Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 94
Was ich wirklich vorwerfe, ist, dass die sozialdemokratischen
Verkehrsminister in den Jahren nach Fall des Eisernen Vorhangs nicht auf die
Herausforderungen reagiert haben, die in dieser Ostregion passieren, und sich
nicht dafür eingesetzt haben, dass die Transeuropäischen Netze nicht an Wien
vorbeiführen, sondern dass man sie an Wien heranführt. Da gab es überhaupt kein
Interesse. Und da ist nunmehr der Punkt gekommen, wo sich diese Bundesregierung
dem ganz besonders annimmt und mit einem 17-Milliarden-EUR-Infrastrukturprojekt
auch die Wirtschaft ankurbelt, wirklich diesen Lückenschluss einmal vollendet,
diesen Lückenschluss wirklich zusammenbringt, der schon so viele Jahre gefordert
wird.
Und in diesem Sinne müssen Sie, meine Damen und
Herren, auch der Bundesregierung einmal dankbar sein, denn hier werden wieder
12 000 bis 14 000 neue Arbeitsplätze am Bau gesichert, durch die
rasche Realisierung dieser Infrastrukturprojekte. Und das müssen Sie auch
einmal zur Kenntnis nehmen. Das kommt wieder Wien zugute und wird nicht von
Wien gemacht, sondern von der Bundesregierung, die diese Schritte setzt. (Beifall bei der ÖVP und bei Gemeinderäten
der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Es lohnt sich wirklich, die
Liste anzuschauen, die uns nunmehr seit der Vorlage des ersten Plans im Oktober
hier heute vorliegt. Die Liste ist lang und sie ist wirklich umwerfend. Bahnausbau
Wien-Ostbahn. Im Oktober war der Beginn noch für 2012 vorgesehen. Im jetzigen
Positionspapier sagt man, dass der Bau erst nach 2021 fertig sein wird. Der
Ausbau der Ostbahn nach Sopron startet nicht heuer, sondern zehn Jahre später,
2012. Der Bahnhof Wien-Hauptbahnhof, zweite Phase. Der Beginn der zweiten
Ausbaustufe wurde vom Jahr 2006 auf das Jahr 2012 verschoben. Der Güterterminal
Inzersdorf, die zweite Phase, hätte von 2006 bis 2011 realisiert werden soll;
sie findet sich nunmehr zwischen 2012 und 2020. Die Güterzugsschleife Laaerberg
wird nicht dieses Jahr, sondern erst 2007 begonnen, und die Fertigstellung
verschiebt sich ebenso vom Jahr 2011 auf 2020. Die Verbindung Donauuferbahn,
Donauländebahn, wird nicht, wie ursprünglich im Oktoberplan vorgesehen, 2006
abgeschlossen, sondern erst 2011. Der Bau des Zentralverschiebebahnhofs Ostschleife
hätte bereits heuer begonnen werden sollen, um im Jahr 2006 fertig zu sein;
tatsächlich wird der Spatenstich erst 2007 erfolgen können und die Eröffnung
ist nicht vor 2011 zu erwarten.
Die Ertüchtigung der S-Bahn-Stammstrecke inklusive
West-Nord, dieses Projekt sollte heuer begonnen und bis 2006 realisiert werden.
Nunmehr wird nur ein kleiner Teil in diesen Zeitraum fallen; der Löwenanteil
wird erst zwischen den Jahren 2012 und 2020 erfolgen.
Über den Ausbau der S 80 haben wir schon sehr
oft hier diskutiert. Er wurde sehr oft von uns gefordert. Hier wurde uns auch
zugesichert, dass es zu Verbesserungen kommt. Doch was ist geschehen? - Von
2002 bis 2020 hätte die S 80 kontinuierlich ausgebaut werden sollen. Und
nun ist es so, dass lediglich rund 60 Millionen S zwischen 2002 und
2006 verbaut werden, von 2007 bis 2011 der Bau komplett ruht, und erst ab 2012
der Großteil, nämlich in einer Größenordnung von 260 Millionen S,
dieses Vorhabens bis zum Jahr 2020 realisiert werden soll.
Meine Damen und Herren! Das ist wirklich eine Armutserklärung,
die nun in diesem Positionspapier vorgelegt wird. Das bedeutet, dass von all
den Änderungen in Ihrer Amtszeit, sehr geehrter Herr Stadtrat, nur mehr ein
Projekt wirklich begonnen wird, nämlich der Güterterminal Hafen Freudenau, und
alle Projekte verlängern sich von fünf auf zehn Jahre. Das kann es nicht sein!
Schauen Sie doch, dass Sie in Ihrer Amtszeit mehr Projekte realisieren können,
dass Sie sie auch machen und nicht alle Projekte erst festlegen für die Zeit
nach Ihrer Amtszeit. Es wäre besser, wenn wir noch in dieser Amtszeit wirklich
Erfolge für Wien erringen könnten. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich möchte, weil ich damit rechne, dass in den nächsten
Debattenreden wahrscheinlich von der Regierungsfraktion hier wieder versucht
werden wird, der Bundesregierung einen Negativball umzuhängen, auch gleich
einmal darauf zu sprechen kommen, was hier immer wieder falsch berichtet wird.
Es geht um den Verkehrsverbund Ostregion. Sie erzählen ständig, dass der Bund
schuld sein wird, wenn der Verkehrsverbund Ostregion nicht funktioniert.
Meine Damen und Herren! Ich möchte Sie jetzt ein
bisschen in die Geschichte zurückführen. Welcher Bundesminister hat denn das
entsprechende Gesetz auf Bundesebene geändert? Und welcher Bundesminister hat
nun gefordert, dass wir wirklich auch bei den Verkehrsverbünden zu neuen
Lösungen kommen? Glauben Sie, dass das ein Minister der derzeitigen Regierung
war? - Wir könnten es glauben, wenn wir den Medienberichterstattungen glauben
würden. Aber dem ist nicht so. Es war Verkehrsminister Einem, unter dem im
Parlament dieses Gesetz neu geändert worden ist. Es war er, der das auch
verhandelt hat. Und das ist von beiden Fraktionen damals, von SPÖ und von ÖVP,
beschlossen worden. Also jetzt tun Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ,
nicht so, als wenn das überhaupt nichts mit Ihnen zu tun hätte.
Und
wenn Sie sagen, hier gibt es keine Verhandlungen, und wir wissen nicht, wie es
weitergeht, ja bitte, dann weiß ich nicht, wie sehr der Herr Vizebürgermeister
hier informiert wird von seinen Beamten. Sie kennen ja sicherlich alle, wie
diese Gesellschaftsstruktur ausschaut, dass hier der Bund 50 Prozent
Anteile hat, Wien 30 Prozent, Niederösterreich 15 Prozent und
Burgenland 5 Prozent, und wenn der Bund aussteigt, dass man dann
Verhandlungen macht, wo die drei Bundesländer zusammenkommen. Na ja, jetzt
würde man normalerweise denken: Wenn jetzt ein Teil aussteigt, der Bund mit
50 Prozent und Wien hat 30 Prozent, dann könnte man wahrscheinlich
den Anteil verdoppeln. Wenn ich einen Partner weniger habe, könnte man glauben,
Wien hätte dann wahrscheinlich 60 Prozent in dem neuen Verkehrsverbund
neben Niederösterreich und Burgenland.
Ja, aber was passiert? - In den Verhandlungen
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