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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 34 von 90

 

Wien leisten. Jetzt weiß ich nicht, ob die schwarz-blaue Opposition da irgendwie daran gezweifelt hat, wir aber ganz sicher nicht, ganz sicher nicht. Und es stimmt auch, dass anderswo, in anderen Kommunen einige Dinge nicht so gut funktionieren wie in Wien und dafür mehr bezahlt werden muss. Das stimmt in jedem Fall, keine Frage. Da bin ich total d'accord bei Ihnen.

 

Die Avancen des Herrn Innungsmeisters in Richtung Privatisierung verschiedener Bereiche, auf die sind Sie natürlich massiv eingegangen, aber ich denke mir, da geht natürlich irgendwie der Wunsch fürs Werk, weil die Bundesregierung ja auch drüber nachdenkt, was alles noch privatisiert werden kann, und da ist in Wien möglicherweise noch einiges drinnen.

 

Was auf jeden Fall nicht stimmt, wenn man sich den Restmüllanteil pro Jahr und EinwohnerIn anschaut, da ist Wien nicht Weltmeisterin beim Vermeiden, sondern da ist es so, dass in Graz nur 185 Kilogramm - jetzt könnte ich natürlich auch ein Taferl fürs Fernsehen herzeigen, aber es kommt ohnedies nicht -, also 185 Kilogramm werden in Graz pro Kopf Restmüll produziert, wenn man so will, und in Wien 316 Kilogramm. Das ist ein bisschen mehr.

 

Da ist es natürlich wiederum gut, wenn man sagt, okay, Wien arbeitet günstig, weil ja pro Kopf viel mehr anfällt als in Graz. Das Gleiche gilt auch für Linz, aber auch München und Berlin haben weniger Pro-Kopf-Anteil als Wien, und zwar München 232 Kilogramm und Berlin 306 Kilogramm, immerhin noch ein bisschen weniger.

 

Und dann zu "Rüdiger Maresch im Wunderland", wie es so schön heißt. Das ist wunderbar - ich möchte nur den Herrn Vorsitzenden darauf hinweisen, er muss sich nur ein bisschen die billigen Pressekooperationen der Frau Stadträtin mit den diversen Info-Blättern anschauen, und da war vor kurzem im Info-Blatt der Stadt Wien, Heft 4, eine Grafik drinnen, welche die Müllentwicklung der letzten Jahre zeigt. 1999 produziert sozusagen jeder Wiener, jede Wienerin - die Wienerin gibt es noch nicht, sondern nur den Wiener, jeder Wiener also - 548 Kilogramm Mist im Jahr, so steht es da, das sei eindeutig zu viel, und große Probleme, und so weiter.

 

Mistvermeidung heißt daher die Devise in einem SPÖ-Blatt, also Mistvermeidung. Ist nicht meine Erfindung, des "Rüdiger im Wunderland", sondern der "SPÖ im Wunderland" in dem Fall. 1999 steht da 488 456 Tonnen und im Jahr 2000 494 212 Tonnen. Das ist ein bisschen eine Erhöhung, sagen wir rund 3 800 Tonnen insgesamt in einem Jahr, das ist nicht wenig, nicht wahnsinnig viel, aber auch nicht wenig.

 

Also, wenn man davon ausgeht, dass der Müll immer mehr wird - und da gibt es ja unterschiedlichste Zahlen -, man kann zwar nie die Periode feststellen, einmal steht drinnen 20 Prozent, dann wieder 17 Prozent, dann 2 Prozent, da sind es ein bisschen weniger, aber es macht nichts. Immerhin ist es so, dass in der SUP angenommen wird, dass eine kontinuierliche Steigerung der Müllproduktion in Wien stattfinden wird. Was ich aber dann überhaupt nicht verstehe, ist das: Wenn natürlich der Müll permanent steigt, wie gibt es das dann - und noch einmal, es ist eine der so genannten Pressekooperationen der Frau Stadträtin mit den Wiener Medien -, dass der Müll von 2000 auf 2001 494 190 ansteigt.

 

Jetzt hat mir der Herr Umweltausschuss-Vorsitzende zuerst gesagt, es steige dauernd. Ich bin zwar irgendwie ein bisschen kurzsichtig, aber 494 212 im Jahr 2000 und 494 190 im Jahr 2001, das ist ja ein leichter Rückgang und keine Steigerung, sondern ein Rückgang.

 

Jetzt wäre es natürlich, und wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich gesagt, super, wir haben so gearbeitet, die Müllvermeidung hat gegriffen! Endlich ist es weniger geworden! Stattdessen sagt er mir, es ist mehr geworden. Es ist zwar nicht viel, aber immerhin, es sind 32 Tonnen weniger. Das ist zwar fast nichts, aber es ist immerhin nicht gestiegen. Also hätte, wenn man so will, die Müllvermeidung gegriffen.

 

Jetzt sagen wir natürlich dauernd Müllvermeidung, Müllvermeidung, Müllvermeidung und schon wieder befinde ich mich im Träumeland, aber da in guter Gesellschaft. Der Herr Prof Vogl von der WU hat uns mitgeteilt - und auch Ihnen, auch allen, der Frau Stadträtin und ein paar anderen, die vielleicht jetzt im Kaffeehaus sitzen oder sonst wo -, dass jede Tonne, die vermieden wird, um den Faktor sieben billiger ist, als jede Tonne, die verbrannt werden muss. Auch das ist Ihnen bekannt. Also, kann man durchaus sagen, dass Wien gut beraten wäre, wenn es da viel mehr investieren würde. Das würden wir auch begrüßen, bis dato war es aber nicht so.

 

Eine interessante Angelegenheit ist natürlich immer wieder diese Sache mit dem Allsack. Keine Frage, das ist teurer geworden und wird teurer und es hat auch, wenn man so will, einen pädagogischen Hintergrund, dass es so ist. Aber Faktum ist, dass da Versäumnisse von Umweltpolitik der Bundesregierung und der Landesregierungen jetzt offensichtlich schlagend geworden sind und wenn ich mich nicht täusche, hat es vor der schwarz-blauen Bundesregierung oder blau-schwarzen Bundesregierung ganz lange eine SPÖ-Alleinregierung gegeben, davor - ist aber noch länger her - eine ÖVP-Alleinregierung - und dann hat es ganz lange - dazwischen war, glaube ich, sogar einmal rot-blau - so ein bisschen - und dann war aber ganz lange rot-schwarz, und da hätte man ja die längste Zeit eine andere Politik machen können. Aber nein, es ist nichts passiert. 1986 bis 1991 ist man dann draufgekommen, dass es jede Menge Altlasten gibt und dass das teuer wird, aber da komme ich heute ohnehin noch dazu.

 

Was mir ein bisschen irgendwie irritierend aufstößt, ist jetzt nicht jetzt schon wieder der Rüdiger im Wunderland oder Hufnagl im Wunderland oder Rüdiger und Hufnagl im Wunderland, sondern diese Geschichte mit der Anpassung. Also, nachdem ich ja eigentlich sozusagen Sprachwissenschaften studiert habe, ist Anpassung etwas, wo ich etwas anpasse, zum Beispiel die Schuhe. Kinder werden größer - ich habe drei davon -, denen muss ich jedes Jahr größere Schuhe kaufen, weil die wachsen. Das heißt, die Müllberge wachsen, die Aufgaben wachsen, deswegen brauchen die Kinder größere Schuhe und wir höhere Preise - nein, das ist ein schlechter

 

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