ankündigen und die Maßnahmen
setzen, um diese Daten wieder zu verbessern. Das ist eines der Versäumnisse,
denn es gibt keine Maßnahmen und wir in Wien werden es - versetzt um ein paar
Monate - zirka in einem halben Jahr zu spüren bekommen, wenn wir Sozialhilfe
geben und dann den Wienerinnen und Wienern helfen müssen. Ich habe es schon vor
ungefähr einem Monat gesagt, es ist die Art und Weise, wie wir Nadel und Faden
in die Hand nehmen, um soziale Löcher zu stopfen, die die Bundesregierung in
das soziale Netz reißt. Wir werden das tun! Wir werden das auch bei jenen rund
15 000 Haushalten tun, die derzeit die Sozialhilfe beziehen beziehungsweise
teilweise beziehen, und das ist im internationalen Vergleich gesehen, wenn man
andere Großstädte ansieht, eine sehr kleine und verschwindende Zahl. Ich
glaube, es kann für jede Sozialpolitikerin nur wichtig sein, dass diese Zahl
immer kleiner wird und gegen null geht, denn das ist es auch, was vernünftige
Sozialpolitik ausmacht, am besten zu schauen, dass es keine Leistungen mehr
geben muss, die man ausschüttet.
In den
kommenden Jahren werden wir uns gerade im Bereich der MA 12 sehr bemühen,
einen noch besseren und effizienteren Sozialhilfevollzug für die optimale Hilfe
für Betroffene zu realisieren. Das soll die Reform der MA 12 bringen. Der
erste große Meilenstein wird morgen gesetzt, nämlich die Präsentation des
Leitbilds, wo, glaube ich, viele Kolleginnen und Kollegen eine Einladung
bekommen haben und man morgen auch bei der Veranstaltung sehen wird, wem die
Sozialpolitik in Wien ein wirkliches Anliegen ist. Ich freue mich schon darauf,
viele Kolleginnen und Kollegen dort zu sehen, denn ich glaube, die Präsentation
des Leitbilds ist der richtige Weg in die Richtung der Reform der MA 12.
Angesichts der
zum Teil sehr schwierigen Arbeitsmarktverhältnisse und der strukturellen
Veränderungen sind wir natürlich bemüht, immer mehr Hilfe zum Wiedereinstieg in
die Selbständigkeit zu geben. Das Budget sieht die dafür notwendigen
materiellen Mittel vor. Es wird das Geld geben, das notwendig ist. Unter der
Berücksichtigung von Kürzungen seitens des Bundes - ich erinnere an die
Kürzungen der Ausgleichszulage oder im Bereich der Notstandshilfe - kommt auf
Wien eine ganz besondere Rolle zu. Wien wird 2002 ganz gegen den Trend - das
unterscheidet jetzt auch, liebe Kollegin Jerusalem, den Bund von Wien - keine
Kürzungen im Sozialbereich 2002 vornehmen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Neben der
Sozialhilfe ist die Wohnungslosenhilfe ein weiterer wichtiger Bestandteil zum
Wiedereinstieg in ein geregeltes Leben. Der weitere Ausbau von Wohnplätzen für
ehemals obdachlose SeniorInnen ist für uns genauso wichtig und Bestandteil, wie
die Erneuerung und Aufrechterhaltung von Qualität bei den Wohnhäusern. Wir
werden nächstes Jahr die Freude haben, ein neues Haus in der Siemensstraße zu
eröffnen. Auch das wird wieder ein Bereich sein, wo es eine Verbesserung für
die Wohnsituation von Obdachlosen geben wird. Daran sieht man auch, dass wir im
Neubau auch in diesem Bereich auf Qualität und nicht nur auf Quantität alleine
setzen.
Die Stadt Wien
wird auch in ihrem Bemühen nach einer effizienten Verwaltung nicht bei
Wohnungslosenhilfe Halt machen. Wir werden nächstes Jahr eine Clearingstelle
für Obdachlose einrichten, die dann die Aufgabe hat, die
Wohnungsplatzzuweisungen zu übernehmen, diese zu gestalten und noch schneller
und klientenorientierter zu arbeiten. Wir verfolgen das Ziel - das ist auch ein
Mittel dazu -, dass wir ein Wien ohne wohnungslose Familien oder
Einzelpersonen, ohne Obdachlosigkeit, haben. Die Delogierungsprävention oder
die Mietzinsbeihilfe sind auch sehr erfolgreiche Werkzeuge, um genau dieses
Ziel des Wiens ohne Obdachlosigkeit zu erreichen.
Wenn man sich
das Budget genau anschaut, merkt man, dass wir auch in diesem Bereich auf Grund
des vermehrten Entfalls der Mietzinsbeihilfe des Bundes - ganz noch nicht, aber
wer weiß, vielleicht kommt es noch - mehr Inanspruchnahme erwarten. Da sieht
auch das Budget 2002 in Wien vor, dass wir diese Lücke schließen können und
wieder ein Netz schaffen, das ohne Löcher ist.
Ich möchte nun
zu einem weiteren wichtigen Punkt kommen, nämlich der Behindertenhilfe der
Stadt Wien. Auch hier stehen die Bedürfnisse der KlientInnen im Vordergrund. So
konnten heuer wieder mehr Personen in voll- und teilbetreuten Wohneinheiten
untergebracht werden. Für 2002 sind 180 zusätzliche Wohneinheiten geplant. So
kann auch nächstes Jahr die Reintegration von geistig behinderten Menschen aus
dem psychiatrischen Krankenhaus abgeschlossen und damit diesen Menschen auch
ein lebenswürdigeres Dasein in Wien geboten werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Die
Eingliederungshilfe verfolgt das Ziel der beruflichen Integration von SchulabgängerInnen
mit Behinderungen im Arbeitsmarkt. Hier wird diese Einstiegshilfe natürlich
fortgesetzt. Es werden zusätzlich auch Therapieplätze geschaffen werden. Für
jene Personen mit Behinderungen, die für den Arbeitsprozess nicht befähigt
sind, wird es besondere zusätzliche Einrichtungen und Therapieplätze geben,
wobei ich in dem Punkt auch einen Appell an die Wirtschaft richten möchte, sich
da nicht ganz aus der Verantwortung zu verabschieden, gerade in dem Bereich
mehr Arbeitsplätze anzubieten und behinderte Personen einzustellen. Ich denke,
es lohnt sich. Es lohnt sich nicht nur deshalb, weil es einen Zuschuss von
50 Prozent an die Bruttolohnkosten für die Unternehmer gibt, die Menschen
mit Behinderungen einstellen und nach dem Kollektivvertrag zahlen, obwohl sie
nicht zur kompletten Ar-
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