Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 81
Sie nicht stören. Die Frau Präsidentin und ich haben ein
kleines Floridsdorfer Insidergespräch geführt.
GRin Susanne Jerusalem (fortsetzend): Ach, Sie sprechen miteinander? (Allgemeine
Heiterkeit.) - Bitte, nur zu! Ich möchte Sie da in keiner Weise stören in
Ihrem Gespräch, das Sie da über mich drüber führen - ich rede auch gerne in
irgendeiner Form mit!
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend):
Der Akt betrifft ja auch "Spaß als Mensch".
GRin Susanne Jerusalem (fortsetzend):
Ja, Sie kennen das ja alle: In der Sprache der Gehörlosen macht man am Schluss,
wenn der Applaus kommt, so! (Die Rednerin zeigt das Zeichen für Applaus in
der Gehörlosensprache.) Wir können uns auch in dieser Sprache unterhalten!
Nun einige Anmerkungen zu der Vorgangsweise im
Zusammenhang mit dem Verein "Spielradl" - und das ist, bitte, nicht
der erste Fall! Es wurden schon viele Vereine in einer doch etwas unangenehmen
Art und Weise - ich sage es jetzt böse - ausgebootet. Ich möchte hier auch noch
einmal kurz auf die Chronologie der Einstellung der Arbeit von
"Spielradl" eingehen:
Die Geschichte war - um es in aller Kürze
darzustellen - so, dass der Verein am 14. März ein Gespräch mit der
MA 13 geführt hat, weil der Verein selbst unsicher war, was die Frage
betrifft: Geht dieses Projekt "Don Bosco" nun mit uns weiter oder
nicht? - Da wurde gesagt, die Unsicherheit sei durchaus unbegründet, und Ende
Juni würde sich entscheiden, ob der Verein weitermachen kann oder nicht.
Im Juni war dann keine Klärung möglich. Es wurde
nicht gesagt, ob der Verein weitermachen kann.
Es wurde dann Juli, und am 10. Juli wurde
gesagt, der Verein würde möglichst bald eine Klärung zu dieser Frage erhalten.
Dann wurde es Mitte August. Da kam dann eine
telefonische Information im Auftrag der MA 13, dass das Projekt im
kommenden Jahr mit dem Verein "Spielradl" fortgesetzt wird.
Das heißt, vom 10. März hat es bis Mitte August
gedauert, aber die Antwort war eindeutig: Der Verein "Spielradl"
würde seine Arbeit fortsetzen können. - Das war die Aussage. Damit haben sich
die Mitarbeiter des Vereins in der Sicherheit gewogen, ihre Arbeit fortsetzen
zu dürfen.
Am 23. August wurde das dann bestätigt. Da wurde
eine weitere Zusage gegeben, dass der Verein seine Arbeit fortsetzen würde
können.
Am 19. September hat dann die pädagogische
Fachaufsicht betont, dass sie persönlich die Arbeit von "Spielradl"
wirklich gut findet - also eine neuerliche Bestätigung für den Verein, dass er
weiterarbeiten wird können.
Am 26. September wurde das neuerlich bestätigt,
und der Verein hält jetzt in seiner Chronologie fest: Sie fühlten sich
daraufhin sicher, im Jahre 2002 weitermachen zu können.
Und dann kommt plötzlich am 25. Oktober ein
Telefonat, dass der Verein "Spielradl" auf Entscheidung des
3. Bezirks - und jetzt bitte ich all jene hier in diesem Saal, die davon
in irgendeiner Form betroffen sind, zuzuhören - aus "schwer wiegenden
pädagogischen Gründen" vom Projekt abgezogen wird. Der Bezirk hat das
angeblich gemacht!
Für den
Bezirk sitzt in der Jugendplattform Frau BRin Hammer von der SPÖ, die wiederum
in einem Gespräch sowohl mit "Spielradl" als auch mit den GRÜNEN
bestätigt: Von ihr ist das mit Gewissheit nicht ausgegangen. Die Bezirksvertretung
wurde damit überhaupt nicht befasst.
Also wer da "der Bezirk" ist, ist völlig
unklar. Klar ist nur: Zuerst erfolgt die Bestätigung, der Verein
"Spielradl" wird das Don Bosco-Projekt durchführen dürfen. Dann kommt
urplötzlich die Absage und "Spielradl" ist draußen und darf das
Projekt nicht mehr machen. Und dann wird die Schuld daran zwischen dem Bezirk
und der MA 13 hin- und hergeschoben, und es heißt auch noch: "aus
schwer wiegenden pädagogischen Gründen"!
Sie wissen ganz genau, was das für solch einen Verein
bedeutet, denn das sind schwer wiegende Vorwürfe, und hier geht es um etwas,
was die Zukunftsperspektiven eines derartigen Vereins betrifft!
Ich frage Sie jetzt, ob Sie der Meinung sind, dass
man so mit einem Verein umspringen soll, oder ob wir uns nicht auch als
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte überlegen müssen oder sollen, wie denn da mit
Vereinen, die in der Parkbetreuung tätig sind, umgegangen wird.
Der Verein "Spielradl" hält fest - und das
ist jetzt die Kritik, die ich auch weitergeben möchte -, dass sich in den drei
Jahren der Tätigkeit herauskristallisiert hat, dass die MA 13 immer wieder
äußerst widersprüchlich und unberechenbar ist, und dass die Sache keineswegs
transparent ist.
Jetzt
könnte ich mir als Gemeinderätin natürlich denken: Na gut, das ist einmal
passiert, so etwas kann schon einmal vorkommen. Oder es kann ja auch sein, dass
die einen etwas als unberechenbar oder als nicht transparent erleben, und es
ist gar nicht so gemeint. - Dem ist aber nicht so, meine Damen und Herren, denn
das ist nicht unbedingt der große Ausnahmefall, sondern es gab wiederholt, von
Seiten vieler Vereine, die die MA 13 als Vertragspartner haben, dieselben
Vorwürfe.
Ich möchte
noch eines zu diesen großen pädagogischen Auseinandersetzungen sagen, die es da
gegeben hat. Da ging es einerseits um den Vorwurf, dass "Spielradl"
sich zu wenig mit dem Problem Alkohol befasse. Die haben dieses Problem mit
Jugendlichen aber gar nicht gehabt, also konnte es auch nicht darum gehen, dass
dieses Problem in besonderer Art und Weise behandelt wird. Im anderen Fall ging
es auch um ein Projekt mit Mädchen und um die Auseinandersetzung mit der Kirche
in der Pfarre Don Bosco.
All diese Vorwürfe können aber doch nicht ernsthaft
zu Vorwürfen auf dem Gebiet der Pädagogik führen! Ich nehme an, dass einige von
Ihnen das Konzept von "Spielradl" gelesen haben. Das Konzept ist so
gut wie das von "Z'SAM", es bietet also meiner Meinung nach überhaupt
keinen Grund, diesen Verein auszubooten.
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