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Gemeinderat, 9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 103 von 138

 

an den Verein Porgy & Bess.

 

Es liegt keine Wortmeldung vor.

 

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmenmehrheit, ohne den Freiheitlichen, so angenommen.

 

Postnummer 112 (PrZ 206/01-M07), Subvention in Form eines Rahmenbetrags für die Förderung von Aktivitäten auf dem Gebiet der bildenden Kunst, insbesondere für Projektförderungen an verschiedene kleinere Künstlervereinigungen.

 

Es liegt keine Wortmeldung vor.

 

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmenmehrheit, ohne den Freiheitlichen, so angenommen.

 

Postnummer 114 (PrZ 234/01-M07), Dreijahresvereinbarung für die Jahre 2002 bis 2004 mit der "Interessengemeinschaft bildende Kunst".

 

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmenmehrheit, ohne Freiheitliche, so angenommen.

 

Postnummer 116 (PrZ 290/01-M07), Dreijahresvereinbarung für die Jahre 2002 bis 2004 mit der "Kunsthalle Wien".

 

Ich darf Frau GRin Themel ersuchen, die Verhandlung einzuleiten. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner geht zum Rednerpult.)

 

Sekunde, Frau Unterreiner, zuerst muss Frau Themel da sein, dann dürfen Sie. (Heiterkeit bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.)

 

Berichterstatterin GRin Gerda Themel: Ich bitte um Ihre Zustimmung zum vorliegenden Poststück.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Frau Magister, das Rednerpult gehört Ihnen.

 

GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Die Problematik der Kunsthalle ist ein Anschauungsunterricht, ist eine Fallstudie für das Motto "Wie biedere ich mich am besten beim Subventionsgeber an?" Denn ängstlich bemüht sein, den Zeitgeist wiederzugeben und alles mitzumachen, auch die politischen Wellen, die es gegeben hat, nämlich zur Zeit der Koalitionsbildung, das ist schon sehr auffallend. Das ist eine richtige Pflichtübung der Direktion gewesen, auch gegen die schwarz-blaue Regierung aufzutreten. Das heißt, man hat sogar die Kunst in der Kunsthalle neu definiert. Man hat sie parteipolitisch definiert. So wurde sie das Mittel, um politisch auch besser agitieren zu können.

 

Ein Beispiel, damit Sie wissen, was ich meine: Ich zitiere hier aus dem Kunst- und Kulturbericht der Stadt Wien aus dem Jahr 2000. Da steht zum Beispiel: "Kunst und Politik. In Zeiten politischer Verwerfungen kommt der Kunst und ihren Institutionen besondere Bedeutung zu in Bezugnahme auf den Slogan "Die Kunst der Stunde ist Widerstand". Das heißt, hier wurde kunstpolitisch definiert. Die Kunst der Stunde war natürlich für die Kunsthalle der Widerstand. Das war natürlich der Grund, dass man viele politische Diskussionen abhalten musste.

 

Es war auch interessant, es sind hier Auszüge aus der "New York Times" zitiert. Da wird Gerald Matt am 20. Februar 2000 zitiert: "The Pages of History have turned back to our darkest chapter, said Gerald Matt, the director of the Kunsthalle Wien Gallery." Also in hysterischer Art hat er eben gesagt, wir sind in eine Diktatur zurückgefallen. Es ist unglaublich: "The darkest chapter in our history". Jetzt fragt man sich: Warum steigert er sich denn so hinein? - Viele von Ihnen wissen ja, dass er viele Jahre im freiheitlichen Parlamentsklub tätig war. Er war ein Angestellter dort. Will er sich von dieser Vergangenheit distanzieren? Hat es vielleicht andere Gründe? Es ist nämlich der ganze Kunsthallenbericht voll mit diesen politischen Aussagen.

 

Es geht dann weiter, dass man sagt: "Die Ausstellung ist sehr wichtig gewesen, denn zu einer Zeit, wo Jörg Haider erstarkt und in Wien gar keine progressive Kunst möglich ist, ist es gut, dass es die Kunsthalle gibt." Ich finde das sehr interessant, denn der Jörg Haider ist nicht in Wien. Er ist Landeshauptmann in Kärnten und das Wien ist eigentlich das rote Wien, und ich habe noch nie bemerkt, dass es progressive Kunst hier schwer hatte. Aber trotzdem muss man das in der Kunsthalle wiedergeben.

 

Wenn man weiterblättert, so sagt man: "Am 2. Februar hat man das erste Mal das Elektrofrühstück der Künstlerin und Filmemacherin Bady Minck eingeführt. Sie hat bei 10 000 hungrigen und regierungskritischen Konsumenten mit Informationen zur politischen Lage gesorgt: Was als schneller, heftiger Newsletter im Kampf gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ begonnen hat, ist zu einem länderübergreifenden Projekt an der Schnittstelle von Kunst und Politik geworden." Oder weitere politische Diskussionen: "Schwarz-blaue Regierung, was nun?" Oder: "The whole thing’s coming out of the dark," also so quasi die Freiheitlichen sind das Böse, das Dunkle und die Lichtgestalt eines Gerald Matt sorgt dafür, dass nun Kunst in den richtigen Händen ist. "Die Kunst der Stunde ist eben der Widerstand."

 

Wir Freiheitliche finden, dass man hier eine sehr wichtige Institution, und zwar die Wiener Kunsthalle, missbraucht, um hier eindeutig politische Agitation zu betreiben. Wir finden das sehr schade, weil eine Kunsthalle, eine städtische Kunsthalle sollte eigentlich für alle da sein, für alle, die Steuergeld zahlen und es wird ja sehr viel Geld dafür hergegeben. Ganz abgesehen davon, dass man natürlich die politischen Aussagen einseitig links festmachen kann, geht es auch um den programmatischen Schwerpunkt. Auch hier ist es ähnlich. Viele, viele junge österreichische Künstler, Absolventen der Akademien, haben keine Möglichkeit, in der Kunsthalle eine Ausstellung zu bekommen. Da musste sogar Prof Bernd Lötsch das Naturhistorische Museum zur Verfügung stellen, damit Studenten aus den Meisterklassen unserer Hochschulen Ausstellungen

 

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