«  1  »

 

Gemeinderat, 20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 25 von 106

 

ÖVP. - Allgemeine Heiterkeit.) Ich werde jeden Antrag unterstützen. Ich glaube, die Reden werden wesentlich kürzer werden. (GRin Martina Malyar: Ja, ja!) Ich freue mich, dass hier von allen Parteien trotz Wahlkampf ein guter Vorschlag auch angenommen wird. Ich werde den Antrag einbringen. Da bin ich neugierig, was passiert. Ich rede gerne frei weiter.

 

Ich möchte zum Abschluss sagen: In Amerika, in den Vereinigten Staaten ist einmal ein Sechsjähriger von der Volksschule mit einem Schreiben seines Lehrers an die Eltern nach Hause gekommen, in dem stand, dass der Schüler nicht mehr in den Unterricht zu kommen braucht, weil er zu dumm zum Lernen sei. Sein Name war Thomas Edison.

 

Das sollte uns zum Abschluss dieser Debatte von meinem Beitrag her auch ein bisschen ein Beispiel dafür sein, dass es letztlich natürlich bei diesem Thema - und das ist ein sehr ernstes und dafür sei den GRÜNEN gedankt - um individuelle Schicksale geht und keiner ein Patentrezept hat. Aber als Österreichische Volkspartei ist unsere Meinung zu diesem Thema sehr klar (GRin Martina Malyar: Wie in Amerika! Wie in Amerika!): Ein differenziertes und leistungsorientiertes Schulsystem ist der beste Weg dafür, dass die Kinder zumindest die Lesetechniken lernen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Als nächster Redner hat sich Herr GR Römer gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Er hat ein ganzes Buch mit! - Heiterkeit bei den GRÜNEN.)

 

GR Johann Römer (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Im Zuge des OECD-Projekts "PISA 2000" wurden auch fünf nationale Zusatzprojekte durchgeführt. Nachdem heute schon so viel über das Lesen gesprochen wurde, möchte ich mich jetzt speziell auf das Projekt "Qualität an Schulen" beschränken.

 

Die schulische Qualitätskontrolle ist begrifflich seit urdenklichen Zeiten in Wien mit den Schulinspektoren verbunden. Nachdem jeder Schulinspektor in Wien entweder ein roter oder schwarzer Parteigänger sein muss, haftet dem Schulinspektor natürlich auch immer der Geruch der politischen Kontrolle an, selbst dann, wenn es im konkreten Fall nicht so ist.

 

Nun sagen Schulinspektoren ja selber, dass diese Form der Kontrolle von Unterrichtsqualität und Lehrerleistung überholt ist. Es ist aber leider Gottes nichts geschehen. Etabliert hat sich aber in den letzten Jahren, dass Schulleitbilder geschaffen wurden. Schulleitbilder, in denen die Schulen ihre Ziele vorgegeben haben, ihre Absichten öffentlich dokumentiert haben. Diese Form der Qualitätskontrolle findet laut Erhebung natürlich auch bei den Direktoren die höchste Zustimmung.

 

Auf wesentlich weniger Zustimmung stößt hingegen leider Gottes die Forderung, dass das, was als Ziel formuliert wurde, auch auf "erreicht" überprüft werden muss, also ob die Realität immer mit den selbst gesteckten Zielen übereinstimmt.

 

Ganz am Ende der Zustimmungsskala findet sich leider Gottes die Forderung nach umfassender Qualitätsprüfung durch externe Berater oder durch externe Experten nach entsprechender Zertifizierung.

 

Ganz zuletzt rangiert die Forderung nach standardisierten Leistungstests zur objektiven Überprüfung der erreichten Schülerkompetenzen. Aber genau das ist notwendig, meine sehr verehrten Damen und Herren!

 

Wir Freiheitliche haben nicht ohne Grund in unseren Wahlprogrammen immer wieder festgehalten, dass wir die Lernzielkontrolle haben wollen, um Aussagen über die Bildungsleistung eines Schulstandorts zu bekommen und um den Wettbewerb zwischen den Schulstandorten auch zu steigern und zu erreichen. Denn was wir nicht brauchen, ist, dass uns dubiose Rankings in bunten Illustrierten vorgaukeln, welche Schule besser ist und welche Schule vielleicht nicht so ein hohes Niveau erreicht hat.

 

Wir brauchen daher ganz konkrete qualitätssichernde Maßnahmen auf der Wiener Ebene. Wenn die Schülerleistungen deutlich voneinander abweichen, dann muss gegengesteuert werden. Das ist die Lehre, die wir aus dem "PISA plus 2000-Report" ziehen können und zu ziehen haben. Da kann die Wiener Schulverwaltung konkret tätig werden.

 

Finanzstadtrat Rieder hat in diesem Zusammenhang in einer Fragestunde meinem Kollegen Herrn GR Ing Herbert RUDOLPH die Bereitschaft zugesagt, dass die Stadt Wien eine Kofinanzierung für derartige Vorhaben machen wird.

 

Die Frage an Frau VBgmin Laska lautet daher: Haben Sie schon mit der Bildungsministerin darüber gesprochen? Haben Sie schon Verhandlungen geführt, damit diese neue Form der Qualitätssicherung/Qualitätsprüfung des Wiener Schulwesens stattfinden kann? - Ich vermute fest, dass hier keinerlei diesbezügliche Gespräche geführt werden.

 

Das ist wieder eine vergebene Chance für Wien, wie so viele andere Chancen, die von der sozialistischen Stadtregierung vergeben wurden. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Wutzlhofer. Ich erteile es ihm.

 

GR Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Nachdem vieles schon gesagt wurde, möchte ich mich oder kann ich mich einleitend auf etwas konzentrieren, was ich glaube, was der Schlüssel dazu ist, um Lesefähigkeit, Lesekompetenz zu vermitteln, nämlich dass man Lust und Freude vermittelt, etwas zu lesen und sich mit einem Buch auseinander zu setzen. Vielleicht schaffe ich das in einem konkreten Fall.

 

Im 17. Jahrhundert hat ein türkischer Großwesir bei Neustift, einem Vorort des damaligen Wien, ein Basislager aufgeschlagen, um Wien zu belagern und hat dort auch einige religiöse Artefakte bei sich gehabt, die ihm Glück bei der Belagerung bringen sollten. Wie wir wissen, wurden die Türken vertrieben und dieser Großwesir wurde erdrosselt, aber seine dort errichteten Gebäude und auch ein religiöses Artefakt, nämlich ein Stein aus

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular