Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 111 von 138
zu, zum Beispiel wenn
es die Entscheidung des DÖW wäre, die Ausstellung nach Wien zu holen.
Wir sind nur
dagegen, dass wir uns im Wiener Gemeinderat etwas wünschen, was uns vielleicht
gerade sinnvoll erscheint und die Intendanten haben das nachzuvollziehen. Ich
könnte und würde mir auch einiges wünschen. Ich würde mir zum Beispiel wünschen,
dass es über das Schwarzbuch des Kommunismus, ein Buch, das in Deutschland
großes Aufsehen erregt hat und das auch in Westeuropa zu einer sehr intensiven
Debatte geführt hat, wo es um die Millionen Ermordeten durch die Verbrechen des
Stalinismus und des Kommunismus insgesamt eine wichtige Debatte gegeben hat,
die in Österreich interessanterweise fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit
stattgefunden hat, eine breitere Debatte geben würde.
Aber ich werde
hier im Wiener Gemeinderat nicht beantragen, dass irgendein bestimmtes Museum
oder wir dafür Geld dafür zur Verfügung zu stellen haben. Ich hoffe, dass
vielleicht einmal jemand auf die Idee kommt, um in seiner Entscheidung als
Intendant oder Museumsdirektor so eine Veranstaltung durchzuführen. (Beifall bei der ÖVP.)
Zu den GRÜNEN
muss ich schon noch sagen, ohne mich in den Historikerstreit zwischen zwei berufenen
Kollegen einzumischen, die Schwierigkeit für uns als Volkspartei ist halt
immer, dass wir das Instrument der Differenzierung beherrschen und auch
einsetzen. Wir stehen weder auf dem Standpunkt, dass wir uns riesig darüber
freuen, dass diese erste Ausstellung - das müssen Sie zur Kenntnis nehmen -
schwere historische Fehler gehabt hat, weil man kann nicht sagen, das ist eine
Kleinigkeit, wenn die These vom Ausstellungsleiter der ersten Ausstellung gewesen
ist, dass 80 Prozent der Wehrmachtsangehörigen Täter waren, und sich dann
halt herausstellt, dass die Erhängten oder Ermordeten auf bestimmten Fotos vom
NKWD umgebracht wurden oder dass teilweise gefälschtes Bildmaterial aus
KGB-Archiven nach dem Zweiten Weltkrieg dort eingeführt wurde. Das ist keine
Kleinigkeit, dass die Kernthesen und die Grundthese, dass es sehr wohl eine
Involvierung der Wehrmacht in die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs in den
besetzten Gebieten gegeben hat, auch vom Historikerteam aufrecht erhalten
wurde. Das ist der andere Teil der Differenzierung und das muss man zur Kenntnis
nehmen.
Aber in jedem
Fall kann man nicht sagen, dass die erste Ausstellung eine Kleinigkeit war.
Deswegen haben auch die Sozialdemokraten den Wunsch der GRÜNEN in der letzten
Periode abgelehnt, die damalige Ausstellung nach Wien zu holen. Die GRÜNEN
wollten das schon, ohne zu wissen, was genau los ist, zu einem Zeitpunkt, als
die Diskussion in Deutschland medial äußerst umstritten war und von reputierten
Leuten geführt wurde. Damals - in der letzten Periode - sind die
Sozialdemokraten gemeinsam mit uns diesem Wunsch nicht nahe getreten, Wien mit
dieser Ausstellung zu erfreuen.
Ich glaube
daher, dass wir auch diesmal damit gut beraten wären, weil bei einem müssen wir
auch ehrlich sein und es haben auch alle Redner zugegeben, auch die Historiker
in dieser Runde, dass niemand von uns weiß, was in der Ausstellung konkret
gezeigt wird. Wir alle sind auf Presseberichte angewiesen. Ich kann schon auch
ausländische Zeitungen lesen, habe das auch getan, will aber jetzt aus Zeitgründen
nicht ins Detail gehen. Kollegen von mir haben das ohnedies getan. Aber so zu
tun, als wenn die zweite Ausstellung völlig unumstritten wäre, das ist einfach
nicht richtig. Sie können in den "Spiegel" schauen, Sie können in die
"Frankfurter Allgemeine" schauen. Das sind reputierte Zeitungen, wo
klar und deutlich gemacht wird, dass es in keinstem Falle zu derartigen schweren
Fehlern gekommen ist, wie bei der ersten Ausstellung, aber wie diese
Ausstellung im Detail wirklich gemacht ist, das weiß niemand von uns. Die
Leute, die sich damit auseinander gesetzt haben, haben da und dort durchaus
noch ihre Zweifel.
Es ist schon
ein Unterschied, wenn der damalige Ausstellungsleiter sagt, 80 Prozent
Täteranteil der Wehrmacht und der jetzige Ausstellungsleiter sagt,
1,5 Prozent Täteranteil. Das ist eine wesentliche Verschiebung. Gerade bei
einem so heiklen Thema sollten wir zur Differenzierung in der Lage sein und
dazu bekennen wir uns auch inhaltlich. (Beifall
bei der ÖVP.)
Mir ist noch
ein Nebensatz im Antrag der GRÜNEN aufgefallen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Nur einer?) Mir ist da noch ein Nebensatz
aufgefallen. Ich habe jetzt nicht den Fehler des Kollegen Gerstl gemacht, mich
heute Vormittag vor Ihnen zu melden, weil Sie haben heute fast seine politische
Karriere zerstört, als Sie nachher gesagt haben, Sie stimmen ihm völlig zu.
Also, ich muss jetzt aufpassen, wenn Sie sich noch einmal melden, weil Sie
melden sich ja manchmal (GR Günter
Kenesei: Wenn es etwas nutzt, machen wir es gerne!), dass ich nicht
irgendetwas Falsches sage und Sie gehen dann heraus und zerstören heute noch
eine zweite politische Karriere. (GR
Günter Kenesei: Es besteht eine gewisse Gefahr, dass sich die GRÜNEN nochmals
zum Wort melden!)
In Ihrer
Presseaussendung - ich kann es auch personifizieren, weil Herr GR Dipl Ing
Margulies sich immer wörtlich zitieren lässt - steht, ein Anlass für diesen
heutigen Antrag seien die beschämenden Äußerungen des Lhptms Sausgruber. Jetzt
habe ich mir gedacht: Welche beschämenden Aussagen hat Herr Lhptm Sausgruber
getätigt? Ich habe diese auch gefunden. - Er hat gesagt, er hat keine Absicht,
Steuermittel dafür zu verwenden. Das ist beschämend. Er hat gesagt, es stehe
den Veranstaltern selbstverständlich frei, die Wehrmachtsausstellung auch nach
Vorarlberg zu bringen, mit einer Förderung des Landes könnten sie jedoch nicht
rechnen (GRin Susanne Jerusalem: Das ist
ja der Fehler!), das Land habe nach wie vor keine Absicht, Steuermittel für
die Abhaltung der Wehrmachtsausstellung in Vorarlberg zu verwenden. (GR Günter Kenesei: Das ist es ja!) Das
heißt, wenn
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