Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 99 von 138
Dimension darstellen,
weil wir diese ja immerhin zum Anlass einer dringlichen Anfrage im Gemeinderat
gemacht haben.
Fakt beim
Rabenhof ist, dass Kollege Woller als SPÖ-Kultursprecher dem Karl Welunschek
vor der Wahl den Rabenhof versprochen hat. Ich warte jetzt auf einen lauten
Widerspruch, denn dann werde ich Ihnen gleich was erzählen. (Zwischenruf des GR Ernst Woller.) Ich
sage es ja nicht. Es gibt ja Zeugen. Das ist ja das Schöne, es gibt ja Zeugen.
Die
Entschuldung dieses Schlamassel, das damals selbst produziert wurde, wurde
natürlich direkt aus dem Kulturbudget vorgenommen und damit auch anderen
Initiativen weggenommen, denn Geld kann man ja bekanntlich in einem bestehenden
Budget nicht irgendwo herzaubern. Das wurde dann als die so genannte Sanierung
des Rabenhofs verkauft.
Ich habe mir,
ehrlich gesagt, nach der Wahl gedacht, die SPÖ hat eine absolute Mehrheit, sie
wird ihr Versprechen einhalten und wird dem Karl Welunschek das Theater geben.
Das wäre sozusagen der gerade, dominante Weg gewesen. Dazu hat offensichtlich
die Kraft gefehlt, daher hat man ausgeschrieben. (GR Kurt Wagner: Herr Kollege Salcher, Sie erzählen uns immer
dasselbe!) Nein, es ist erstens das zweite Mal und ich habe Sie bis jetzt
immer mit etwas Neuem überrascht. Ich bringe Ihnen auch diesmal etwas Neues. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Dass Ihnen
das Thema nicht angenehm ist, das ist mir auch relativ klar. (GR Kurt Wagner: Es geht nicht um angenehm!
Es ist langweilig!) Es wird schon noch spannend werden. Und ob es
langweilig ist oder nicht, das werden ja nicht nur Sie entscheiden. Ich muss
ehrlich sagen, es hat schon langweiligere Beiträge gegeben als die, die wir
manchmal im Rahmen der Kulturdebatte bringen. Aber es freut mich, dass es
mittlerweile wieder ein bisschen ruhiger geworden ist, dass wieder eine gewisse
Aufmerksamkeit da ist. Dann können wir einmal zu den wesentlichen Fakten
vordringen. Die will ich nicht verschwenden, solange hier nur eine
Kaffeehausstimmung herrscht.
Also, der
Rabenhof wurde ausgeschrieben, aber nicht etwa, wie das beim Schauspielhaus der
Fall gewesen ist, international, sondern der Rabenhof wurde in zwei Wiener
Zeitungen irgendwann einmal versteckt im Sommer ausgeschrieben. Mit dem Ergebnis,
dass es gezählte - angeblich - 13 Bewerbungen gegeben hat. Wir haben nur
gehört, es hat 13 Abholungen gegeben. Das Schauspielhaus hatte übrigens
77 Bewerbungen, davon kamen 40 nicht aus Österreich, sondern aus
Deutschland und aus der Schweiz. Welch kleiner Unterschied! Das war sozusagen
der Grund für die dringliche Anfrage der Volkspartei.
Am Tag nach
der dringlichen Anfrage durch die Volkspartei - und jetzt habe ich vielleicht
für die Herrschaften, die im Kulturbereich nicht so bewandert sind, doch die
eine oder andere Neuigkeit - gab es sofort eine Presseaussendung des Direktors
der Josefstadt, des Herrn Lohner: "Lohner weist Aussagen Mailath-Pokornys
strikt zurück. Keine Alleinverantwortung für Regieentscheidung. Zuständigkeit
der Betriebsgesellschaft nur formal richtig." - Also Helmut Lohner weist
den Vorwurf einer Alleinverantwortung für die Ernennung nur eines Kandidaten
für die Leitung der Josefstadt strikt zurück.
Und dann zum
Rabenhof, denn um den geht es ja heute: Weiters wandte sich Lohner gegen die
Aussage des Kulturstadtrats - und jetzt kommt es wörtlich -, "dass die
Josefstadt von sich aus mit Karl Welunschek einen Vertrag über den Rabenhof
abgeschlossen habe." - Und das ist, glaube ich, eine Neuigkeit, denn uns
wurde in der schriftlichen Beantwortung unserer dringlichen Anfrage genau das
Gegenteil gesagt. "Mailath bezieht sich hierbei auf die Zeit vor seiner
Amtsübernahme. Welunschek als künstlerischen Leiter des Rabenhofs zu ernennen,
war Wunsch des Kultursprechers der SPÖ-Fraktion Ernst Woller im Sommer 2000,
meint Lohner." (StR Dr Peter Marboe:
Aha!)
"Allen
anderen Interessenten für das Theater im Rabenhof wurde von der Stadt Wien
unmöglich gemacht, die Leitung des Theaters zu übernehmen. Die Ausschreibung
der künstlerischen Leitung des Theaters im Rabenhof hatte nichts mehr mit dem
Theater in der Josefstadt zu tun, da der Rabenhof am 31.12.2000 abgegeben wurde."
Ich meine,
jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Sie können wieder hier herauskommen und
wieder erklären, der Herr Lohner sagt die Unwahrheit - wir werden dann
wahrscheinlich diesmal keine dringliche Anfrage, sondern einen
Misstrauensantrag stellen -, oder Sie sagen einfach, wie es war, und geben
endlich einmal die Wahrheit in dieser Causa zu, dass Sie nicht die Kraft gehabt
haben, dem Herrn Welunschek das Theater direkt zu geben, und es vorgezogen
haben, eine manipulierte Ausschreibung im Rabenhof durchzuführen und dieses
Riesenschlamassel hier einzubrocken. (Beifall
bei der ÖVP.)
Die Besetzung
des Rabenhofs ist ein Politikskandal ersten Ranges. Und was besonders schlimm
ist, nämlich für das Theater - ich war ein häufiger Besucher des Rabenhofs -:
Das Rabenhoftheater war hier in diesem Haus und in der Öffentlichkeit ein
völlig unbestrittenes Theater, das hervorragendes Programm gemacht hat, das
internationale Preise gewonnen haben. Was ist es jetzt? - Mit dem heutigen
Beschluss nehmen Sie dieses Theater in die Geiselhaft der SPÖ, der absoluten
SPÖ. Sie haben das auch absolut zu verantworten, auch die Folgen, die daraus
entstehen. Aber bitte erwarten Sie nicht von uns, dass wir Ihnen irgendeine
Unterstützung dafür geben. Machen Sie das mit Ihrer absoluten Mehrheit! Sie
werden sehen, was dabei herauskommt. Und der Rabenhof wurde heute sicher nicht
das letzte Mal innerhalb der nächsten drei Jahre diskutiert. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Danke. -
Wortmeldung liegt mir keine mehr vor.
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