Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 93
wichtig? -
Es ist gerade an diesem Standort deswegen wichtig, weil der gesamte
Schönbrunn-Vorplatz zur Diskussion steht und es auch hier ein Siegerprojekt
gibt. Ich lade Sie herzlich ein: Fahren Sie einmal mit der U-Bahn zum
Touristenmagnet Nummer 1 von Österreich - das ist Schönbrunn - und gehen
Sie zu Fuß von der U-Bahn-Station zum Haupteingang, und das verbunden mit einer
Presseaktion! Das kann man sich nicht vorstellen. Ich sage dazu ganz böse:
Viele von Ihnen, vor allem die amtsführenden Stadträte, kennen es nicht, weil
Sie mit dem Dienstauto vorfahren. Ich kann das nur so böse sagen.
Man
nimmt den Hinterausgang. Erst einmal stehen viele, die in Schönbrunn
aussteigen, auf dem Bahnsteig und fragen sich: Soll ich vorne oder hinten
hinausgehen? Ich bin dort gestanden: Du siehst etliche stehen, die dort
"Schönbrunn" sehen, aber nicht weiter wissen. Dann gibt es
diejenigen, die sich offensichtlich auskennen, und sie gehen zum Eingang
Richtung Schönbrunn. Du kommst dann hinaus, stehst vor einem Maschendrahtzaun,
vor einem riesigen Parkplatz, gehst dann durch einen schmalen Gang, in dem du
dich im Sommer staust, bis zur U-Bahn zurück, und stehst vor einer dreispurigen
Straße, an der es ab und zu grün wird. Einige gehen rechts die Straße entlang
und rennen dann darüber, andere landen und stehen wieder vor Schönbrunn. Dort
steht ein Perücken-geschmückter Mozart-Mensch, der nichts anderes tut, als den
Leuten zu zeigen, wo es zum Haupteingang geht. Sie stehen nämlich davor, wissen
aber nicht, wo es hingeht. Dann geht man zwischen parkenden Bussen und
Touristenmassen durch. Das ist nicht einmal der Hintereingang einer schlechten
Diskothek, was die Gemeinde Wien dem Nummer-1-Touristendenkmal zumutet!
Bis
heute ist der Herr Stadtrat, ich sage es böse: der jetzt in der letzten Reihe
schwätzt, statt sich diesem wichtigen Bereich zu widmen - bis heute gibt es
zwar ein Ergebnis eines Architektenwettbewerbs, diesen Vorplatz neu zu
gestalten. Noch einmal, wir reden nicht über einen Vorplatz von irgendetwas,
sondern wir reden über den Vorplatz von Schönbrunn mit Hunderttausenden, nein,
Millionen von Besuchern, die hoffentlich nicht mit dem Auto, sondern mit der
U-Bahn hinfahren, und denen muten wir so etwas zu. Schönbrunn wurde von der
Monarchie gebaut, und was macht die Sozialdemokratie daraus für einen Eingang?
Ich sage das einmal mit der Derbheit: einen schlechten Hintereingang. Am besten
wäre, wir stellen einen Lkw hin und lassen die Leute unten durchkriechen, dann
hätte das, was Sie machen, wenigstens einen sportlichen Charakter. Bitte,
machen Sie einen Ausflug nach Schönbrunn!
Warum
sage ich das, wenn es um den Bereich FIAT-Gründe geht? - Weil bis heute völlig
unklar ist - von der Finanzierung her, auch von der Äußerung des noch immer
schwätzenden Stadtrats her, warum dieses Siegerprojekt nicht umgesetzt wird -,
wie lange wir mit dieser Hinterhofsituation leben müssen und wer das
finanzieren soll. Worum geht es dabei? - Ja, dort sind ein paar Sporthütten,
ein paar Fußballfelder, von denen ich nie weiß, wann sie benutzt werden. Das
Projekt sieht vor - visionär, und darum wurde es auch zum Siegerprojekt gekürt
-, die Straße von Schönbrunn weg und hinüber an die U-Bahn zu verlegen, einen
wirklich attraktiven Vorplatz zu machen und für Busse und Autos eine zentrale
Parkmöglichkeit zu schaffen.
Natürlich
braucht man für Schönbrunn eine entsprechende Garage, das ist unstrittig.
Deswegen wäre es auch möglich, für das Bürogebäude daneben zu sagen: Wenn wir
dort schon eine Garage bauen, kann man vielleicht in dieser Hintergasse, in der
es jetzt schon ein Chaos gibt, mit Mobilitätsmanagement zu einem anderen Stellplatzregime
kommen. Es muss ja nicht null sein - wie für 7 000 Arbeitsplätze in London
-, aber es sollte weniger sein.
Darum möchte ich einen Beschlussantrag einbringen zur
Lösung der Verkehrspolitik in diesem Gebiet, unterstützt von Verkehrs- und Stadtplanungsexperten
der Stadt Wien - es gibt sehr viele sehr gute PlanungsexpertInnen -, dass ein
innerbetriebliches Projekt Mobilitätsmanagement in Zusammenarbeit mit dem
Investor et cetera gemacht werden soll, um einen auch verkehrspolitisch
vertretbaren Kompromiss zu erarbeiten. Damit das etwas wird, weil das schlau
ist, beantrage ich die Zuweisung dieses Antrags.
Ich erwarte mir, dass diese Art von Drüberfahren
nicht weitergeht, diese Art von Drüberfahren, obwohl sogar ein Investor bereit
wäre, an diesem Standort ein intelligentes und schlaues - auch
verkehrspolitisch schlaues - Projekt umzusetzen. Momentan ist das für mich
nicht absehbar, darum werden wir diesem Flächenwidmungsantrag auch nicht
zustimmen. Insbesondere erwarte ich mir - und da werde ich nicht locker lassen
-, dass dieser miese Hintereingang bei der U-Bahn endlich attraktiv gemacht
wird. Ich erwarte mir, dass der Stadtrat einmal sagt, wo es langgeht. Oder
müssen wir wirklich als GRÜNE dort ein großes Transparent vor täglich Tausenden
Besuchern hinhängen: "Die Stadt Wien begrüßt Sie mit diesem Schönen. Liebe
Grüße an StR Schicker"? (GR Gerhard Pfeiffer: Der noch immer schwätzt!)
Ich empfehle Ihnen: Nutzen Sie die
Weihnachtsfeiertage, fahren Sie mit der U 4, steigen Sie in Schönbrunn
aus, nehmen Sie den richtigen Ausgang, und schauen Sie sich an, was dort
passiert.
Abschließend, und ich möchte es im Protokoll nachlesen: Wenn
es dort den ersten Toten gibt - schauen Sie sich an, wie die Leute dort über
die Straße rennen, indem viele auf der rechten Seite entlanggehen und dann
schauen, dass sie irgendwie hinüberrennen, das sind wirklich selbstmörderische
Zustände -, wenn es dort den ersten Toten oder die erste Tote gibt, wird es
heißen: Hat man das nicht gewusst? Das sage ich jetzt hier so: Dann sind
diejenigen verantwortlich dafür, die diese indiskutable, nicht nur ästhetisch
jenseitige, sondern auch verkehrsgefährliche Situation durch total inkompetente
Planung zu verantworten haben! Das möchte ich hier gesagt haben. Ich hoffe
sicherlich, dass ich nicht Recht habe und dass ich auf diese Warnung, die ich
hier
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