Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 122
geben
oder nur die von den Grünen sehr
präferierte halbherzige Ulf-Variante. Zugegeben, bei der Ulf-Lösung spart man
Beträchtliches. 80 Millionen EUR stehen 510 Millionen EUR für den U-Bahn-Ausbau
gegenüber. Nur ist die billigste Variante, sehr geehrte Damen und Herren, nicht
unbedingt immer die günstigste.
Der Ulf hätte katastrophale Auswirkungen auf ganz Wien, es gibt auch
derzeit noch keinen Ankaufsplan. Aus anderen Bezirken müssten Ulf-Garnituren
abgezogen werden, und von der Stausituation rechts und links des Korridors
Brünner Straße ganz zu schweigen.
Bei der U 1-Verlängerung Richtung Rothneusiedl gibt es nur zwei
von sechs der gesamten Planungsvarianten, die die Anbindung der
Per-Albin-Hansson-Siedlung vorsehen. Und so hoffe ich, man hört auf den Rat von
OSR Binder und bindet diese Wohnsiedlung an und plant nicht wieder am Bürger
vorbei.
Aber in der Stadtplanung ist derzeit ja alles beim Alten und man könnte
fast meinen, so wie beim Lotto, alles ist möglich. Was passiert also mit
unseren Steuergeldern in Wien? - Tatsache ist, dass der Wienerberg noch immer
kein gescheites ÖV-Konzept hat. Null Straßenbahn, null U-Bahn. Zu den Twin
Towers nur einen Linienbus, der zur Geisterstunde den Fahrdienst einstellt,
ausgerechnet dann, wenn die Kinos schließen.
Projekt Gürteldreieck Spittelau versus Badner-Bahn-Verlängerung nach
Klosterneuburg auf den Stadtbahnbögen. Ein gut gemeinter Vorschlag, aber leider
auch nicht mehr. Die alten Gleisanlagen wurden schon teilweise abgetragen, eine
Neuinstallierung würde Unsummen kosten. Aber man hat den Versuch gewagt und am
11.11., also zu Faschingsbeginn, wurde simuliert, wie sich das Einschieben von
Zügen der Badner Bahn auf den Frühverkehr auswirkt. Freilich, statt der Badner
Bahn fuhren nur zwei Kurzzüge der U 6 zwischen 7 und 8 Uhr früh. Die
Fahrgäste waren verständlicherweise verärgert und hielten diese Aktion für
einen verfrühten Faschingsscherz, denn der beginnt ja bekanntlich erst um 11.11 Uhr.
Möglich in der Stadtplanung wurden bereits Hochhausbauten ohne U-Bahn-Anschluss.
Jetzt werden Hochhausstandorte an fast jeder markanten U-Bahn-Station möglich
sein. Kagraner Platz, Flugfeld Aspern, Endstelle U 6, Brünner Straße. Das
eine ist genauso unsinnig wie das andere, wenn ohne Maß und Ziel munter mit
Steuergeldern vor sich hingeplant wird.
Ebenso hat man den Straßenausbau im Hinblick auf die Osterweiterung verschlafen.
Was passiert mit der Nordostumfahrung? - Die SUPer NOW macht Exkursionen ins
Bearbeitungsgebiet auf Kosten der Steuerzahler. Nun, mal sehen, was dabei herauskommt.
Schicker kann sich laut Zeitungsmeldungen alles vorstellen, auch die
Nullvariante. Es lebe Rot-Grün.
Wie man aus der Donaustädter Bezirksvertretung hören kann, zimmern die
Genossen Effenberg und Schicker an einem neuen Schildbürgerstreich. Statt einer
Variante Nordostumfahrung an die Stadtgrenze soll es eine Hochleistungsstraße
geben, vom Biberhaufenweg mitten durch Aspern und Eßling durch. Ein Plan, der
bereits 20 Jahre alt ist. Ein alter Hut auf neuen Köpfen oder nur ein
Brainstorming der beiden Herren ohne Brain? Eine Schnapsidee ist dies auf alle
Fälle.
Auch Stadtentwicklungspläne werden auf Kosten der Steuerzahler
erstellt. Doch bevor sie noch realisiert werden, werden sie bereits ad acta
gelegt. So wird es 2005 wohl einen neuen STEP geben, der STEP 94 wandert
in die Mottenkiste. Gut so. Oder doch nicht? Denn meist kommt ja nichts
Besseres nach. Wo im STEP 94 noch Kultur-, Wohn- und Einkaufszentren
geplant waren, wird nun die MA 48 hineingepflanzt, oder vielleicht doch
nicht. So geplant mitten in Stadlau, mitten auf dem Waagner-Biro Gelände.
Nebenbei wird noch der Genochmarkt geschliffen, wahrscheinlich weil zur
Erreichung des Wiener Stabilitätsziels eine Drittelung der Wiener
Nahversorgungsaktion stattgefunden hat. Beginnt so die sozialistische Attraktivierung
von Stadlau?
Wie auch immer, die Attraktivierung des Donaukanals ist ebenfalls eine
sozialistische Meisterleistung. Man versetzt einen unbequem gewordenen Beamten
in ein stilles Kämmerlein, überantwortet ihm die Planungen für den Donaukanal,
verleiht ihm den Titel Donaukanalkoordinator, gibt ihm aber kein Geld, um diese
Planungen auch realisieren zu können. Also werden Sponsoren gesucht, um für
PPP, Public Private Partnership, die Finanzierungen auf die Beine zu stellen.
Verständlicherweise
wollen diese Investoren auch eine Gegenleistung. Beste Grundstücke in bester
Lage, Hochhausvarianten sind im Gespräch, wieder einmal im 3. Bezirk,
wieder einmal nicht in einer potenziellen Hochhauszone. Porr, Strabag,
Haselsteiner, haben sich bereits angestellt.
Es gibt
also nur zwei Möglichkeiten: Entweder ein Hochhaus für die Sponsoren mit
Attraktivierung des Donaukanals oder kein Hochhaus, dafür bleibt der Donaukanal
so wie er ist und für den derzeitigen Donaukanalkoordinator muss bald eine neue
Beschäftigungspolitik-Therapie gefunden werden. Aber die Liste der Fehlplanungen
und Fehlentscheidungen in der Stadtentwicklung auf Kosten der Steuerzahler ist
noch lang. Die Frage ist doch, was bekommt der Steuerzahler für sein Geld.
Schlechte Planung, viel zu hohe Kosten, gefährliches Material, wie das
Kontrollamt beispielsweise die Dachkonstruktion am Urban-Loritz-Platz
beurteilt.
Elf
Dienststellen waren für Planung und Auftragsvergabe zuständig, jede einzelne
Planstelle hat Sachkredite aufgenommen.
Was
bekommt der Steuerzahler sonst noch: Ein neues Konferenzzentrum für die UNO,
eine neue Halle für die Stadthalle, für kleinere Veranstaltungen. Nun, man wird
sehen.
Ein denkmalgeschütztes Nebengebäude der Klimt-Bilder
wurde abgerissen, eine umstrittene Genehmigung für den Hilton-Ausbau sofort
erteilt, trotz der Doppelrolle des Hans Hollein. Als Vorsitzender des
Fachbeirats und Planer des Hilton-Umbaus konnte er sicher sein, dass der
Fachbeirat kein Veto gegen seine Planungen einlegt.
Unser Unmut steigt weiter. Die Stadt verlangte
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