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Gemeinderat, 7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 77 von 125

 

Wir bemühen uns und ich hoffe, dort gemeinsam eine Lösung herbeizuführen, nur kostet sie Geld und geht nicht so schnell, wie wir beide es uns wünschen.

 

Eines hat mir nicht gefallen, wie Sie gesagt haben, dass auf Grund der Transferierung vom Spital die Leute dann im Geriatriezentrum die medizinische Betreuung bekommen, die sie brauchen würden. Denn aus dem Spital entlassen wird der Patient - wie wir beide wissen -, nachdem medizinisch das getan ist, was ein Spital tun kann. Dafür haben wir geriatrische Einrichtungen, die sich ganz deutlich - weil das heute auch oft angesprochen wurde - von privaten geriatrischen Einrichtungen unterscheiden, indem sie eine hochwertige medizinische Betreuung bieten, und vor allem eine Betreuung rund um die Uhr. Ich glaube, das kostet viel Geld, das muss es uns aber auch wert sein, nicht wie in manchen privaten Anstalten, dass einmal am Tag, kurz, eine Stunde vielleicht, ein praktischer Arzt für 50 oder 60 Leute vorbeikommt.

 

Einen kleinen Irrtum möchte ich aufklären, Frau Dr Pilz. Sie haben von 800 Millionen S minus gesprochen. Es handelt sich dabei um eine Rücklagenauflösung zwecks Deckungserfordernis. Das ist leicht zu hinterfragen. Ich würde sagen, Tatsache ist, dass das Budget, wenn auch gering, aber doch, höher ist als das letzte. Dieser Budgetentwurf der Gruppe Gesundheits- und Spitalswesen ist auch heuer - wenngleich unter erschwerten Bedingungen - erfolgreich wie in den vergangenen Jahren. Es werden unter diesen Rahmenbedingungen Mittel zur Verfügung gestellt, die eine optimale Versorgung der Wienerinnen und Wiener sicherstellen. Es gibt Schwerpunkte. Das sind die Gewährleistung der medizinischen und geriatrischen Versorgung sowie ein gesicherter Qualitätsstandard, den wir in Wien haben. Dieser wird weiterhin gewährleistet werden.

 

Vor allem, glaube ich, sollten wir uns auch darin einig sein, den gleichen Zugang zu medizinischen Spitzenleistungen in Wien für alle Wienerinnen und Wiener, also ein klares Nein zu einer Zweiklassenmedizin, zu gewährleisten. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Die Gesundheitsvorsorge muss uns etwas wert sein, aber den Wunsch teilen wir offensichtlich mit vielen hier im Raum. Das heißt, Gesundheitsförderungsprogramme haben einen großen Stellenwert und sind auch budgetär abgesichert.

 

Weil man sehr leicht und sehr gerne, aber doch verantwortungslos, mit der Angst der Menschen spielt, wurde die Sicherheit der Arbeitsplätze in den Raum gestellt. Die Sicherheit der über 28 000 Arbeitsplätze im KAV ist uns ein ganz besonderes Anliegen. Unter nicht gerade einfachen Bedingungen werden wir aber dafür sorgen, dass diese Arbeitsplätze sicher bleiben.

 

Ebenso werden wir die von uns gerne übernommene Aufgabe der Aus- und Weiterbildung für Ärzte, medizinisches Personal und Pflegepersonen - wenn wir auch wissen, dass viele Bundesländer davon Nutznießer sind - weiterhin durchführen. Wie Sie wissen, sind im Gegensatz zu anderen Bundesländern in Wien die Krankenpflegeausbildungen kostenlos. Sie kosten jedoch uns Wienern 780 000 S pro Absolvent.

 

Über die Fluktuation bei den Krankenpflegepersonen wurde vorher gesprochen. Ich möchte darauf hinweisen, dass die derzeitige Ausbildungskapazität im Wiener Krankenanstaltenverbund 90 Prozent der Gesamtausbildungskapazität der Krankenpflegepersonen in Wien umfasst. Der Anteil der SchülerInnen aus den Bundesländern beträgt durchschnittlich 50 Prozent. 70 Prozent davon bleiben nach Absolvierung in Wien tätig. Das heißt, 30 Prozent bilden wir für andere aus.

 

Was motiviert aber eigentlich jene Kolleginnen und Kollegen, die dann in Wien, im Wiener Krankenanstaltenverbund, tätig bleiben? - Ganz einfach, die Leistungen dieser Stadt.

 

Was leistet die Stadt für die Pflegepersonen, die wir so dringend brauchen und deren Leistungen wir wirklich hoch achten? - Wir bieten Personalwohnungen. Wir bieten danach Hilfe bei der Wohnungssuche. Wir bieten Kinderbetreuungsplätze, wo die bei uns in den Krankenanstalten und Geriatriezentren arbeitenden Kolleginnen und Kollegen wissen, dass ihre Kinder nicht nur gut aufgehoben sind, sondern auch pädagogisch hervorragend betreut werden. Wir bieten ihnen ein umfangreiches Fort- und Weiterbildungsprogramm sowie Sonderausbildungsangebot. Wir bieten vor allem auch den zweiten Bildungsweg für Pflegehelfer an. Da wir natürlich eine familienfreundliche Stadt sind, bieten wir ihnen auch flexible Diensteinteilung und Teilbeschäftigung an, sodass sie auf ihre Familienleben abgestimmte Dienste machen können, soweit das möglich ist. Vor allem bietet die Stadt Wien etwas an, was nicht selbstverständlich ist, aber selbstverständlich sein sollte, nämlich die Einhaltung der Arbeitszeitgesetze und der gesetzlichen Bestimmungen, die wir in jahrelangem Kampf durchgesetzt haben.

 

Jedoch hat jedes Ding zwei Seiten. Gut ausgebildete Menschen sind gefragt. So mussten wir seit Beginn des Jahres 2000 im geriatrischen Bereich feststellen, dass es eine Abwanderung gibt, und zwar vor allem von diplomierten Pflegepersonen hauptsächlich in die Schweiz. Wenn wir auch nicht darüber glücklich sind, dass diese Pflegepersonen abwandern, weil sie uns abgehen und wir neue ausbilden müssen, würde ich sagen, es ist auf der anderen Seite aber ein Beweis dafür, dass hier ein äußerst hoher Qualitätsstandard vorhanden ist, denn gerade die Schweiz und ihre Altenpflegeheime suchen sich das beste Personal aus.

 

Zum Budget selbst, meine Damen und Herren: Auf Grund unserer Maßnahmen in der Vorsorge sowie in der Sozialgesetzgebung der vergangenen Jahrzehnte, wie zum Beispiel Arbeitnehmerschutzbestimmungen, aber auch Rehabilitation und vor allem der gleiche Zugang für alle zu medizinischen Leistungen, ergibt sich eine steigende Lebenserwartung. Unsere Verpflichtung ist es, dafür zu sorgen, dass jene Men-

 

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