Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 93
wirklich einen Spaßfaktor erkennen, Frau Stadträtin, auch
wenn dies offensichtlich der Fall ist, weil Sie offenkundig zur Ablenkung
nichts anderes tun können, als das Fernsehprogramm zu studieren, aber das ist
offensichtlich Ihr Zugang zu der Materie und die Bestätigung meiner
Vermutungen, was hier passiert und immer wieder passiert, dass es in der
Bevölkerung und bei den Mitarbeitern zu Irritation, Verzweiflung, Frustration
und Demotivation kommt! Das kann doch nicht das Ziel der Wiener
Gesundheitspolitik sein! (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist im Vorfeld der heutigen Debatte darüber gesprochen
worden, ob wir einen Misstrauensantrag einbringen. Ich gebe zu, wir haben das
in der Fraktion überlegt und diskutiert, sind aber wieder davon abgekommen,
weil im Wort "Misstrauen" eigentlich noch eine gewisse Unsicherheit
mitschwingt, ob das Vertrauen gerechtfertigt ist oder nicht oder das Misstrauen
gegeben ist oder nicht, es schwingt also eine Art von Unsicherheit mit. Aber,
Frau Stadträtin, in Ihrem Fall gibt es ein abgesichertes Faktenwissen. Ich muss
das leider so sagen, sorry. Die Unfähigkeit, dieses Amt auszuführen, ist evident.
Würde es die Möglichkeit zur Unfähigkeitsfeststellung geben, dann hätten wir dieses
Instrument vielleicht genutzt, so gibt es aber die Geschäftsordnung nicht her
und daher haben wir davon Abstand genommen. Wir haben aber auch davon Abstand
genommen, weil wir die politische Logik kennen und die politische Logik heißt,
dass ein solcher Misstrauensantrag wahrscheinlich nur die Stimmen des
demokratischen Blocks gefunden hätte und die Konsequenz dann eine
Einzementierung Ihrer Person in diesem Amt gewesen wäre. (GR Christian
Oxonitsch: Was ist das jetzt für eine Begriffsbestimmung?)
Demokratischer Block? - Das ist die charmante Umschreibung
dessen, was wir zum Beispiel morgen anlässlich der Wahlrechtsänderungsdebatte
erleben werden (GR Christian Oxonitsch: Und was sind die anderen?), dass
Sie ein relativ gestörtes Verhältnis zu gewissen Entwicklungen haben und über
Dinge hinwegfahren, wo es eigentlich Konsens war, dass man ein Einstimmigkeitsprinzip
forciert. (GRin Martina LUDWIG: Was haben Sie gegen demokratische Wahlen?) Aber
diese Diskussion, meine Damen und Herren von der SPÖ, werden wir morgen führen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Es ist jedoch bezeichnend, dass Sie das so irritiert!
(GR Christian Oxonitsch: Irritiert sind wir nur von Ihrer
Begriffsbestimmung!) Sie können das morgen erklären, Herr Oxonitsch, es ist
ja auch nichts Neues für uns, dass Sie da Ihre blinden Flecken haben!
Also wie gesagt, wir haben von dieser Sache Abstand
genommen. Ich kann nur sagen, Herr Bürgermeister, geben Sie die Frau Stadträtin
frei. Wien braucht jede Menge guter Ärztinnen, aber wir brauchen auch eine
Gesundheitsstadträtin oder einen Gesundheitsstadtrat, die beziehungsweise der
funktioniert, erfolgreich ist und nicht permanent die Wienerinnen und Wiener
verunsichert! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Für
weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass nunmehr die Redezeiten mit
5 Minuten begrenzt sind.
Als Erste darf ich Frau GRin Dr Pilz bitten.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Sehr geehrte Frau Stadträtin, die Frage ob Sie Ihrem
Amt gewachsen sind, ist nicht nur im Spitalswesen allein festzumachen, sondern
es liegt seit gestern auch der Kontrollamtsbericht über die Gebarung der
MA 47 vor und ich sage Ihnen, das ist eine Fundgrube!
Erinnern Sie sich vielleicht an meine Bemerkungen
über die Gebarung des Vereins Hauskrankenpflege und die Reise nach Australien,
welche die Familie, ist gleich Vereinsvorstand, mit dem Dienstfahrzeug des
Vereins gemacht hat? Diese Behauptungen haben sich als richtig herausgestellt.
Das hat das Kontrollamt bewiesen.
Erinnern Sie sich vielleicht daran, dass ich gesagt
habe, das ist meiner Meinung nach nur die Spitze des Eisbergs, es geht darum,
wie die großen Organisationen, die die Hauskrankenpflege abwickeln,
wirtschaften und ob nicht Gelder so verwendet werden, dass es einer
Verschwendung gleichkommt?
Erinnern Sie sich vielleicht an den wütenden Protestfall,
Frau Dr Neck-Schaukowitsch, als Sie gemeint haben, alles sei rechtens, wir
bräuchten dieses Geld und Unterschiede in den Leistungsentgelten müsse es geben?
Nunmehr liegt der Kontrollamtsbericht vor.
Erinnern Sie sich vielleicht daran, dass ich im September
einen grünen Antrag eingebracht habe, worin ich die Harmonisierung der
Leistungsentgelte gefordert habe? Sie, meine Damen und Herren, haben den Antrag
abgelehnt. Sie haben gefunden, die Unterschiede sollen bestehen bleiben. Die Grünen sind allein geblieben. Wir sind
aber nicht allein, denn das Kontrollamt sieht in der Gebarung der MA 47
einen Augiasstall - ich wiederhole, einen Augiasstall -, denn die
Sparmaßnahmen, von denen die Rede ist, wurden in der MA 47 ausschließlich
zu Lasten der Begünstigten, in dem Fall muss man sagen, zu Lasten der
Benachteiligten, berechnet. Man hat nachgerechnet, ob man nicht den
Wäschedienst einspart oder die Hauskrankenpflege kürzt.
Ich gebe Ihnen nun Auszüge aus dieser beispiellosen
Misswirtschaft:
Es wurden leistungsorientierte Verträge abgeschlossen,
die nicht etwa zu Kosteneinsparungen, sondern zu einer Kostenexplosion geführt
haben. Es haben nämlich die ohnehin schon teuren Vereine noch etwas aufgedoppelt
und in Einzelbereichen Steigerungen bis zu 63 Prozent kalkuliert, nämlich
zur Minimierung des Risikos ihrer eigenen Organisation.
Es wurde die vorherige Kündigungsfrist von sechs
Monaten aufgekündigt, stattdessen eine einjährige eingeführt, und
Schließungskosten wurden der Gemeinde aufgebürdet.
Das ist nur ein Auszug aus der Liste der Sünden, die
hier gemacht wurden.
Die Wiener Sozialdienste, Frau Dr Neck-Schaukowitsch, haben
im Jahr 2001 1,07 Millionen EUR als Überschuss erwirtschaftet. Es gab bei
der Wiener Volkshilfe entgegen den vertraglichen Bestimmungen die
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