Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 125
ehrten Damen und Herren!
Die GRÜNEN
wollen etwas in der Drogenpolitik, und was das genau ist, möchte ich jetzt in
aller Kürze deponieren. (GR Gerhard
Pfeiffer: Nicht schon wieder!) Es überrascht Sie nicht. (GR Gerhard Pfeiffer: Nicht schon wieder!) Ich
habe Sie lange, in vielen Sitzungen völlig verschont, habe es nicht mehr gesagt,
aber heute kommt es wieder einmal. (GR Gerhard
Pfeiffer: Nicht schon wieder!) Ich werde Sie mit vier Themen befassen.
Das Erste, was
wir wollen, ist, dass Cannabis als Medizin endlich in Wien zugelassen wird.
Das Zweite,
was wir wollen, ist, dass sich Wien eindeutig positioniert und sagt, wir
wollen, dass Cannabis legal wird.
Das Dritte,
was wir wollen, ist, dass es ein Heroinmodell im Anklang an das gibt, was es
vielfach in der Schweiz gibt, sich sehr bewährt hat und wo wir glauben, auch
Wien könnte ein erfolgreiches Heroinmodell auf die Füße stellen.
Das Vierte,
was wir wollen - das ist mir jetzt besonders ernst, ich will, dass dieses
Problem innerhalb der nächsten Wochen gelöst wird -, ist, dass Aidskranke, die
obdachlos sind und die wieder wo wohnen sollen und vielleicht auch gemeinsam
wohnen sollen, derzeit zwischen einigen Abteilungen hin- und hergeschoben
werden. Die MA 12, die jetzt einiges in Sachen Obdachlosigkeit versucht,
sagt, sie ist nicht zuständig, sie hat das Geld dem Fonds Soziales Wien
gegeben. Der Fonds sagt, eigentlich ist er auch nicht zuständig. Offensichtlich
ist also niemand zuständig. Der Verein geht demnächst Pleite, dann stehen die
Leute vielleicht auf der Straße, also geht es nicht. Das muss ganz rasch
geklärt werden.
Mein Vorredner
hat gemeint, die Sozialdemokraten sagen - ich habe es mitgeschrieben -:
"Jeder, der Hilfe braucht, soll Hilfe bekommen." Ich denke mir, das
ist ein weites Betätigungsfeld für die Sozialdemokratie in Bezug auf das, was
ich jetzt sage. Sie können allen diesen Menschen helfen. Sie können den Kranken
helfen, die gerne Cannabis als Medizin hätten. Ich erinnere Sie daran, wir haben
einmal einen gemeinsamen Antrag abgegeben. Es ist hoch an der Zeit nachzufragen,
was denn daraus geworden ist. Wo wird derzeit Cannabis als Medizin getestet?
Was ist bei den wissenschaftlichen Untersuchungen herausgekommen? Wo bekommt
ein Kranker derzeit Cannabis als Appetitanreger oder einfach als Schmerzkiller?
Wo bekommt man es? Wer bekommt es? Und wie wird es bekannt gemacht, dass man es
bekommt, wenn man es bekommt? - Das sollte alles in dieser Sitzung meiner
Meinung nach geklärt werden. Es gibt ein breites Feld, dafür Hilfe zu leisten.
Ein zweiter
Punkt, der unserer Meinung nach auch ein breites Feld macht, um Hilfe zu
leisten: Immerhin gibt es in Österreich mehr als 17 000 Anzeigen an Menschen,
die Cannabis konsumieren. Wir sind der Meinung, Wien kann sich längst als eine
Stadt positionieren, die meint, Cannabis sollte legal sein. Für alle, die immer
noch meinen, Cannabis muss verboten und ins Strafgesetzbuch hineingeschrieben
werden, weil es so besonders ungesund ist, habe ich extra eine Gegenüberstellung
von Cannabis und Alkohol mitgebracht. Ich schenke sie auch gerne her. Jeder von
Ihnen kann es sich anschauen, es befindet sich auf der Homepage der Stadt Wien,
unter "www.magwien.gv.at".
Dort geht man unter "Fonds Soziales Wien" hinein, dann kommt man zu
"Check It" und dort kann man sich das herausnehmen. Die Gegenüberstellung
macht sicher. Und zwar kann man sich die mögliche Wirkung von Alkohol und die
mögliche Wirkung von Cannabis herausholen.
Es ist so,
dass beides im Grunde genommen zum Wohlbefinden, zur Entspannung, zur
Heiterkeit, zur Kontaktfreude und zu verstärkten Sinneseindrücke führt. Also da
steht bei keinem von beiden etwas Negatives dabei, beim Alkohol ein bisschen
etwas Negatives, aber bei mäßigem Konsum ist im Grunde genommen beides nicht
so, dass man sagt, das macht krank, ist schrecklich, ist fürchterlich. Schauen
Sie es sich bitte auf der Homepage der Stadt Wien an! (GR Gerhard Pfeiffer: Schon gesehen!)
Dann gibt es
auch negative Effekte - wieder eine Gegenüberstellung von Alkohol und Cannabis:
Da, würde ich sagen, hat Cannabis die Nase eindeutig vorne, weil nur bei
Alkohol können sich Dinge wie Komazustände einstellen und der Tod eintreten. Da
ist es so, dass rein vom Gesundheitsstandpunkt aus gesehen - und den sollte man
betrachten - Cannabis jedenfalls weniger schädlich ist als Alkohol. Wenn man
dann die möglichen Langzeitfolgen betrachtet, ist die Liste bei Alkohol lang,
bei Cannabis hingegen sehr kurz. Das heißt, das Gesundheitsargument, wo immer
wieder gesagt wird, im Vergleich zu Alkohol ist Cannabis so viel schädlicher,
ist eines, das nicht stimmt, das möglicherweise auf irgendwelche Informationen
aus früheren Zeiten zurückzuführen ist. Das heißt, das ist es nicht!
Wenn Sie aber
das Argument bringen, wir haben schon so viele Probleme mit Alkohol, wir brauchen
nicht auch noch welche mit Cannabis - was ich durchaus nachvollziehen kann -,
dann möchte ich Ihnen sagen, man sollte die Menschen zumindest gleich behandeln
und man sollte auf etwas, was gesundheitsschädigend ist, nicht mit einer
Gefängnisstrafe oder mit einem Prozess antworten, denn wenn man so denkt, dann
müsste man ganz viel, was gesundheitsschädlich ist, ins Strafgesetzbuch hineinschreiben.
Da fällt mir viel ein, was Menschen tun und was ihrer Gesundheit sehr schadet.
Ich bin daher dafür,
dass wir uns anderen Ländern anschließen. Die Schweiz hat sich schon positioniert.
Sie hat zumindest gesagt, keine Gefängnisstrafen für Cannabiskonsum, so weit
darf es gar nicht kommen. Das ist schon einmal eine klare Aussage. Schauen Sie
sich Belgien an! Schauen Sie sich Spanien an! Schauen Sie sich die Entwicklung
der letzten Zeit an! In 20 Jahren wird man, wenn man zurückdenkt, sagen,
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