Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 81
Rathausmehrheit,
mit der wir in dieser Periode zu tun haben, schwerer tut mit den Anforderungen,
die an eine moderne Stadtpolitik gestellt werden, weil sie eher gerne erklärt,
warum es nicht funktioniert, als Lösungen anzubieten. Das ist nicht unbedingt
die gewünschte Mobilität, die wir brauchen.
Das merkt man
nach einem Jahr alleinherrschaftlicher Verkehrspolitik ganz offensichtlich.
Denn Ihre Bilanz, meine Damen und Herren, auf diesem Gebiet ist nicht unbedingt
berauschend und fällt für Sie wenig schmeichelhaft aus, wenn man da
beispielsweise an die Roßauer Lände denkt oder an den derzeitigen Verkehrsplan
für Wien. Da konnten wir eindeutige Fehler nachweisen, die so eindeutig sind,
dass sich viele Leute schon gefragt haben: Was ist eigentlich in diesem Jahr,
wenn ich das so zurückverfolge, in der Stadtregierung verkehrsmäßig neu
erarbeitet worden?
Aber
gerade, um solche Fehler wie auf der Roßauer Lände zu vermeiden, sind wir sehr
dafür, dass die entscheidenden Donaustädter Weichenstellungen, Verkehrsfragen
des Bezirks betreffend, in der optimalsten Form zu lösen sein werden. Daher
finden wir die laufende Strategische Umweltprüfung durchaus positiv.
Unser
grundsätzliches Bekenntnis zum Instrumentarium der Strategischen Umweltprüfung
möchte ich lediglich noch mit einem Hinweis auf den Verlauf des SUP-Verfahrens
in der Abfallwirtschaft einschränken. Man könnte jetzt beruhigt sagen, die
Ungeschicklichkeiten oder Schwierigkeiten rund um das SUP-Verfahren in der
Abfallwirtschaft gehen auf das Konto der neuen Stadträtin, Frau Kossina, die
nach einem Jahr noch sehr frisch gebacken ist, die diese Sache, so hört man,
zwar fachlich, aber politisch nicht immer ganz im Griff hat.
Diese
beruhigende Überlegung, so verlockend sie im Zusammenhang mit dem vorliegenden
Geschäftsstück aus der Sicht eines Donaustädter Mandatars auch erscheint, muss
ich aber leider sofort relativieren, wenn ich mir die Anzahl der im
SUP-Verfahren tätigen Teilnehmer und Mitglieder anschaue. Sie wissen ja: Je
mehr Teilnehmer, umso schwieriger wird es sicher sein, eine schnelle
Entscheidung herbeizuführen.
Nun ja, lieber
Herr StR Schicker - leider ist er nicht mehr im Raum -, man kann Sie sicher
nicht als politisch unbefangen bezeichnen, so wie die neue Umweltstadträtin.
Dazu sind Sie bereits viel zu lange politisch tätig. Trachten Sie bitte daher
persönlich danach, dass dieses SUP-Verfahren rasch und zügig durchgeführt wird.
Es ist schon möglich, dass Sie noch eine gewisse Einarbeitungszeit brauchen,
aber ich würde Sie im Namen unseres Bezirks schon bitten, dass Sie nicht die
ganze Legislaturperiode dafür brauchen, dieses Verkehrsproblem bei uns zu
lösen, denn wir können nicht so lange darauf warten, dass hier sachlich eine
politische Entscheidung getroffen wird. Der Geduldsfaden der Autofahrer und der
Anrainer und der Bezirksbewohner ist nämlich wirklich schon sehr strapaziert
und der seidene Faden ist sehr dünn geworden. Und man sollte den Autofahrern
lieber nicht sagen, dass das SUP-Verfahren für die Abfallwirtschaft Wiens,
meine Damen und Herren, bereits dreieinhalb Jahre dauert und noch immer keine
Entscheidung für die Errichtung dieser Müllverbrennungsanlage gefallen ist,
dass es stattdessen aber dauernd neue Einmischungen in Bezug darauf gibt, was
wo und wie zu geschehen hat beziehungsweise nicht zu geschehen hat. (GR Mag Christoph Chorherr: Das ist eben in
der Demokratie so, dass sich Leute einmischen!) - Na ja, aber die Zeit, lieber Herr Chorherr, die will ich nicht
beim SUP-Verfahren in der Donaustadt haben!
Meine Damen
und Herren von der verantwortlichen Rathauspartei! Ich möchte Sie wirklich
darum bitten zu vermeiden, dass die Prüfung der verkehrstechnischen
Entwicklungsmöglichkeiten für den Nordostraum zu einer ähnlich schwierigen
Entscheidungssache wird wie bei der Abfallwirtschaft. Damit entstünde nicht nur
für die Zukunft unseres Bezirks ein großer Schaden, sondern die in der
Bezirksentwicklung bereits in Gang gesetzten Fortschritte, die noch auf unsere
Regierungsbeteiligung mit unserem StR Görg zurückgehen, würden dadurch unter
Umständen noch unnötig lange hinausgeschoben.
Ein Bezirk -
das darf man nicht vergessen -, der in zehn Jahren einen Bevölkerungszuwachs
von 28 Prozent verzeichnet - das muss man sich auf der Zunge zergehen
lassen! -, braucht einfach intelligente Verkehrslösungen, die sich sowohl auf
die Verkehrsvermeidung als auch auf die Verkehrsableitung stützen. Das eine
macht ohne das andere keinen Sinn. Daher brauchen wir neben dem Ausbau der
Öffis eine vollständige Nordostumfahrung - ich sage das bewusst - mit einer
6. Donauquerung, die eine echte Verkehrsentlastung für die Ortsteile der
Donaustadt bringen muss. Diese brauchen wir auch dringend, denn die
Stadtentwicklung geht nun einmal in Richtung Wien-Nordost. Dort ist noch freie
Platzkapazität.
Meine Damen
und Herren! Es kann keine Stadtentwicklung ohne entsprechende Konzepte für die
zu erwartende Verkehrsentwicklung geben.
Die
Volkspartei ist sowohl in der Opposition als auch in der Regierung dafür eingetreten,
dass es nur Stadterweiterungsgebiete gibt, wenn die Straßen durch öffentliche
Verkehrsmittel optimal erschlossen werden. Es hat einmal von der PGO, der
Planungsgemeinschaft Ost, auch ein sehr interessantes Umlandkonzept gegeben,
bei dem man davon ausgegangen ist, dass die Endpunkte der öffentlichen
Verkehrsmittel und die durch sie geschaffenen Achsen die
Hauptentwicklungsachsen der neuen Erweiterungsgebiete sein sollen. Das war
durchaus richtungsweisend, weil dadurch klar der Grundsatz herausgearbeitet
wurde: Ohne Verkehrserschließung keine Stadterweiterung.
Meine Damen und
Herren! Die PGO ist doch nicht gerade eine Institution, die der Rathausmehrheit
fremd oder
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