Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 125
stadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Ehre wem Ehre
gebührt, Frau StRin Pittermann! Durch den Briefwechsel, den Sie mit Herrn StR
Rieder geführt haben und der durch ein Loch in Ihrer Abteilung in die
Öffentlichkeit gelangt ist, haben Sie erreicht, dass das Gesundheitsbudget
nicht reduziert wurde. Das ist ausgesprochen gut! Ich hoffe für Sie, dass es
bei den Verhandlungen im nächsten Jahr durch Ihren persönlichen Einsatz und die
Kompetenz zu einer Erhöhung im Gesundheitsbereich kommt.
Unser
Gesundheitssystem in Wien ist ein ausgesprochen gutes und es wäre völlig
falsch, das nicht immer wieder anzuerkennen. Viele Menschen werden in den
Spitälern und durch die niedergelassenen Ärzte hervorragend behandelt. Viele
werden geheilt. Manche bekommen leider nur eine Linderung. Aber es soll uns
trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass es darum geht, jetzt schon weitere
Maßnahmen zu setzen, wenn wir den teuren Fortschritt auch für die Zukunft
sichern wollen.
Ich möchte nun
einige Punkte der ÖVP-Gesundheitspolitik zitieren, denn die Qualität einer
Gesellschaft zeigt sich darin, wie sie mit Kranken und Schwachen umgeht. Die
moderne Medizin muss sich bei immer besserer Technik und höheren Kosten
verstärkt mit menschlicher Zuwendung auseinander setzen. Das bedeutet Sprechen
und Aufklärung des Patienten. Der Vorsorge ist Vorrang zu geben. Die Menschen
sollen nicht krank werden, sondern möglichst lange gesund bleiben. Hier ist die
Mitverantwortung des Bürgers in Bezug auf seinen Lebensstil einzufordern, das
heißt Rauchen, Übergewicht, Bewegung.
Wir
unterstützen sämtliche Kampagnen, die gut organisiert sind, und Aufklärung. Vielleicht
geht heute oder morgen eine Raucherin oder ein Raucher mit mir in die Apotheke,
denn es gibt jetzt ein Abgewöhnungsprogramm, das von der Ärztekammer und von
den Apotheken gefördert wird. (GR Dr
Herbert Madejski: Das ist vorbei!) Das ist vorbei? Sehen Sie, ich habe
gedacht, ich kann jemanden ansprechen, der mit mir hingeht! Also, diese Sachen
sind unbedingt notwendig!
Ein menschlich
sein wollendes Gesundheitssystem darf nicht sozial Schwache ausgrenzen. Wir
sind strikt gegen eine medizinische Zweiklassengesellschaft.
Wir sprechen
uns auch gegen die gesetzliche Erlaubnis der aktiven Sterbehilfe aus. Wir sind
aber sehr für menschliches Sterben, wenn es sein muss, in Hospizen. Hier gibt
es in Wien einen sehr großen Nachholbedarf. Wir fordern daher die weitere
Einrichtung von Hospizbetten, denn 30 sind in Wien, für eine so große
Bevölkerungszahl, einfach zu wenig.
Dem Wunsch des
Bürgers, so lange wie möglich in der eigenen Wohnung zu bleiben, ist bei der
Planung Rechung zu tragen. Das heißt, wir fordern die Aufwertung des ambulanten
Bereichs, denn nur so ist es möglich, dass die Damen und Herren möglichst lange
zu Hause bleiben können.
Bei den Drogen
setzen wir verstärkte Präventionsarbeit in den Schulen ein. Ich finde es ganz
toll, dass es jetzt auch in Wien ein Projekt gibt, wo Schüler mit gefährdeten
Schülern oder Kollegen und Kolleginnen arbeiten. Das ist wirklich eine sehr
gute Sache. Bei den Süchtigen soll das Prinzip "Helfen statt Strafen"
Anwendung finden. Dagegen muss der organisierte Drogenhandel stark bestraft
werden.
Dies sind nur
einige unserer Grundprinzipien, die wir in die Wiener Gesundheitspolitik
einfließen lassen.
Ich möchte
jetzt noch kurz auf den Ansatz "Essen auf Rädern" eingehen. Es steht
jetzt bereits in jeder Zeitung, dass dafür wesentlich weniger Mittel zur
Verfügung stehen werden. Wir haben uns vorher erkundigt, warum. Die
bürokratische Auskunft muss ich Ihnen vorlesen, denn das kann man nicht selber
formulieren. Es heißt darin, dass die direkten Zuschüsse an die Essensbezieher,
die eine Art Sozialhilfe sind, deshalb niedriger veranschlagt wurden, weil auf
Grund des gelieferten statistischen Datenmaterials diesbezüglich weniger
Mittel, und zwar angeblich 17 Prozent, erforderlich sind. - Das ist in
meinen Augen eine ganz eigenartige Begründung. Wir wissen alle, dass unsere
Mitbürgerinnen und Mitbürger immer älter werden und länger zu Hause, in der
gewohnten Umgebung, bleiben und sich möglichst lange selbständig, wenn auch mit
Hilfe, versorgen wollen. Es ist daher Aufgabe der Politik, diesem Wunsche
Rechnung zu tragen und nicht auf Grund einer eigenwilligen Statistik
festzulegen, dass der Bedarf sinkt. Es ist auch das ein Punkt, warum uns die
Zustimmung zu diesem Budget unmöglich ist.
Nun zu einem
weiteren Thema, und zwar ist es eines, das schon lange bei uns aktuell ist,
aber wir werden nicht nachgeben. Bereits bei der Budgetdebatte im November 1994
hat die ÖVP die Einschränkung der Spitalsambulanzen, die Verbesserung der
niedergelassenen Ärzte und enge Kooperation zwischen Ärzten und Krankenhäusern
gefordert. Dazu forderte die ÖVP auch immer die echte Vernetzung der Spitäler
in Wien. Es ist nicht einzusehen, wieso Untersuchungsergebnisse wie
Röntgenbilder, Blutuntersuchungen - ich brauche sie nicht alle aufzählen - nicht
sofort von Spital zu Spital abrufbar sind, wenn es notwendig ist.
Das praktische
Beispiel habe ich heuer erlebt, und zwar seit Juni 2001. Meine Mutter war
zuerst in der Rudolfstiftung, dann im Meidlinger Krankenhaus und dann im
Rehab-Zentrum in Lainz. In allen drei Krankenhäusern oder Stationen - wie Sie
das nennen wollen - wurden sämtliche Untersuchungen immer wieder neu gemacht,
man hat nicht auf vorhergehende zurückgegriffen. Ich möchte erwähnen, meine
Mutti wurde überall bestens und fürsorglich versorgt. Wenn ich jetzt
"fürsorglich" sage, meine ich das. Sie ist 91 und man hat ihr
wirklich bei allem geholfen. Aber die vielen Untersuchungen, diese Doppel- und
Dreifachuntersuchungen sind an und für sich ein volkswirtschaftlicher Wahnsinn.
Wir verlangen daher, dass die Ver-
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