Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 145
2,93 Milliarden S statt
2,83 Milliarden S.
Und dann kommt der große Budgetclou - denn es ist ja
leicht, Summen hinzuschreiben, solange sich das niemand genau anschaut. Schaut
man sich also den Bereich "allgemeine Pflichtschulen" an, dann sieht
man unter der Post 298 beim Ansatz der allgemeinen Pflichtschulen:
Rücklagenzuführung 350 Millionen S.
Nun, haben wir die Rücklagen jetzt aber sehr
sorgfältig investiert? Haben wir sie ausgegeben? - Nein! Wo hat Wien mehr Geld
ausgegeben? - Es gibt einen Rückgang um 5,1 Prozent - und da habe ich die
Rücklagenzuführung des Jahres 2000 ebenfalls bereinigt, nur damit man nicht
sagen kann, man nimmt nur die Rücklagen von der einen Seite; nein, das ist ganz
allgemein. Und dabei handelt es sich hier noch dazu um die Rücklagen der
gesamten Geschäftsgruppe!
Ja, was soll denn das?! Will man mit solch einem
Vorwort - und dafür gäbe es noch ein paar Beispiele - die Bevölkerung hinters
Licht führen? Glauben Sie wirklich, alle Menschen sind zu blöd, um das Budget
auseinander zu klauben und zu lesen? Ist für Sie eine gebildete Rücklage eine
Ausgabe? Ist für Sie eine gebildete Rücklage investitionsfördernd? - Nein! (GR Johann Driemer: Kann sein!) Nun,
solange sie gebildet ist und am Sparbuch liegt, nein - und wir reden hier über
das Jahr 2001 und nicht über 2002, 2003 oder 2004.
Also einigen wir uns einmal darauf, dass im Bereich
der Pflichtschulen bei weitem weniger ausgegeben wurde - und nicht mehr!
Wie sieht es denn im Bereich
der Sozialhilfe aus? - Sie kritisieren zu Recht, dass die Maßnahmen der
Bundesregierung dazu führen, dass in Wien mehr Menschen von Armut betroffen
sind, mehr Menschen Sozialhilfe in Anspruch nehmen müssen und dass auch mehr
Menschen Arbeitslosenunterstützung und Notstandshilfe in Anspruch nehmen
müssen. Sie kritisieren, dass durch die Maßnahmen der Bundesregierung -
übrigens auch zu Recht; aber, wie gesagt, Ihr Anteil ist stets dabei - keine
neuen Arbeitsplätze geschaffen werden. - Ja, dann würde man doch annehmen, dass
sich dies, vor allem wenn es dann darum geht, Notfälle und Armut und
Armutsgefährdung zu bekämpfen, deutlich in einem Budgetrechnungsabschluss
wieder findet. - Gut: Die Steigerung der allgemeinen Sozialhilfe betrug
0,6 Prozent, die Inflationsrate im Jahr 2001 lag um mehr als
2 Prozent darüber - dies, obwohl erheblich mehr Personen davon betroffen
sind. Kurz gesagt: Diejenigen, die betroffen waren, haben von der Gemeinde Wien
erheblich weniger Geld erhalten.
Das ist Ihre von uns abgelehnte Sozialpolitik! - Wir
stellen uns vor, dass Sozialpolitik heißt, gerade in Zeiten, in denen das
Wirtschaftswachstum zurückgeht, gerade in Zeiten, in denen mehr Menschen von
Armut betroffen sind, offensiv dagegen aufzutreten und offensiv die dazu
benötigten Finanzmittel bereitzustellen - und sie nicht einem Sparzwang zu
opfern! (GRin Heike Trammer: Kein
Applaus!)
