Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 122
dort amtlich, das ist schon gerichtlich anerkannt.
Wir würden uns wünschen, dass man erstens von sich
aus sagen würde: Bitte, liebe Leute, messt eure Wohnungen nach, alle, die ein
Problem haben, können irgendwo hinkommen, es wird nachgerechnet, und wenn es
einen Fehler gibt, gibt es eine Kulanzlösung, zum Beispiel wird das, was zu
viel bezahlt wurde, drei Jahre retour zurückgezahlt. - Aber es gibt nichts
davon. Wiener Wohnen schaut, dass es niemand erfährt, denn wenn es niemand
weiß, wird sich sonst keiner aufregen. Wir werden schauen, dass wir möglichst
viele Gemeindemieter und Gemeindemieterinnen von diesem Missstand in der
Florian-Hedorfer-Straße informieren, und wir hoffen, dass sie dann mit dem
Neuausmessen viel Arbeit haben und dass diese Leute in Zukunft nicht mehr zu
viel Miete zahlen müssen! - Das war ein Beispiel.
Ein zweites gutes Beispiel dafür, wie Wiener Wohnen
die soziale Verantwortung wahrnimmt, sind die Mahngebühren in der Stadt. Wenn
Sie beim Quelle-Versand eine Rechnung nicht bezahlen, zahlen Sie ein paar Euro
Mahngebühr. Wenn Sie bei Wiener Wohnen nicht bezahlen, bekommen Sie, wenn Sie
Pech haben, im gleichen Monat eine Rechnung zugeschickt, und die Mahngebühr
beträgt bis zu 18,50 EUR. Bei jedem Versandhandel, der das machen würde,
würden wir alle herinnen sagen: Seid ihr verrückt? Geht zum Verein für
Konsumenteninformation, regt euch auf, weil das nicht geht! - Wiener Wohnen
wird auf Antrag der GRÜNEN genau dieses Thema besprechen, das haben wir letztes
Mal zugewiesen. Wir hoffen, dass Wiener Wohnen davon abgeht, eine Mahngebühr
einzuheben, die mindestens das Vierfache von dem beträgt, was üblich ist.
Nun zum Wiener Wohnservice - auch das ist eine
Geschichte aus dem Wahlkampf, die Vergabepraxis von Wohnungen in Wien. Jetzt
ist bei Gemeindewohnungen die Vergabe schon ein bisschen transparenter als
früher, damals bekamen ja ausschließlich Mitglieder der roten Familie eine
Wohnung. Es ist jetzt schon ein bisschen besser geworden. Aber wie läuft es
beim Wohnservice, wie läuft es bei etwas, was auch im Einflussbereich des StR
Faymann ist?
Ein Beispiel dafür ist ein Reihenhaus in Simmering.
Die Frau, die darin wohnt, kann es sich nicht mehr leisten, sie ist geschieden
und möchte dort ausziehen. Sie sucht sich selbst einen Nachmieter, eine
Nachmieterin und sagt: Ich hätte da jemand, der das gerne übernehmen würde, der
Vorteil für mich wäre, dass ich einen Teil der Investitionen et cetera abgelöst
bekäme, ohne dass man lange formal darüber verhandeln müsste. Sie fragt beim
Wohnservice ganz normal an, was sie tun muss und was diese Person tun muss,
damit sie das Reihenhäuschen übernehmen kann. Die Antwort lautet: Das stellen
wir ins Internet, dort kann man sich dann anmelden. Wann wird das sein? Nächste
Woche am Montag in der Früh! - Die Frau sagt das dem Bekannten.
Hier muss ich dazusagen, ich bin auch nicht der Meinung,
dass sich die Leute das immer selbst aussuchen dürfen. Ich hätte gerne eine
transparente Vergabe, und das ist auch nicht transparent, wenn sich die Frau
das persönlich aussuchen kann.
Aber was ist passiert? - Um 8 Uhr in der Früh geht
der Interessent hinein, er ist aber natürlich nicht mehr der Erste, sondern der
Zweite, der sich anmeldet, weil sich um 0.14 Uhr - ich glaube, das war die
Zahl - jemand anderer angemeldet hatte. Am Wochenende, über Allerheiligen und
Allerseelen, hat offensichtlich irgendjemand geschaut, dass das um 0 Uhr
freigeschaltet wird. Das war auch die Auskunft, die die Frau auf Nachfragen hin
bekommen hat. Der war eben schneller, der war zufällig schneller, und der hat
wahrscheinlich auch nur zufällig einen Nachnamen, der sich mit dem Nachnamen
von Personen deckt, die für die SPÖ auf Bezirkslisten kandidieren.
Ich habe es nicht verifiziert, aber es liegt der Verdacht
nahe, dass das passiert ist, was früher in Gemeindewohnungen oft passiert ist.
Die Familie, die SPÖ-Familie sucht sich aus, wer wo einziehen darf. Es handelt
sich in dem Fall allerdings schon um eine soziale Großtat: Es handelt sich um
einen Coca-Cola-Manager, der sich dieses Reihenhaus unter den Nagel reißen
will. Es ist natürlich wichtig, dass das Wiener Wohnservice darauf achtet, dass
diese Leute angemessen versorgt werden, sozial versorgt werden und ein
Reihenhäuschen bekommen. Das finde ich für eine tolle Leistung des Wiener
Wohnservice, eine tolle Leistung von intransparenter Vergabe, wie wir sie ja in
anderen Fällen auch kennen.
Was die Öffnung des Gemeindebaus betrifft, gebe ich
zu, dass das ein sehr heikles Thema ist. Herr Gusenbauer hat in dem Wahlkampf -
sagen wir es höflich - nicht nur Richtiges gesagt, aber eines war richtig und
hat mich sehr überrascht. Er hat gesagt: Der Gemeindebau und die
Gemeindewohnungen sollen auch den Leuten offen sein, oder in erster Linie den
Leuten offen sein, die ökonomisch darauf angewiesen sind, und nicht in erster
Line denjenigen, die zuerst den rot-weiß-roten Pass vorlegen und dann
ökonomische Bedürftigkeit im Sinne der Regelungen nachweisen.
Das hat mich überrascht, und ich habe mir gedacht:
Was sagt Gusenbauer da? Aber er hat auch gesagt, er geht als Zweiter in
Opposition; das war vielleicht auch nicht ernst gemeint, nehme ich an, das wird
bei Ihnen auch nicht ankommen - schade! Mehr sage ich nicht zur Öffnung der
Gemeindebauten. Die nicht amtsführende Stadträtin der GRÜNEN, Maria Vassilakou,
hat Ihnen das bereits erklärt, das ist jedes Jahr eine müßige Sache. Sie sind
für die sanfte Öffnung - wir nennen das zögerliche Öffnung. Es ist eine
Mutlosigkeit, die einer absolut regierenden SPÖ eigentlich nicht unbedingt
anstehen müsste. Aber gut, es passiert nichts - schade!
Noch etwas zum Gemeindebau: Da kommt natürlich, was kommen
muss, nämlich der Bericht des Kontrollamts über die verkauften Gemeindebauten,
die verkauften städtischen Wohnhäuser, 36 Stück an der Zahl. Im Jänner
2002 haben wir eine Anfrage gestellt, was denn genau alles verkauft wurde: wie
groß, an wen und um wie viel Geld et cetera. Und siehe da, im ganzen heurigen
Jahr wurde kein einziges Wohnhaus verkauft - kein
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