Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 125
Nirgends: Da werden
ellenlange Ausschlusszonen aufgezählt, etwa überall, wo Landschafts- und Stadtbilder
beeinträchtigt werden. Das ist in Wien auf Grund unseres kulturellen Erbes auch
relativ schnell wo der Fall. Verstecken kann man die Hochhäuser bekanntlich
sehr schwer.
Das ist
wirklich die zur Perfektion getriebene stadtplanerische Beliebigkeit, meine
Damen und Herren.
Wir wollen
hingegen eine genau Definition, wir wollen Hochhauszonen, wir wollen Räume, wo
Hochhauslandschaften entstehen können. Stadtplanung heißt planen, nicht
"try and error" für den Developer. Diese Beliebigkeit führt nämlich
zur Geldverschwendung. Sie sagen den Investoren: Probiert es einmal! Schaut
einmal, wo ihr bauen dürft! So können weiterhin durchaus auch im Stadtinneren,
in der City "Zahnstocher", also einzelne Hochhäuser, entstehen, und
genau das wollen wir in Zukunft verhindern. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber über das
Hochhausprogramm werden wir sicher noch bei anderer Gelegenheit genügend
diskutieren können.
Einen weiteren
Block, Herr Stadtrat, hat Kollege Chorherr gestern ja dramaturgisch durchaus
ausgefeilt bereits dargestellt, nämlich Ihre demokratiepolitische Einstellung
in der Stadtverkehrskommission zur Diskussion über das Verkehrskonzept. Dazu
will ich mich weiter gar nicht mehr verbreitern, das hat Chorherr hervorragend
gemacht.
Jetzt schlage
ich den Bogen zurück zum Budget, weil gestern so oft von der SPÖ eingebracht
wurde, dass es überhaupt keine Kürzungen gibt. Also in Ihrem Ressort in der
Stadtplanung findet sich leider ein Budgetposten, der dramatisch gekürzt wurde,
der - möchte ich fast sagen - langsam umgebracht wird und der tut mir ganz
besonders weh.
Unter VBgm
Görg hat sich sein damaliges Ressort, Ihr heutiges, ganz besonders um die
Geschäftsstraßen und um die Belebung der Geschäftsstraßen angenommen. Er hat
damals mit der Finanzstadträtin einen eigenen Sonderprojektrahmen für
Aktivitäten in Geschäftsstraßen ausverhandelt und den dann für dortige
Aktivitäten verwendet. Dieser war zuletzt im Jahr 2000 bei
545 000 EUR und jetzt, siehe da, meine Damen und Herren - jetzt
kommen Sie bitte heraus und sagen, es wird in diesem Budget nicht grausam gekürzt
-, finden sich noch ganze 100 000 EUR. Das ist nicht mehr als eine
Sterbehilfe und ich prophezeie, dass das im Budget 2003 dann wahrscheinlich
völlig verschwunden sein wird. (Beifall
bei der ÖVP.)
Das trifft
nämlich in den vom Aussterben bedrohten Geschäftsstraßen vor allem die
Kleingewerbetreibenden, die kleinen Kaufleute, für die sich normalerweise Herr
Kollege Vizepräsident GR Strobl - zu Recht, sage ich - immer besonders stark
macht. Herr Kollege Strobl, bitte kommen Sie heraus. vielleicht schaffen wir es
gemeinsam, den Herrn Stadtrat zu überzeugen, diesen Budgetposten nicht um zirka
80 Prozent zu kürzen, sondern zumindest gleich zu belassen, wenn nicht
auszubauen im Dienste und sozusagen für die Wiener Wirtschaft. (Beifall bei der ÖVP.)
Kommen wir nun
zur Kategorie: Herr StR Schicker macht gleich gar nichts. Ich gebe zu, die
Aufzählung würde die Redezeit sprengen, aber einige signifikante Beispiele sind
schnell gefunden. Fangen wir mit einem an, das mich - das sage ich auch ganz ehrlich
- ein wenig persönlich betroffen macht und das ist der Wiener Prater. Da hat
Wien mitten in der Stadt ein riesiges Naherholungszentrum, ein riesiges Gebiet,
das für Sportaktivitäten dient, aber genauso für Unterhaltung und letztendlich
auch wirtschaftlichen Zwecken, ein Gebiet, das ein wichtiges Asset ist, eine
wichtige Grundlage für den Tourismus in der Stadt. Und wie gehen wir damit um?
Wir wissen seit
Jahren, der Prater, vor allem der Wurstlprater, tümpelt vor sich hin. Es wird
seit Jahren über Aktivitäten in diesem Bereich, über eine Neuausrichtung gesprochen.
Es ist leider ein - aus meiner Sicht - Musterbeispiel dafür, wie mühsam, zäh
und träge Stadtverwaltung und Stadtplanung sein kann. Ich habe mich, da das ein
wenig in meine Berufssphäre hineinreicht, anfänglich selbst um die Planungsaktivitäten
dort angenommen. Es gab vor ein paar Jahren einmal eine Besichtigungsreise mit
VBgm Görg, Präsident Nettig, StRin Ederer zu verschiedenen Entertainment-Parks
in ganz Europa, und das war damals vor drei, dreieinhalb Jahren durchaus auch
der geistige Nukleus für Ideen. Es waren damals eine ganze Reihe von Maßnahmen
vorgesehen, wie denn in Zukunft der Prater zeitgenössischer, moderner,
publikumswirksamer gestaltet werden sollte. Wie gesagt, das war vor über drei
Jahren unter StR Görg und StRin Ederer. Mit StR Rieder im Finanzressort ist der
erste Fuß bei der Praterplanung quasi eingeschlafen und mit StR Schicker dann
der zweite, und die Praterplanung ist heute nicht mehr, als ein bewegungsloser
Torso, meine Damen und Herren.
Wenn ich so
sagen darf: Erde an StR Schicker! Bitte aufwachen! Der Prater harrt noch immer
seiner neuen Bestimmung und seiner Entwicklung. Und wenn es noch eines Beweises
bedarf, meine Damen und Herren, dass der Herr Stadtrat sich für den Prater
nicht oder gar nicht interessiert, so ist der von mir leicht zu erbringen. Ich
habe nämlich in der September-Sitzung des Gemeinderats eine schriftliche Anfrage
an ihn eingebracht, in der ich nachgefragt habe, was denn in Zukunft aus seiner
Sicht, aus der Sicht seines Ressorts, mit dem Prater passieren soll. Und da
bekam ich auf drei Detailfragen eine sehr kurze und prägnante Antwort - ich
zitiere -: "Fragen, die den Inhalt betreffen, sind an den WWFF zu
richten." - Ich nehme zur Kenntnis, meine Damen und Herren, dass die
Stadtplanung und der Stadtrat sich aus der Stadtplanung verabschiedet haben. In
Zukunft soll man mit dem WWFF reden. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich kann es nicht
ganz glauben. Wirklich, Herr
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