Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 93
Knopflochchirurgie, die Spitalsaufenthaltsdauer sinkt. Wir
haben sehr viele Eingriffe besonders im Gefäßbereich, die die Röntgenologen
durchführen. Insofern hat sich das Spektrum verschoben, wodurch uns das möglich
erschien.
Dass es schwierig ist, zwei Abteilungen in eine
zusammenzuführen, weil es dort natürlich die Ärzte gibt, war uns klar. Aber
wissen Sie, wir haben in Österreich auch den Zustand, dass wir noch immer als
Studienvoraussetzung zum Beispiel für Medizin und Jus Latein verlangen und nur
aus dem Grund, weil wir nicht wissen, was wir mit 600 Lateinlehrern machen
sollen und ich mag eigentlich nicht so in der Medizin handeln, dass ich
Abteilungen nur deswegen nie verändere, weil die Ärzte da sind und ewig in
diesem Sinn weiter Ärzte ausbilde.
Ich habe mit Prof Zweymüller und natürlich auch mit
anderen Beteiligten gemeinsam mit meinen Beamten gesprochen. Es wurde mir dann
von meinen Beamten gesagt, Prof Zweymüller hat sich Bedenkzeit erbeten, damit
er sich das anschauen kann. Ich hatte vorher, als ich erfahren habe, dass Prof
Kreuzer doch in Pension gehen wird, mit dem Herrn Bürgermeister gesprochen, der
gesagt hat: Okay, Zweymüller hat die Garantie, bis 2006 dort zu bleiben. Nur
wenn er es sich wünscht. Das habe ich auch Prof Zweymüller so übermittelt. Er
wird nicht gezwungen, nur wenn er selbst es will, dann ist diese Übersiedlung
möglich.
Wie gesagt, ich habe dann gehört, er will und erst im
Nachhinein zu meiner Verblüffung erfahren, er will nicht. Und so ändert sich
nichts, Prof Zweymüller bleibt bis 2006 an der Abteilung in Gersthof.
Ich möchte aber hinzufügen: Bei einem jährlichen
Verbrauch von 17 Millionen EUR für das Krankenhaus Gersthof wären mit
dieser Art der Verlagerung 3 Millionen EUR einsparbar gewesen.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte,
Frau Gemeinderätin.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Frau Stadträtin!
Es überrascht mich sehr, dass Sie sich hier heute
herstellen und behaupten, es hätte zwischen Ihnen und dem Herrn Bürgermeister
keine Meinungsdifferenzen gegeben.
Ich denke die Frage, welches Wort zählt, war an Ihren
Wahlslogan "Der Mensch zählt" angelehnt. Mein Eindruck ist aber, dass
der Patient in diesem Fall wenig zählt, denn so lange die Patienten in Wien auf
orthopädische Operationen bis zu drei Monate warten müssen und hier durch
dieses Kompetenzwirrwarr - möchte ich sagen - die notwendigen Strukturreformen
der Orthopädie davon abhängig gemacht werden, welche Ärzte an welchen
Abteilungen wann in Pension gehen, dann muss ich ehrlich sagen, stimmt mich das
sehr pessimistisch.
Meine Frage ist: Was werden Sie tun, um zu
verhindern, dass durch die Blockade des Herrn Bürgermeisters diese notwendigen
Reformen im Bereich der orthopädischen Versorgung in Wien auf Jahre
hinausgeschoben werden?
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Der
Herr Bürgermeister blockiert nicht. Der Herr Bürgermeister ist durchaus allen
Reformmaßnahmen aufgeschlossen. Er hat nur gesagt: Ein bisschen Wartezeit, wir
sprechen jetzt. Es ist nach wie vor gedacht, orthopädische Betten im
Kaiserin-Elisabeth-Spital zu errichten, weil dort der optimale Standort ist.
Wir haben dort wahrscheinlich ab Mai drei wunderschöne neue, bestens adaptierte
Operationssäle, die auch in einem geeigneten Ausmaß genützt werden sollen. Wir
tun alles, um die Wartelisten zu verringern. Es kommen neue Betten im SMZ-Ost
ebenfalls dazu, um die Wartelisten zu verringern.
Wir müssen uns nur fragen und ich schaue mir da sehr
genau die Zahlen an, denn es gibt Fächer, da haben wir mehr
Nicht-Wiener-Patienten als in anderen. Im Bereich der Orthopädie ist es so. Es
kann nicht sein, dass der Wiener Steuerzahler das gesamte Manko der umliegenden
Bundesländer ausgleicht. Die Gesundheitsbudgets sind gedeckelt. Wenn gerade zu
teuren Operationen, weil die Implantate ja teuer sind, mehr nach Wien hereinwandern,
so ist das nicht günstig für den Wiener Steuerzahler. Es ist
selbstverständlich, dass Wien bei Eingriffen, die lebensnotwendig sind und die
woanders auf Grund der Struktur nicht durchgeführt werden können, natürlich zur
Verfügung steht. Aber dass man alles, was teurer ist, nach Wien schickt und
dann nette psychosomatische Kliniken irgendwo eröffnet, wo man sagt, die Wiener
sollen hinfahren - das verstehe ich nicht unter einer österreichischen
Gesundheitspolitik!
Wir haben uns gestern im Rahmen der
Strukturkommission und im Rahmen der Landesgesundheitsreferenten ausführlich
über dieses Thema unterhalten und sind auch zu einem ähnlichen Schluss
gekommen, dass eine Gerechtigkeit in der Versorgung herrschen muss.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
- Zweite Zusatzfrage: Frau GRin Dr Pilz, bitte.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Stadträtin!
Gersthof ist ein Beispiel wie viele. Ein Beispiel
dafür, dass Sie Entscheidungen vorschlagen, die dann nicht halten und vom
Bürgermeister wieder zurückgedreht werden. Es gibt aus einem Bericht eine
Äußerung von Ihnen im Kreise der Chefs der Gynäkologien in Wien, wo Sie gesagt
haben: "Die Semmelweis-Klinik hätte ich zusperren wollen, allein, ich
hab's politisch nicht derhoben." Das, Frau Pittermann, zeigt, dass Sie
auch mit den Ansätzen, wo Sie versuchen, hier die Dinge neu zu regeln,
scheitern.
Die Semmelweis-Klinik ist, wie man weiß, offen. Die
Semmelweis-Klinik ist, wie man weiß, demoralisiert. In der Semmelweis-Klinik
ist, wie man weiß, der Dr Adam immer noch nicht bestellt. Es herrscht
weihnachtliche Funkstille. Er hört und sieht nichts. Niemand wendet sich an
ihn. Und in der Semmelweis-Klinik, so berichten die üblicherweise gut
unterrichteten Kreise, denkt Prim Grünberger bereits darüber nach, das Handtuch
zu werfen.
Wie, Frau Stadträtin, wollen Sie mit so einer Situation
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