Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 145
Wir haben schon festgestellt - ich glaube aber, dass es
notwendig ist, dass man das heute in der Debatte zum Rechnungsabschluss immer
wieder feststellt -, dass der Wiener Arbeitsmarkt wirklich in einem Zustand
ist, wie wir ihn bisher überhaupt nicht gekannt haben, dass die Arbeitslosigkeit
etwa im Mai um 27 Prozent angestiegen ist, im März sogar um
33 Prozent. Ich habe schon gesagt, 9,1 Prozent ist diese
Rekordarbeitslosigkeit. Im Bundesgebiet betrug der Anstieg 18,9 Prozent
und Wien liegt im Vergleich zum Bundesgebiet um 46 Prozent höher. Das
heißt, dass jeder zweite Arbeitslose ein Wiener Arbeitsloser ist. Da kann man
nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und kann man nicht einfach sagen, dass
sowieso alles in Ordnung ist und nur die böse Bundesregierung schuld ist. Die
hat überhaupt keine Schuld daran, dass es in Wien schief läuft, sondern daran
ist Wien alleine schuld.
Ein anderer Vergleich wird Ihnen das noch deutlicher
vor Augen führen. Seit dem Amtsantritt des Bgm Häupl im Jahre 1994 hat Wien
netto insgesamt 30 000 Arbeitsplätze verloren. (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Und wie viele sind dazugekommen?)
Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen das genau sagen, nämlich 31 500, währenddessen
in den anderen Bundesländern insgesamt 112 479 neue Arbeitsplätze geschaffen
wurden. Allein im Jahr 2001, als Sie wieder die absolute Mehrheit hatten,
gingen netto 10 000 Arbeitsplätze verloren. (GR Rudolf Hundstorfer: Weil die Frau Riess-Passer 15 000 Arbeitsplätze
abgebaut hat!) Sie schauen sich die Statistiken nicht an! Worauf Sie sich
beziehen, ist, dass im öffentlichen Dienst - ich sage, endlich - eine Reform
eingetreten ist und endlich eine Verringerung des aufgeblähten Beamtenapparats
eintritt, was nichts damit zu tun hat, dass wir selbstverständlich die Arbeit
des österreichischen Beamten schätzen. Selbstverständlich macht er gute Arbeit,
aber gerade Sie Sozialisten haben Schuld daran, dass der Beamtenapparat so
aufgebläht wurde. In der Statistik der verloren gegangenen 10 000
Arbeitsplätze im Jahr 2001 macht der öffentliche Dienst nur ein Drittel aus.
Alles andere ist Ihr Bier, ist Ihre Verantwortung! Schauen Sie sich daher vorher
die Zahlen an, bevor Sie sich ständig selbst in den Sack lügen! Das ist nämlich
das Gefährliche daran, Sie glauben das wirklich, was sich Ihre Propagandaküche
in der Löwelstraße an Schmähs, an Unwahrheiten, an Tricks und so weiter ausdenkt.
Darauf fallen Sie selber herein! (GR
Godwin Schuster: So etwas gibt es bei uns nicht!) Gerade Sie als Wiener SPÖ
können sich auf niemanden ausreden, weil Sie haben jetzt die absolute Mehrheit
und alles, was in der Stadt schief geht, haben Sie alleine zu verantworten! (Beifall bei der FPÖ.)
Zum Arbeitsmarkt stellt das Wirtschaftsforschungsinstitut
folgendes fatales Zeugnis aus: "Die Besonderheit des Wiener Arbeitsmarkts
lag in den letzten Jahren in der Vernichtung einer großen Anzahl von Arbeitsplätzen,
die die allgemeine schlechtere Beschäftigungsentwicklung Wiens in den letzten
Jahren widerspiegelt." Sie können jetzt natürlich sagen, Sie glauben es
nicht, aber es ist so. (GR Johann
Driemer: Sagen Sie auch die Ursachen dazu!) Das ist die schlechteste. Ich
komme jetzt nochmals darauf zurück, dass Wien als einziges österreichisches
Bundesland eine Schrumpfung der Wirtschaft im Jahr 2001 zu verzeichnen gehabt
hat. Das heißt, da können Sie reden, was Sie wollen, das ist hausgemacht.
Jetzt werde ich Ihnen auch einige der Ursachen kurz
aufzählen. (GR Rudolf Hundstorfer: Wie
viele Arbeitsplätze hat der Bund blockiert?) 30 000 haben Sie vernichtet.
30 000 seit 1994. Innerhalb von sieben Jahren, kann man sagen, haben Sie
30 000 netto vernichtet. (GR Rudolf
Hundstorfer: Wie viele Projekte hat der Bund in Wien gestrichen?) Herr
Hundstorfer, wie Sie da als Gewerkschafter überhaupt noch einen Zwischenruf machen
können, dass das alles nicht wahr ist, würde mich wirklich interessieren. Wo
nehmen Sie das her? (GR Rudolf
Hundstorfer: Ich frage Sie nur, wie viele Arbeitsplätze der Bund in Wien
vernichtet hat!)
Ich werde Ihnen gleich sagen, worin einige Ursachen
liegen. Zum Beispiel sind die kommunalen Investitionen der Stadt im Vorjahr um
mehr als 5 Milliarden S eingebrochen. (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Aber sie sind noch immer viel
höher als die des Bundes!) Die Investitionsquote im Wiener Haushalt sinkt dadurch
- wir haben Sie immer gewarnt, weil das beschäftigungswirksame Investitionen
sind - von 17,1 Prozent im Jahr 2001 auf 12,9 Prozent, also minus
4,2 Prozent im Jahr 2001. Die Wohnbauförderung hat im Jahr 2001 ein Minus
von 3,4 Milliarden S zu verzeichnen. Die eigentliche Gebäudeinvestition
der Stadt ist vom tiefen Niveau des Jahres 2000 um eine weitere halbe
Milliarde S gesunken. Auch die Investitionen in Sonderanlagen, wie zum
Beispiel Bäder und in die Betriebsausstattung sind im Vorjahr um fast
1 Milliarde S gesunken. Im U-Bahn-Bau sank das Investitionsvolumen um
weitere 200 Millionen S. Damit sind auch die U-Bahn-Investitionen nur
mehr die Hälfte des Investitionsvolumens der ersten Hälfte der Neunziger Jahre.
Das alles ist beschäftigungswirksam und so ist eben auch die Konsequenz gesehen.
Auf der anderen Seite machen Sie aber eine Politik, welche
die Wettbewerbsfähigkeit Wiens weiter verschlechtert, etwa durch die heute
schon erwähnte Stromsteuer in Wien, in der Höhe von 10 Groschen pro
Kilowattstunde per 1. November 2001. Das verursacht der Wiener Wirtschaft
Mehrkosten in einer dreistelligen Millionenhöhe. Die Wiener Müllsteuer, die ab
1. Juli 2002 eine Gebührenerhöhung von 26 Prozent mit sich bringt,
geht genau in die selbe Richtung. Sie haben aber auch durch massive Investitionskürzungen
einerseits sowie durch eklatante Verteuerung andererseits das sozusagen
hausgemacht und halbieren jetzt noch die Wiener Wirtschaftsförderung. Die
Wiener Innovationsförderung wird abgeschafft, die Telematic- und CETEC-Aktion
läuft ersatzlos aus. Die eigenständige Wiener Unternehmungsgründungsaktion wird
abgeschafft. Die Wiener Strukturverbesserungsaktion wird halbiert. Die Wiener
Nahversorgungsaktion gedrittelt. Das heißt also, es ist kein Wunder, wenn sich
die Entwicklung in Wien zum
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