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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 56

 

dem Geist der Fragestunde zuwiderläuft, denn da gäbe es von der Geschäftsordnung her die Möglichkeit eine Berichts oder so. Aber das Wesen einer Fragestunde ist eigentlich, dass es ein Fragen und Antworten gibt. - Das zum einen.

 

Zum Zweiten: Übrig bleibt sozusagen das kommunikative Desaster dieser Angelegenheit. Ich möchte Sie jetzt fragen, Frau Stadträtin: Wie stellen Sie bei sich selbst sicher, dass Ihnen nicht wieder Ausrutscher oder, ich möchte fast sagen, Entgleisungen passieren, diese Angelegenheit quasi als "Mücke" darzustellen und damit einen Kreis von Betroffenen - sowohl selbst Betroffene als auch Angehörige - eigentlich vor den Kopf zu stoßen? - Denn so erfreulich es ist, dass diese Krankheit, wenn man sie rechtzeitig erkennt, auch heilbar ist, so bleibt die psychische und physische Belastung einer derartigen Behandlung natürlich doch bestehen.

 

Es ist eigentlich unfassbar, so etwas als "Mücke" darzustellen, und da möchte ich Sie schon fragen, wie Sie damit umgehen und wie Sie sicherstellen, dass Sie nicht in Hinkunft wieder Patienten mit einem derartigen Affront begegnen?

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Die "Mücke" hat sich nicht auf die Infektionen bezogen, die "Mücke" hat sich darauf bezogen, dass es das Geringste war, dass man mich nicht informiert hat. Ich habe damals zum Journalisten gesagt, es ist sicher leichter, Spielautomaten unter Kontrolle zu haben, als bei 32 000 Mitarbeitern sicherzustellen, dass jede Meldung, die für mich und für die Öffentlichkeit von Interesse ist, so rasch zu mir kommt.

 

Wie ich Ihnen schon gesagt habe: Für mich als Ärztin ist das absolut Entscheidende, dass darauf geachtet wird, dass für die Patienten alles geschieht und Infektionen verhindert werden. Natürlich ist es für mich als Politikerin angenehm, wenn ich sofort verständigt werde und auch darüber Bescheid weiß und medial eingreifen kann.

 

Aber in diesem Sinn haben die Mitarbeiter alles gemacht. Wichtig ist, dass für die Patienten alles geschehen ist, dass man alles getan hat, um das aufzudecken, dass man alles getan hat, um die Patienten zu behandeln. Für mich ist viel wichtiger, dass man die Patienten sofort behandelt, um die Infektion in den Griff zu bekommen, dass man sich von Seiten des Patientenanwalts sofort den Kopf darüber zerbricht, wie man sie entschädigt. Ich werde auch diese Patienten - so sie kommen wollen; sie sind ja nicht mehr in Spitalspflege - zu mir einladen und mit ihnen reden.

 

Aber wenn einmal im Trubel der Ereignisse - und Sie scheinen wirklich nicht zu wissen, welcher Druck gerade in der Weihnachtszeit auch auf dem Personal lastet, weil alle noch schnell kommen, damit sie über Weihnachten dann nichts haben; das ist in dieser Zeit aufgetreten und war zum ersten Mal in meiner Amtszeit - darauf vergessen wird, mich sofort davon zu informieren, beziehungsweise jeder geglaubt hat, das hat schon der andere getan, dann ist es für mich persönlich sehr unangenehm. Ich war darüber auch sehr ungehalten und sehr wütend, und das haben die auch gewusst. Gesagt habe ich einiges, aber es ist nicht so, dass ich wegen so etwas disziplinäre Maßnahmen gegen Menschen ergreife, die tagtäglich im Einsatz sind, die teilweise bis zur Erschöpfung im Einsatz sind für andere Menschen und sich wirklich bemühen, Fehler zu vermeiden.

 

Fehler, bitte, machen wir alle, sie haben nur in der Medizin einen anderen Stellenwert als sonst. Ich kann jedes Gesetz reparieren und wenn ein Akt einmal irgendwie schlecht bearbeitet wird, kann ich den auch noch ausbessern. Das geht in der Medizin meist nicht. Für mich stehen die Patientinnen und die Patienten im Vordergrund und für mich ist wichtig, dass für die alles getan wird. Wenn ich selbst dadurch in eine unangenehme Situation komme, freut mich das nicht, aber das hat auf disziplinäre Maßnahmen für mich wirklich keinen Einfluss.

 

Das habe ich gesagt - ich habe nicht gelesen, was darüber in der Zeitung gestanden ist -, aber ich habe niemals gesagt, dass eine Hepatitis-C-Infektion zu bagatellisieren ist, dass nosokomiale Infekte zu bagatellisieren sind. Auch davon habe ich nie gesprochen. Das ist es nicht, obwohl wir aus der Literatur wissen, dass es vorkommt. Das gibt es eben überall. Was wir natürlich versuchen, ist, die Ursachen zu klären. Im Vordergrund stehen für mich 100-prozentig und immer die Patienten und nicht ich selbst.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die dritte Zusatzfrage stellt Herr GR Mag Kowarik, bitte.

 

GR Mag Helmut Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin!

 

Wir haben schon davon gesprochen und Sie haben es auch sehr ausführlich festgehalten, dass der Hepatitis-C-Vorfall im Donauspital alle sehr betroffen macht, eigentlich das gesamte Gesundheitssystem in Wien, alle Spitalsmitarbeiter und so weiter. Auf der anderen Seite ist doch festzuhalten, dass die Patienten, die Sie jetzt auch angesprochen haben, eigentlich am wenigsten - wie soll ich sagen - betrachtet worden sind. Denn ich meine, wenn der eine Patient erst aus der Zeitung erfahren hat, dass er sozusagen mit Hepatitis C in Berührung gekommen ist und dass er erkrankt ist, ist das natürlich schon eine katastrophale Sache für den Patienten.

 

Ich frage: In welcher Art und Weise wird nunmehr diesen Patienten geholfen? In welcher Art und Weise gibt es eine Entschädigung für die Patienten? Wird auch Sorge getragen, dass sie keinerlei Schäden davontragen?

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Der Patientenanwalt ist für die Entschädigungen zuständig, nicht ich selbst. Sie wissen, dass der Patientenanwalt von mir weisungsfrei agiert. Das ist per Gesetz so beschlossen und das ist auch gut und richtig so. Ich lade, wie gesagt, die Betroffenen alle zu mir ein. Ich mache das öfter, wenn etwas ist, denn ich rede gerne mit den Menschen selbst. Die Patienten haben vielleicht aus der Zeitung

 

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