Schauen Sie: Das Entscheidende ist, dass Sie zuhören (GR Dr Wilfried Serles: ... zu viel verlangt!)
und nicht, dass meine Fraktion applaudiert,
denn dadurch könnten Sie möglicherweise in Ihrer Konzentration ein bisschen
abgelenkt werden (Zwischenruf des GR
Gerhard Pfeiffer.), und ich glaube, dass es für Sie nicht schlecht ist,
Herr Pfeiffer, ... (GR Dr Matthias
Tschirf: Unsere Meinung ist wichtiger als die Ihrer Fraktion! Richtig!)
Meine Fraktion weiß, was wir vom Budget halten, wir besprechen das vorher. Aber
Ihnen würde es nicht schaden, Herr Pfeiffer, ein bisschen mehr Budgetkunde zu
lernen. Ihnen würde es nicht schaden, sich ein bisschen mehr in diesem roten
Buch auszukennen, auch im grünen Voranschlag. Es ist nicht so schwer, aber man
muss sich halt einmal ein bisschen hinsetzen, Herr Pfeiffer. (GR Gerhard Pfeiffer: Das habe ich schon
gelesen und analysiert, da haben Sie Hose und Sakko noch in einem getragen! Das
ist doch wirklich lächerlich!) Nein, Herr Pfeiffer! Sie haben in das Buch
reingeschaut, aber gelesen, analysiert und vor allem verstanden haben Sie es
nie! Aber machen wir weiter. Es hat keinen Sinn, sich allzu lange mit dem
Kollegen Pfeiffer auseinander zu setzen. (GR
Gerhard Pfeiffer: Ich wollte Ihnen ja Beifall pflichten, aber nicht als
Einziger!) Dann stehen Sie auf und applaudieren Sie, wenn Sie so überzeugt
sind davon! (GR Gerhard Pfeiffer: War eh
gescheit, was Sie gesagt haben!) Na schauen Sie! (GR Gerhard Pfeiffer: Aber das Jetzige nicht! Aber zuerst war es
gescheit!)
Jetzt kommen wir zum Schluss. - Über die
Investitionsquote ist ja schon sehr viel gesagt worden, dass die nicht einmal
annähernd in dem Bereich war, in dem sie im Jahr 2000 war. Im Bereich der
Fachhochschulen wurde die Hälfte des Budgetierten ausgegeben - ein sehr
mickriges und mageres Zeichen.
Jedenfalls ist das - wir werden ja bei den Debatten
zu den einzelnen Geschäftsgruppen noch genauer darüber diskutieren -, sage ich
einmal, Grund genug dafür, dass die GRÜNEN den Rechnungsabschluss 2001
ablehnen.
Zu guter Letzt bringe ich jetzt noch den Antrag ein,
von dem meine Kollegin StRin Maria Vassilakou schon gesprochen hat und in dem
es darum geht, dass sich die Stadt Wien dazu verpflichtet, künftig keine
Inserate in Zeitungen zu schalten, welche ausländerfeindliche und
diskriminierende Inhalte haben, beziehungsweise diesen Zeitungen keine
Förderungsmittel zur Verfügung zu stellen.
Ich hoffe zumindest in diesem Bereich auf eine
Zustimmung der Sozialdemokratie, denn - ich erlaube mir, die letzten zwei
Minuten dafür zu verwenden - es ist eigentlich schon eine Unverschämtheit, dass
mit den finanziellen Mitteln der Gemeinde Wien Parteizeitungen gefördert
werden; aber dass rassistische und ausländerfeindliche Parteizeitungen damit
gefördert werden, dass man ein Inserat der Stadt Wien - finanziert mit unserem
gemeinsamen Geld - in diesem Schundblatt (Der
Redner hält ein Exemplar der Zeitung in die Höhe.) lesen muss - ich will ja
gar nicht wissen, was es gekostet hat; auf jeden Fall Unmengen! -, das ist
wirklich traurig genug.
Es schreibt darin unter anderem auch ein StR Herzog, dessen
Name auch im heutigen "Standard" zu lesen ist, und ich darf aus
diesem "Standard"-Artikel im
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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