Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 93
darüber, wie man das eine oder andere noch abändern könne,
hatten eigentlich nur den Sinn, die Leute ruhig zu stellen und sie mit viel
Papierkram zuzuschütten. Dass diese Rechtsprechung und dieses Verfahren, diese
Verfahrensschritte dem derzeit geltenden EU-Recht widersprechen, wird auf einer
anderen Ebene geklärt und diskutiert werden.
Interessant ist, dass es nach Bekanntwerden dieses
höchstgerichtlichen Entscheids keine wie auch immer gearteten Anstalten gegeben
hat - weder auf Bundesseite noch auf Seiten Wiens, zum Beispiel von Herrn StR
Schicker -, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen, um Verbesserungen beim
UVP-Gesetz und bei diesem Bürgerbeteiligungsverfahren in die Wege zu leiten.
Daher zweifle ich daran, dass Herr StR Schicker das, was er als
Bürgerbeteiligung, als breite Diskussion immer wieder in den Raum stellt,
wirklich ernst meint.
Es gibt eine Reihe von Beispielen aus der jüngsten
Vergangenheit, anhand deren wir ihm beweisen können, dass er es nicht wirklich
ernst meint. Es ist heute schon einmal das Thema Sensengasse gefallen, es ist
vorher gerade ausführlich über die FIAT-Gründe diskutiert worden, und es gibt
noch eine Reihe weiterer Maßnahmen, die von Seiten der Stadtregierung gesetzt
werden und bei denen auf die Meinung der Bürgerinnen und Bürger, auf das
Mitpartizipieren, auf das Mittragen von Entscheidungen so gut wie kein Wert
gelegt wird.
Ich möchte diesen Tagesordnungspunkt auch dazu
nutzen, einen Beschluss- und Resolutionsantrag einzubringen, der einen weiteren
Teilbereich im 23. Bezirk betrifft, der in den letzten 14 Tagen oder
drei Wochen wieder heftiger diskutiert worden ist, und zwar den gesamten
Bereich in Siebenhirten, wo es darum geht, dass Flächen im Bereich jenes
1 000-Hektar-Plans, in Bezug auf welche dieser Gemeinderat beschlossen
hat, sie freizuhalten und weiterhin für eine öffentliche Nutzung zur Verfügung
zu stellen und für die Bevölkerung nutzbar zu machen, jetzt offensichtlich auf
Grund von privaten Interessen einer Wohnbaugenossenschaft, die dort in
Kooperation mit dem Sportamt der Stadt Wien und mit dem Bezirk vorgeht, diesen
Leuten einfach weggenommen werden und in Zukunft nicht mehr als frei
zugängliche Grünflächen erhalten sein werden. Es geht um den Erhalt der seit
Jahren von der Bevölkerung Siebenhirtens umkämpften Teilfläche im Bereich
Wettengelgasse - Zwerggrabengasse - Anton-Freunschlag-Gasse im 23. Bezirk.
Nachdem ein Teil des Erholungsgebiets im Jahre 1995 zu Bauland umgewidmet
worden war, wurde nach heftigen Protesten der Anrainerinnen und Anrainer
bezüglich dieses Bauprojekts diesen damals zugesagt, dass der verbleibende Rest
von rund 10 000 Quadratmetern weiterhin als öffentlich zugängliche
Grünfläche erhalten bleiben würde.
Seit Beginn der Bauarbeiten am umstrittenen
Wohnbauprojekt ist den AnrainerInnen der Zugang zu diesem Erholungsraum, der
sich im Besitz der Stadt Wien befindet, verwehrt, da es einen Pachtvertrag mit
der "Heimbau" gibt und die Firma Heimbau dieses Grundstück eingezäunt
hat. Als eines der wichtigen stadtentwicklungspolitischen Ziele ist unter
anderem gerade bei dieser Flächenwidmung in der Begründung gestanden, die
bestehenden Grün- und Erholungsgebiete zu erhalten und für eine qualitativ und
quantitativ ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Grünraum zu sorgen.
Die Frage, wie die Begründung für diese
Flächenwidmung mit der Realität, die wir jetzt haben - nämlich verpachtet an
die "Heimbau", eingezäunt und nicht als öffentliche, frei zugängliche
Grünfläche nutzbar -, unter einen Hut zu bringen ist, ist der eine Punkt.
Der andere Punkt ist, dass sowohl der
Bezirksvorsteher im 23. Bezirk als auch das Wohnbauressort wenig Anstalten
zeigen - und die Planung schon gar keine -, dort tatsächlich das umzusetzen,
was in der Flächenwidmung festgeschrieben ist beziehungsweise was den Leuten
damals versprochen wurde.
Seit den Diskussionen und nachdem die
Bürgerinitiative gestern einen Gesprächstermin gehabt hat, wissen wir, dass
dort Tennishallen hinkommen, dass andere Sportaktivitäten auf diesem Gelände
geplant sind und es den "großzügigen" Versuch des Herrn
Bezirksvorstehers im 23. Bezirk gibt, den AnrainerInnen günstige
Konditionen für die Nutzung dieser Sportanlage herauszuverhandeln. - Nun, sehr
"großzügig"! Zuerst wurde den Menschen versprochen:
Selbstverständlich bleibt diese Fläche frei zugänglich! Das wird eine
Freifläche, diese wird vom Bezirk ausgestaltet! Das wird eine Art Park! Es wird
der Kinderspielplatz für die "Heimbau" dort untergebracht, weil sie
auf ihrem eigenen Grundstück offensichtlich zu wenig Platz dafür vorgesehen
hat. - Mit all dem hätten die Menschen dort gut leben können. Faktum ist, dass
sie jetzt hinter dem Zaun - oder vor dem Zaun - stehen und dass ihnen diese
Grünfläche, dieses Stückchen Grün, das sie bislang über Jahre und Jahrzehnte
genutzt haben, entzogen wird.
Wir bringen daher folgenden Beschlussantrag ein:
"Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus,
dass die Grünfläche zwischen der Wettengelgasse, Zwerggrabengasse und Karl-Tornay-Gasse
weiterhin als öffentlich zugängliche Spiel- und Erholungsfläche erhalten
bleibt. Keinesfalls soll die Fläche durch Nutzung als Sportfläche nur einem
beschränkten Nutzerkreis zugänglich gemacht werden."
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung dieses Antrags.
Ich glaube, es ist notwendig, dort das umzusetzen, was
dieser Gemeinderat auch beschlossen hat, nämlich im 1 000-Hektar-Plan, in
dem es ohnedies schon Abstriche in diesem Bereich gegeben hat, indem man gesagt
hat: Okay, ein Teil der Fläche wird für eine Wohnnutzung herangezogen, aber
dieses letzte Eckerl, dieser letzte Fleck muss erhalten bleiben! - Dass das
dann mit einem sehr eigenartigen Pachtvertrag mit einer sehr eigenartigen
Begründung der "Heimbau" übertragen wird, nämlich mit der Begründung,
dass die "Heimbau" auf ihrem eigenen Grundstück zu wenig Platz habe,
um den notwendigen Kinderspielplatz unterzubringen, das wäre ein Thema für
sich, dessen sich einmal der Wohnbauausschuss und die Gruppe Wohnbau annehmen
sollte, denn
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