Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 108 von 138
Spiel gesetzt, bloß um dem heiligen Kral der Null
nachzueilen und dabei alles zu vergessen. Menschen zählen offensichtlich in
dieser Bundesregierung nicht viel. Die eigenen Lobbys werden bedient und
darüber hinaus gilt wohl das Motto "Nach uns die Sintflut".
Kindern und Jugendlichen werden in diesem Land Woche
für Woche mehr an Chancen und Perspektiven verbaut und ob Politik
zukunftsweisend ist, sieht man meines Erachtens sehr gut daran, inwiefern sie
fähig ist, Kindern und Jugendlichen in einem Land Chancen und Perspektiven zu
bieten. Und genau da - und da komme ich zum eigenen Punkt - ist die Kluft
zwischen dem was FPÖ und ÖVP anrichten und dem Wiener Weg besonders groß.
Fangen wir bei den Kleinsten an, ich habe die Ehre.
Dieser Tage steht pädagogisch wertvolle Kinderbetreuung, die Frauen entlastet,
statt sie vom Arbeitsmarkt zu kicken, und Kinder ernst nimmt und fördert,
besonders schlecht im Kurs. Das Kindergeld wirft Frauen aus dem Arbeitsmarkt
und belastet vor allem Alleinerzieherinnen, und zusätzlich wird durch die
Streichung der Kindergartenmilliarde gleich einmal auch der Ausbau von Kindergärten
gestrichen.
Aber gerade diese steinzeitliche, männerbündische und
von mir aus bierselige Familienpolitik wird von uns nicht mitgetragen. Trotz
der massiven Verschlechterungen planen wir viel für das nächste Jahr. Die
Umstrukturierung der Administration der Kindertagesheimplätze konnte
mittlerweile weit gehend abgeschlossen werden. In neun Servicestellen können
sich die Eltern nun über das vielfältige Angebot informieren und die Kinder
anmelden, und ein EDV-System bietet die Möglichkeit, auch über das World Wide
Web einen Überblick über das wienweite Platzangebot zu haben. Darüber hinaus
wird es ein Servicetelefon geben und es wird die bargeldlose Einzahlung des
Elternbeitrags durchgesetzt werden. Das ist im Wesentlichen eine Entlastung
auch für die Kindertagesheimleiterinnen und nicht nur ein Service für die
Eltern.
Trotz der massiven Einsparungen der Bundesregierung
kann aber auch weiter am Ausbau des Angebots an Kinderbetreuungseinrichtungen
gearbeitet werden. Heuer, beziehungsweise 2002 - ich bin schon ein bisschen in
der Zukunft, wie Sie richtig erkannt haben - wird der Kindertagesheimneubau in
der Bernoullistraße eröffnet, zwei weitere Projekte gehen in die Startphase.
Und derzeit hat Wien bereits 370 städtische Kindertagesheime
mit 1 678 Gruppe vorzuweisen. Natürlich gibt es immer wieder einen
Nachjustierungsbedarf bei den Krippen, gerade in den Stadterneuerungsgebieten,
die natürlich schneller wachsen, wo natürlich Kinder schneller dazukommen, als
Kindertagesheime geplant werden können. Aber wie Sie sehen, bauen wir dort
ständig nach und kaufen auch gerade in den Stadterneuerungsbezirken von
Gruppen, die von gemeinnützigen Organisationen geführt werden, immer mehr zu.
Das wird auf 1 400 Gruppen im nächsten Jahr ausgebaut.
Wien wird auch den Wegfall der AMS-Förderungen
kompensieren und insgesamt haben wir damit in Förderungsmaßnahmen im Vergleich
zu 2001 - um die vielfältigen Unterstellungen zurückzuweisen - zusätzlich
64 Millionen S investiert. (Beifall bei der SPÖ.)
Mit der viel besungenen reaktionären Familienoffensive
sollen Frauen an den Herd gekettet werden. Die Stadt Wien aber setzt
pädagogisch fortschrittliche, wertvolle Betreuung der Kinder an dessen Stelle
und eröffnet Berufsperspektiven für Frauen. Aber besondere Highlights der Grauslichkeiten
bieten uns Blau/Schwarz bei der Ausbildung von Jugendlichen. Vor Jahren hat
sich in diesem sehr ernst zu nehmenden Problembereich die Wirtschaft aus der
Verantwortung genommen und jetzt verabschiedet sich auch noch die
Bundesregierung von der Jugendausbildung.
Die für Wien eingesetzte Arbeitsgruppe
"Lehrlinge" konnte zumindest erreichen, dass seit 1997 alle jene
Lehrstellen Suchenden, die keinen Platz in einem regulären Verhältnis haben,
zumindest in Stiftungen und Lehrgängen unterkommen konnten, und diese Maßnahmen
hat die Bundesregierung großteils wegrationalisiert.
Mit dem viel zu spät und für einen Initiativantrag so
locker nebenbei beschlossenen Jugendausbildungssicherungsgesetz werden die
einzig in Wien eingesparten Mitteln von 100 Millionen ausgeschüttet - und
das auf vier Länder - und die Arbeitsgruppen abgeschafft.
Wer das dann aber administrieren soll, weiß wahrscheinlich
nicht einmal der Minister genau. Dass damit aber Hunderte Jugendliche auf die
Straße geschickt werden, ist Ihnen, nehme ich einmal an, wie so viele andere
Punkte, vollkommen egal. Die Stadt Wien ... (GR Heinz Christian Strache: Die
größte Kapitaleinsparung war aber nicht in Wien!) Darauf komme ich noch
zurück. Die Stadt Wien wird über den WAFF zusätzliche Budgetmittel ausschütten.
Damit aber dringend notwenige 600 Lehrstellenplätze finanziert werden
können und über die Sicherung der Lehrlingsausbildung hinaus, stellen wir
Maßnahmen vor allem zur Qualifizierung von 19- bis 25-Jährigen zur Verfügung,
vor allem im Bereich des Erreichens der Lehrabschlussprüfungen,
Kursausbildungen, Deutsch- und Integrationskurse, der individuellen
Qualifizierungen, des EDV-Know-how und so weiter.
Und während Wien seinen Einsatz für die Qualifizierung
Jugendlicher verstärkt, zeigt die dramatische Entwicklung der
Jugendarbeitslosigkeit, wohin die zynische und unverantwortliche Bundespolitik
geführt hat.
Diese Zahlen lese ich Ihnen jetzt auch gerne vor und
Sie werden sie jetzt wahrscheinlich nicht abstreiten können. Mai plus 13,8, Juni plus 11,8, August plus 21,4,
September plus 31,2, Oktober plus 27,8 Prozent.
Diese dramatischen Zahlen zeigen, wie sehr die
Bundesregierung die Zukunft von jungen Menschen zerstört und genau in dieser
prekären Situation ist die Beschäftigungspolitik der Bundesregierung von voll
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