Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 115 von 138
genannten
Blockparteien. Das mache ich auch niemandem zum Vorwurf, ob er jetzt bei der
CDU war oder ob er bei der SPD war oder ob er bei der SED war, nur weil das
vielleicht ein bisschen in dem Wirbel untergegangen ist. (GR Heinz Hufnagl: Eine SPD-Ost hat es nicht gegeben!) -
Entschuldigung, ja! - Nur damit hier nichts hängen bleibt, das war nicht mein
Vorwurf. Das sage ich jetzt ganz klar.
Mein Vorwurf
richtet sich gegen die heutige Führungsspitze der PDS. 80 Prozent der
Mitglieder der PDS waren SED-Mitglieder. Wenn führende Funktionäre der PDS
heute noch die Dinge, die ich Ihnen gesagt habe, wie Mauerfall, Einmarsch der
DDR-Truppen zur Niederschlagung des Widerstands des Volkes in Tschechien,
Schießbefehl und so weiter und so fort, leugnen, nachdem die Diktatur dort
zusammengebrochen ist, und man ernsthaft überlegt, mit diesen politischen
Funktionären, mit diesem Schandfleck der Demokratien, nämlich der PDS, eine
Regierung gemeinsam in einer der wichtigsten Städte Europas zu machen, dann
empfinde ich persönlich das als schändlich! Nichts anderes habe ich hier
gesagt! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Klubobmann Görg gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
GR DDr
Bernhard Görg (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich bin heute
schon einmal am Pult gestanden und habe meine Rede eingeleitet mit dem Hinweis,
dass ich diese Rede sine ira et studium, sprich ohne Adrenalinausstoß, mache.
Ich stehe zum zweiten Mal hier und jetzt mache ich doch meine Rede cum ira et
studium, sprich mit einigem Adrenalinausstoß. Vor allem Sie, Herr GR Hatzl,
animieren mich zu diesem Adrenalinausstoß!
Zunächst
einmal zu einem Punkt, den Sie angesprochen hatten, wo ich keinen
Adrenalinausstoß habe, wo ich nur ein bisschen Ihre Gedankenwelt zurechtrücken
möchte: Der Herr Wowereit, der regierende Bürgermeister, der sich großartig für
die Ausstellung ausspricht, ist gleichzeitig dabei, eine Koalition mit einer
Partei zu bilden, die noch immer leugnet, dass es schändlich ist, dass es den
Schießbefehl gegeben hat, die sich nicht vom Schießbefehl distanziert, die dem
Einmarsch der Warschauer Truppen in Prag und in der Tschechoslowakei bis jetzt
nicht abschwören. Das ist eine Sache. Es ist eine ganz andere Sache - ich werde
das leicht beweisen können -, dass Sie gekontert haben, es gibt um Himmels
willen Bezirksbürgermeister von der CDU in Berlin, die sich durch eine Stimme
der PDS haben wählen lassen. Das ist ein großer Unterschied. Herr Kollege
Hatzl, wenn ich mich jetzt erinnere, hat am 27. April die Österreichische
Volkspartei für Sie als Landtagspräsident gestimmt, zumindest teilweise. Wir
haben deswegen keine Koalition mit Ihnen! (GR
Johann Hatzl: Sie haben ein bisschen falsch zitiert!) Das ist ein großer
Unterschied, ob ich einfach die Stimmen von jemandem akzeptiere oder ob ich mit
allen Konsequenzen eine Koalition mit einer Partei bilde, die den Schießbefehl
gutheißt, die den Einmarsch der Warschauer Truppen in der Tschechoslowakei
gutheißt. Das ist das Eine. Da habe ich noch keinen Adrenalinausstoß. (Beifall bei der ÖVP.)
Wo der
Adrenalinausstoß bei mir beginnt, Herr GR Hatzl, ist bei Ihrer Unterstellung,
dass wir - ich werde es noch einmal begründen, weil wir gute Gründe dafür haben
- diesem Antrag der GRÜNEN nicht zustimmen und dass wir von Ihnen in die Reihe
derer eingereiht werden, die sagen, man soll endlich die Vergangenheit Vergangenheit
sein lassen, es war alles nicht so schlimm, die Leute haben es nicht gewusst et
cetera. (GRin Martina Malyar: Das sagt
Ihr Koalitionspartner!) Ich sage Ihnen zunächst einmal ganz klar und
deutlich, es ist beschämend, dass Sie der Österreichischen Volkspartei so etwas
unterstellen! Das ist wirklich beschämend! Nicht, was der Herr Sausgruber sagt,
ist beschämend, sondern was Sie hier sagen, ist beschämend! Das muss ich mit
allen zu Gebote stehenden Mitteln zurückweisen!
Herr Kollege
Salcher hat hier auch nicht behauptet, wir stimmen deswegen diesem Antrag der
GRÜNEN nicht zu, weil nicht gleichzeitig ein Antrag kommt, dass eine große
Ausstellung über das Schwarzbuch des Kommunismus gemacht wird. (GR Johann Hatzl: Das hat er sehr wohl
gemacht!) Er hat nur gesagt, er wundert sich, dass es in Österreich keine
Debatte darüber gegeben hat. Darüber wundere ich mich auch, ohne im geringsten
den Holocaust zu leugnen, ohne im geringsten zu leugnen, dass es genügend
Anträge der Wehrmacht gegeben haben wird, die wirklich schuldhaft verstrickt
gewesen sind, in die durch nichts zu entschuldenden Verbrechen des Nationalsozialismus.
Aber er hat nicht gesagt, solange es diese Ausstellung nicht gibt, wird es auch
die andere Ausstellung nicht geben!
Er hat gesagt,
Herr Kollege Hatzl, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratischen
Fraktion und von der grünen Fraktion, es hat schon einmal eine Wehrmachtsausstellung
gegeben, die auch von sehr vielen Medien, obwohl sie von manchen abgelehnt
worden ist, hochgejubelt worden ist, wie wichtig sie ist et cetera, und sehr
kleinlaut mussten die Macher dieser Ausstellung einbekennen, dass sie schwere,
historisch wissenschaftliche Fehler begangen haben. Ich glaube, Kollege LUDWIG
hat gesagt, sie war von Jan Philip Reemtsma. Nichts anderes habe ich mir von
Jan Philip Reemtsma - das ist ein Mann mit Charakter - erwartet, als dass er
die Konsequenz gezogen und diese Ausstellung zurückgezogen hat.
Es ist noch lange
nicht dokumentiert, dass diese zweite Ausstellung nicht wieder Fehler hat. Aber
das ist in Wirklichkeit nicht unser Argument. Das ist absolut nicht unser
Argument. Ich gehe davon aus, dass die zweite Ausstellung - bei jeder Ausstellung
gibt es Fehler - keine Fehler mehr beinhalten wird, die es
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