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Gemeinderat, 12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 81

 

Lösung, aber eben eine Lösung für Wien-Mitte zu finden, weil der derzeitige Zustand alles andere als befriedigend ist. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. - Als Nächste ist Frau GRin Mag Unterreiner zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.

 

GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Das Projekt "VIENNA LIMELIGHT" - so nennt sich das Projekt Schwarzenbergplatz des Architekten Arribas - ist für uns ein weiterer Beweis des Versagens der Wiener Stadtplanung. Es ist nämlich keine wirkliche, echte Verbesserung der prekären Verkehrssituation eingetreten. Es werden 100 bis 200 - man sagt, es sei billiger geworden, aber es ist noch unklar, wie viele Millionen ausgegeben werden; es geht mir ähnlich wie Chorherr, auch ich denke noch in Schilling-Beträgen. Man fragt sich jetzt eigentlich: Wofür?

 

Ich komme zurück auf das Ziel und auf den Zweck der Ausschreibung. Es hat damals geheißen: "Die Entwicklung für ein gestalterisches Gesamtkonzept, das der stadtstrukturellen und bauhistorischen Bedeutung dieses urbanen Raums gerecht wird". Heraus kam vor Jahren - Sie können sich alle daran erinnern - diese UFO-Landebahn. Diese hätte genauso gut in Frankfurt, in Tokio oder in irgendeiner anderen Großstadt sein können, aber doch nicht im Herzen Wiens!

 

Sie können sich alle daran erinnern, es war diese angepriesene urbane Nachtstimmung. Es waren in der Straße eingelassene Beleuchtungsröhren, diese sollten den Schwarzenbergplatz - ich zitiere - "bei Nacht aus der Vogelperspektive zu einer Landebahn machen". Wir alle wissen, von diesem Projekt hat man Abstand genommen. Es wurde damals als Aufsehen erregendes Siegerprojekt gepriesen. Genau diese Lichtröhren, die dort eingebaut waren, waren der Grund dafür gewesen, dass man sich für dieses Projekt entschieden hatte.

 

Es war dieses so genannte raffinierte Beleuchtungskonzept die Grundidee des Architekten gewesen, und das wurde jetzt fallen gelassen. Nun fragt man sich, warum der Rest, der gestalterisch übrig geblieben ist - das sind einige Laternenpfähle -, weiterhin aufrechterhalten wird.

 

Interessant war auch die Begründung, warum man das aufgegeben hat. Im 1. Bezirk hatte in der Bezirksvertretung einmal eine Besprechung stattgefunden. Da waren einige Straßenbahner eingeladen und sie alle haben gesagt: Diese Lichtröhren wollen wir nicht, weil sie uns von unten blenden. - Es ist interessant, dass das, was Straßenbahner wollen, gemacht wird. Es soll so in Ordnung sein, aber man soll nicht so tun, als wären das weise Überlegungen gewesen.

 

Das heißt, dieses Gestaltungselement, das ja das Prinzip der Idee war, wurde fallen gelassen. Wie gesagt, übrig bleiben diese plumpen, in unseren Augen hässlichen Lichtpfähle, wobei das Wort "Pfahl" in dem Zusammenhang wirklich stimmt.

 

Ich komme noch einmal darauf zurück: Man hat in unseren Augen mit dieser Auswahl des Projekts - es mag damals als Modell recht interessant ausgesehen haben - einen Fehler gemacht. Dieser Fehler geschah nicht unter dem jetzigen Stadtrat, sondern StR Görg - ich muss ihm das vorwerfen, auch wenn er jetzt nicht mehr da ist - wollte zwar etwas, aber er war unfähig, etwas Gutes zustande zu bringen. Der jetzige StR Schicker hat sich nicht mehr getraut und nicht mehr den Mut gehabt, sich von dem Projekt vollständig zu verabschieden.

 

In unseren Augen zieht sich diese verkorkste Vorgangsweise der Planungspolitik wie ein roter Faden durch die Wiener Stadtplanung. Schritt eins ist meistens Zerstörung, Verschandelung, Verhässlichung; das ist immer angesagt, meistens durch Monsterprojekte. Es gibt einen Politiker oder einen Architekten - und manchmal beide zusammen -, die sich ein Denkmal setzen wollen.

 

Beispiele gewünscht? - Daran können Sie sich alle noch erinnern: Betonkuben im barocken Erbe; der Erste muss schon wieder zugesperrt werden, weil alles zerbröselt. Weitere Beispiele gefällig? Dachaufbauten, Stephansdom; zerstören, wo immer es nur geht. Betonklotz als Mahnmal, Abbruch der Sophiensäle, Hochhäuser inmitten der Stadt; Zerstörung, wo immer es geht. Merkmal: hässlich und teuer. Zweites Merkmal: Überall, wo noch ein typischer Platz, ein charakteristischer Platz Wiens vorhanden ist, muss man abreißen, überbrüllen, verschandeln, unkenntlich machen.

 

Beim Schwarzenbergplatz wird aus der Ringstraßenbaukunst "VIENNA LIMELIGHT". Oder Schwarzenbergplatz-Neu: jetzt "VIENNA LIMELIGHT LIGHT", weil es ja schicker ist, wenn man englische Worte findet. Vergessen wir, dass der Schauplatz in Wien ist; vergessen wir, dass das gebaute Geschichte ist; vergessen wir, dass das unser Kulturerbe ist!

 

Dann kommt immer der zweite Schritt und das ist - ich nenne es einmal so - die Ver-Ideologisierung des Vorhabens. Unter Pasterk hat man vom "Brechen imperialer Achsen" gesprochen, Sie können sich alle erinnern. Pilz hat noch gesagt: Wir müssen einen demokratischen Turm bauen.

 

Bei Arribas ist es die rote Farbe, die sich als Tradition über den Schwarzenbergplatz zieht. Er spricht von der "Erotik des Platzes", er will die "Erotik des Platzes" erhalten. Man frage sich: Welche Erotik? Ist es das Reiterstandbild von Karl Philipp zu Schwarzenberg? Ist es der Hochstrahlbrunnen? Ist es das Denkmal der Roten Armee? Man fragt sich: Was ist für ihn erotisch? Ist es der rege Verkehr? Dieser ist rege geblieben, da hat sich wirklich nicht viel geändert. Wir Freiheitliche haben mehrmals einen Angriff gemacht. Wir wollten den 71er - ähnlich wie die GRÜNEN, sie hatten ja auch eine Idee, den 71er wo

 

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