Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 125
kenpflegelangzeitbereich,
drängt es mich an dieser Stelle, bei meiner ersten Gemeinderatsrede, auch
dieses Feld anzusprechen. Sie können mir glauben, dass ich meine Informationen
nicht aus zweiter Hand genommen habe, da kann ich wohl aus einem reichen
Erfahrungsangebot schöpfen. Und aus dieser Erfahrung weiß ich, dass die Geriatrische
Versorgung in unserer Stadt im extramuralen, aber auch im stationären Bereich
zu den besten in Österreich gehört, wenn auch nicht in Europa.
Für uns
bedeutet Geriatrie die ganzheitliche Erfassung und Betreuung des Menschen mit
allen seinen Bedürfnissen und Problemen, Akutbetten, rehabilitative
Einrichtungen, Tageskliniken, ein gerontologisches Tageszentrum. All das sind
nur Stichworte und umfassen die Fürsorge, die notwendig ist. Wir achten hier
besonders auf die Qualität und auf die Ausbildung unseres Personals, dem ich an
dieser Stelle den Dank für seine großartigen Leistungen aussprechen will. (Beifall bei der SPÖ.)
Auch keine
Sorge, wir werden das Angebot an Pflegeplätzen nicht vermindern, sondern
vermehren. Ich möchte nur kurz darauf hinweisen, dass wir am 1. März das
Geriatriezentrum Floridsdorf eröffnet haben und dass nächstes Jahr das
Geriatriezentrum Favoriten in Betrieb genommen wird, was damit die Zahl der
Plätze insgesamt auf 6 000 steigern wird. Also, keine Rede vom Rückgang.
Eines kann
allerdings in diesen Budgetziffern des Voranschlags nicht gelesen werden,
sondern es ist nur zwischen den Zeilen erkennbar, nämlich die Sparpolitik der
Bundesregierung, die die Rahmenbedingungen für die Gesundheitspolitik in Wien
weder erleichtert noch verbessert hat. Zum Beispiel die Ambulanzgebühren, die
Besteuerung von Unfallrenten, die Reduzierung von Zivildienern, zusätzliche
Belastungen bei den Krankenversicherungen und die Kosten für die geplante Chipkarte.
Das sind nur die Stichworte für das, was wir in Summe Sozialabbau zu Lasten des
schwachen, kranken und pflegebedürftigen Menschen nennen. Und diesen Weg, meine
Damen und Herren, wollen wir nicht gehen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Pflege und
Betreuung im Krankheitsfall, ein sicherer Platz im Pflegeheim, eine
funktionierende und flächendeckende ärztliche Versorgung waren immer eine
Selbstverständlichkeit in diesem Land und aus dem sozialen Gefüge nicht mehr wegzudenken.
Aber was macht diese Regierung damit? - Diese Bundesregierung greift in die
Taschen kranker Menschen. Bis zu 1 000 S Selbstbehalt für die Inanspruchnahme
einer Spitalsambulanz pro Jahr und Person, Erhöhung des Selbstbehalts im Spital
von rund 43 Prozent, Erhöhung der Rezeptgebühr von 45 auf 56 S, Streichung
der beitragsfreien Mitversicherung. Das ist ein kaltes Kürzungsprogramm auf dem
Rücken der Betroffenen. Diese blau-schwarze Politik führt direkt in eine
Zwei-Klassen Medizin, in der sich Ärmere die erstklassige Gesundheitsversorgung
nicht mehr leisten können. Dafür können aber private Versicherungen und private
Krankenanstalten an den kranken Menschen verdienen. Und dagegen sind wir ganz
entschieden. (Beifall bei der SPÖ.)
Diese
Krankensteuern bringen nur Chaos, Verunsicherungen und Belastungen für kranke
Menschen und der Verwaltungsaufwand frisst die Einnahmen sowieso.
Wir gehen in
Wien mit diesen Gebühren und Gesundheitsleistungen ganz anders um. Die Wiener Gesundheitspolitik
ist eben anders, wie sich zeigen lässt, und diese Bundesregierung könnte sich
an uns ein Beispiel nehmen. (Beifall bei
der SPÖ.)
Meine Damen
und Herren, wenn man jeden Tag, so wie ich, mit alten, behinderten, armen und
bedürftigen Menschen zu tun hat, wenn man erlebt, wie bescheiden sie ihren
Alltag gestalten, wie sie jeden Groschen zweimal umdrehen, dann muss man sagen,
was ist. Die Politik der Bundesregierung greift diesen Menschen in die Taschen,
betrachtet sie ganz einfach als Melkklientel und trachtet nur, einem abstrakten
Steuerprinzip zum Durchbruch zu verhelfen.
Ich sehe da
große Differenzen zu unserer Gesundheitspolitik in Wien. Wir helfen den Menschen
und unterstützen sie mit vielen Initiativen, großem Engagement, soliden
Strukturen und natürlich viel Geld. Geld, das ist in diesem Budget richtig
zugeteilt. Deshalb sollten Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, auch
diesem Budgetkapitel zustimmen. - Danke. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als
nächste Rednerin ist Frau StRin Landauer zum Wort gemeldet.
StRin Karin Landauer: Herr Vorsitzender!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte
ganz kurz auf Frau Kollegin Jerusalem eingehen. Sie hat gemeint, wir sollen die
Menschen gleich behandeln. Da gehe ich mit Ihnen völlig konform, daher hoffe
ich, dass es von Ihrer Seite Unterstützung gibt, dass man endlich auch in Österreich
Drogen im Straßenverkehr untersuchen kann. (Beifall
bei der FPÖ.)
Fixerstuben
oder Gesundheitsräume sind für uns undenkbar. Vor allem denke ich mir, Sie
sollten einmal an die 4 600 bis 4 800 Menschen denken, die bereits
jetzt Ersatzdrogen bekommen und - das ist unser Kritikpunkt - eigentlich allein
gelassen sind. Die würden sozialarbeiterische Betreuung brauchen, die würden
Hilfe brauchen, damit sie wieder eingegliedert werden und so weiter, aber da
erzähle ich Ihnen nichts. Ich denke mir, solange wir nur Alibihandlungen
setzen, ist niemandem gedient und Fixerstuben sind für uns Freiheitliche der
falsche Weg. (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Dr Mayer hat gemeint,
man müsste bezüglich der Gastpatienten eine Lösung finden. Also, hier denke ich
mir, haben Sie einen hervorragenden Vorreiter, das war Ihr VBgm Hans Mayr, der
1994 hier im Haus bereits ein fertiges Konzept vorgelegt hat, wie mit
Gastpatienten verrechnet werden kann, und zwar nicht zu Lasten der Patienten,
sondern jeweils mit den Ländern.
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