Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 94
aber den Interessen der Landstraße und dem kulturellen
Auftrag entsprechendes Modell umgesetzt werden kann. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Danke
schön. - Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die
Damen und Herren des Gemeinderats nur einmal zu Wort melden dürfen und ihre
Redezeit mit 5 Minuten begrenzt ist.
Als
nächster Redner hat sich Herr GR Mag Chorherr gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen
und Herren!
Nächste Woche wissen wir vielleicht eine Spur mehr,
wenn das Denkmalamt sagt, was in diesem Bereich erhaltungswürdig ist. Einem
prinzipiellen Reflex, der da heißt, wenn wo etwas Älteres abgebrannt ist, muss
es, weil es älter ist, erhalten bleiben, dem kann ich nicht zustimmen. Ich
bitte auch - es ist interessant, dass ich das in Richtung ÖVP sagen muss -,
einmal die Faktenlage ein bisschen darzustellen, und das hat auch ein bisserl
was mit Eigentumsverhältnissen zu tun.
Dieses Grundstück gehört jemandem. Das gehört einem
niederösterreichischen Bauunternehmer, der vor zehn Jahren ein Hotelprojekt
eingereicht hat. Es muss ja, außer die ÖVP ruft jetzt eine neue Form der Planwirtschaft
aus, Überlegungen geben, was dann, wenn nächste Woche das Denkmalamt
entscheidet - und das ist eine denkbare Haltung -, dass es nicht
erhaltungswürdig ist, in einem Rechtsstaat die Handhabe ist.
Ich möchte hier ganz klar unsere Position darstellen.
Die Bürgerinitiative hat eines gezeigt: An diesem Ort gibt es ein großes
Interesse. Das ist also nicht eine rein privatwirtschaftliche Entscheidung, was
dort passiert, sondern hier gibt es ein großes Interesse. Es ist aber eine
Illusion zu glauben, dass alles das, was vorher in den Sofiensälen war - unter
anderem grüne Feste -, wieder kommt, und ich erlaube mir in Richtung ÖVP
anzumerken: Ob Sie alles, was an vielfältigem Leben in den Sofiensälen
stattgefunden hat, gutheißen oder gutgeheißen haben, das wage ich einmal zu
bezweifeln. Dort war eine sehr günstige Möglichkeit, in einem akustisch
interessanten Raum der ursprünglichen Sofiensäle, der ursprünglich ein
Schwimmbad war, Clubbings zu machen, Veranstaltungen zu machen. Das hat aber
mit der Wirtschaftlichkeit zu tun.
Wenn man verlangt - und da sind wir sehr dafür -,
dass dort weiterhin eine öffentliche Nutzung stattfinden soll - Jugendkultur et
cetera -, muss man dafür ein Konzept haben. Das kann heißen: Du, Stadt Wien,
kauf das Areal und baue das! Und wenn das jetzt in Richtung Strauß-Center geht
- das sich eine Spur schlägt mit einer Clubbing-Veranstaltung; also, wie eine
Clubbing-Veranstaltung bei dieser ÖVP in einem Strauß-Center stattfinden soll,
das kann ich mir nicht ganz vorstellen -, heißt das, dass wir einige
100 Millionen S der Stadt Wien in die Hand nehmen müssen, um das dort
zu errichten.
Wir glauben, dass jetzt eines notwendig ist: Warten
wir einmal den Beschluss des Denkmalamts ab. Wenn die sagen, das ist historisch
und wiederherzustellen, dann ist es wiederherzustellen. Dafür haben wir einen
Rechtsstaat, daher wird das umgesetzt.
Auf jeden Fall würde ich eines für richtig erachten:
Ein zehn Jahre altes Hotelprojekt kann dort nicht so ohne weiteres realisiert
werden. Es soll aber auch eine Chance für zeitgenössische, moderne Architektur
geben. Ich würde daher dringend anregen, dass über einen städtebaulichen
Wettbewerb für das gesamte Areal - also nicht nur für das Grundstück - und
durchaus unter Einbeziehung der Überlegungen der Bürgerinitiative festgestellt
wird, was inhaltlich an diesem Ort sinnvoll und notwendig ist. Das wäre eine
sinnvolle Herangehensweise. Aber auf jeden Fall nur zu verlangen: Stellt es
wieder her, wie es ursprünglich gedacht war!, das halte ich für den falschen
Weg, auch dann, wenn eine Bürgerinitiative das vehement verlangt. - Danke
schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Herr StR
Herzog hat sich gemeldet.
StR Johann Herzog:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zum Herrn Kollegen Chorherr von den Grünen: Es muss etwas, nur weil es
älter ist, erhalten bleiben, gilt sicher nicht. Das kann man schon sagen. Aber
es gilt dann schon, wenn es sich um den einzig erhaltenen, jetzt leider sehr
beschädigten, klassizistischen Ballsaal - ich glaube fast - weltweit handelt.
Das ist sehr wohl ein Grund, dass man so etwas erhalten sollte.
Wir sind der Meinung, Herr Kollege, diese Aktuelle
Stunde zeigt, dass die Möglichkeit besteht, auf einer doch breiten politischen
Basis - vielleicht ohne Grüne -
zu einer Erhaltung der Sofiensäle in irgendeiner Form zu kommen. Wir sind
natürlich für ein Strauß-Center offen oder für andere Lösungen, glauben aber,
dass die Erhaltung der historisch wertvollen Teile der Sofiensäle eine
unbedingte Notwendigkeit ist.
Es freut mich, dass die Volkspartei sich nunmehr
unserer Meinung anschließt. Bis vor einiger Zeit hat die ÖVP hier keine klare
Linie gehabt. (GR Dr Matthias Tschirf:
Wir haben das beantragt!) In der letzten Zeit gibt es klare Äußerungen über
die Verwendung der Sofiensäle (GR Dr
Matthias Tschirf: Schon seit November!) und die Erhaltung der historisch
interessanten Bausubstanz, und auch von der SPÖ, seitens des Bezirksvorstehers
und anderer, kommen doch klare Stellungnahmen in Richtung Erhaltung.
Bürgerinitiative und FPÖ waren die Einzigen, die sich
bisher und von Anfang an, vom Brand weg, für die Erhaltung der historischen
Bausubstanz eingesetzt haben. (Beifall
bei der FPÖ.) Wir haben in zahlreichen Pressekonferenzen,
Pressemitteilungen, in Anträgen im Gemeinderat - ich zuletzt noch bei der
Budgetdebatte - hier unsere Meinung vertreten. Für uns ist also die Erhaltung
des Ballsaals, des darunter liegenden Schwimmbassins, auf dem die Akustik
beruht, der allfälligen Nebenräume beziehungsweise erhaltungswürdiger
Fassadenteile ein ganz wichtiger Punkt.
Wir selbst sind der Meinung, dass die Tradition in Wien eine
solche ist, dass fast jeder gute Erinnerungen
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