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Gemeinderat, 21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 90 von 122

 

Luc Bondy sagt, dessen Vertrag ich vor kurzem verlängern konnte - und ich bin sehr froh, dass er weiterhin zur Verfügung steht - und der sich in höchsten Tönen über die Kulturpolitik in dieser Stadt äußert: Er ist ja nicht irgendwer, und ihm kann man auch nicht vorhalten, dass er nur von mir beeinflusst wäre oder sozusagen von mir geholt worden wäre. Geholt wurde er von Ursula Pasterk, StR Marboe hat dann seinen Vertrag verlängert, und auch ich habe ihn verlängert. (StR Dr Peter Marboe: Verlängert ...!) Er sagt Folgendes - ich zitiere die APA von gestern -: "Nur in Wien ist die Luft atembar", sagt Luc Bondy. Das ist also nicht irgendjemand, und ich zeige das gerne noch einmal her.

 

Aber so ist es auch, wenn man mit internationalen Leuten spricht - und das wissen Sie ja -, wenn man mit Gästen spricht, wenn man mit Leuten spricht, die hier Theater spielen. Wurscht, ob es Gert Voss oder ob es Zadek ist, alle kommen sie gerne hierher in die Theaterstadt Wien, weil hier das besonders gute Klima herrscht, weil Wien - und das wird jeder sagen - die einzige Stadt ist, wo Theater ausreichend finanziert wird, wo Kultur ausreichend finanziert wird und wo es auch ein entsprechendes Klima gibt. Wenn dann irgendwo steht: "ein Stück vom Paradies", dann ist das vielleicht ein bisschen übertrieben, aber immerhin sage auch das nicht ich, sondern sagt das die "Berliner Morgenpost" in einem Interview mit mir, das darunter steht. Also, ganz so schlecht kann es in dieser Stadt nicht sein.

 

Wenn dann so geredet wird, verstehe ich schon, dass man aus der Opposition heraus versucht, ein paar Punkte zu finden, die schlecht sind. Aber selbst beim größten Bemühen ist das heute - ich habe versucht, hier mitzuschreiben - nicht wirklich gelungen. Ich bin sehr froh darüber, weil das eine Bestätigung für diese Kulturpolitik ist. Aber wenn man auch da nichts findet, dann sagt man: Theater werden gesperrt, Theater werden gesperrt! Dazu ist erstens einmal zu sagen: Wenn man eine Nettorechnung durchführt, zeigt sich, dass mehr Theaterräume aufgemacht als zugesperrt werden. (StR Dr Peter Marboe: Verlegt!) Es wird auch nichts verlegt, sondern es werden neue geschaffen, es werden neue Räume erschlossen. Das kann man auch ganz einfach nachweisen.

 

Offen gestanden, ist mir das ein sehr wichtiger Punkt. Es geht nicht so sehr darum, dass man sagt, man hält an einem Dogma fest, das heißt: es darf kein Theater geschlossen werden. (StR Dr Peter Marboe: Ohne Wenn und Aber!) Wir haben immer gesagt, es wird kein Theater aus dem Grund geschlossen, dass es nicht genügend Geld fürs Theater in Wien gibt. Der Punkt muss doch für eine vernünftige Kulturpolitik der sein, dass man sich überlegt: Gibt es inhaltliche, qualitative Gründe dafür, dass man ein Theater subventioniert oder nicht subventioniert, dass ein Theater aufrechterhalten wird oder nicht? Darüber muss man diskutieren.

 

Daher bin ich im Übrigen auch froh darüber, dass wir überfraktionell oder interfraktionell miteinander sprechen, was die Freien Gruppen anbelangt. Ich würde mir sehr erhoffen, dass wir das vielleicht auch ausweiten können, weil das meiner Ansicht nach ein sehr sachlicher Dialog ist. Allerdings muss man schon darüber sprechen können, ob ein Theater eine Förderung bekommt, die auch inhaltlich-qualitativ berechtigt ist.

 

Im Übrigen muss man auch Folgendes sagen: Wenn ein Theater bereits seit über einem Jahr zugesperrt ist, dann kann man nicht jetzt, nach eineinhalb Jahren, mir den Vorwurf machen, dass ein Theater zugesperrt worden wäre, sondern es ist einfach zugesperrt. Wir sind außerdem genau unter diesen Voraussetzungen darüber in Debatte, ob es auch vernünftige Konzepte für dieses Theater gibt. (StR Dr Peter Marboe: Die liegen ja auf dem Tisch!)

 

Meine Damen und Herren! Ich möchte zur vorhergehenden Debatte noch Folgendes sagen. Im Grunde konnte ich mir davon nur merken, dass Frau GRin Ringler sagt, sie versteht das grüne Buch nicht und möchte es erläutert haben. GR Salcher hat ein paar Projekte vorgelegt, die nicht finanziert worden sind. Dazu sage ich: Jawohl, so groß kann ein Budget gar nicht sein, dass es nicht auch Projekte geben wird, die nicht finanziert werden können. (GR Dr Andreas Salcher: Es geht ja um die Geisteshaltung!) Er hat auch moniert, dass die VP-Bezirksvorsteher nicht in einer farbigen Broschüre zu dem Buch erwähnt waren. Da werden wir Ihnen noch die Freude machen: In der nächsten Broschüre werden sich auch die VP-Bezirksvorsteher sicherlich in irgendeiner Weise mit einem Buch zeigen können.

 

Wichtig war mir aber andererseits etwas, von dem ich glaube, dass da ein Missverständnis vorliegt. Frau GRin Sommer-Smolik hat gesagt, 1 Promille des Gesamtbudgets soll der Wissenschaft als Förderung zugute kommen. Was wir hier, was ich hier zu vertreten habe, ist ein Bereich der Wissenschaft, der meiner Meinung nach auf eine sehr vielfältige Weise genau das Problem anspricht, das Sie genannt haben, nämlich die Arbeitslosigkeit der Akademikerinnen und Akademiker. Da geben wir auf eine besonders vielfältige Weise, in einem breiten Spektrum, sehr gute Einzelförderungen, Einzelförderungen für Studentinnen und Studenten, für Forscherinnen und Forscher, auch über größere Institutionen, wobei niemand in der ganzen Scientific Community in Wien - in aller Bescheidenheit gesagt - nicht voll des Lobes darüber wäre, was Kollege Ehalt über unsere Abteilung fördert. Daneben gibt es natürlich auch die großen Fonds, die die Stadt Wien eingerichtet hat und die mit einer ziemlich großen Dotation, die im Grunde erst im nächsten Jahr wirksam wird, genau da hineingeht und ein bisschen auch das ergänzt, was offensichtlich - und Sie gestatten mir schon diesen kleinen Hinweis, weil ja mit dem 24.11. die Kritikpunkte nicht verschwunden sind - eine Wissenschaftspolitik auf Bundesseite vernachlässigt.

 

Meine Damen und Herren, das ist auch ein abschließendes Stichwort für mich. Ich verhehle nicht, dass der 24.11. für mich ein sehr bedauerliches Ergebnis gebracht hat. Als Demokrat nimmt man es selbstverständlich zur Kenntnis, aber es wird nichts daran ändern - und das hat, lieber Peter Marboe, sehr wohl etwas mit der

 

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