Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 93
Jahren dort referiert haben. Und dass dies so ist, das hätte
Herrn Bgm Häupl, der diesen Beschluss im Rahmen der Landeshauptleutekonferenz
mitgetragen hat, bewusst sein müssen, denn das "Haus der Heimat" wird
seit vielen Jahren vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
genau beobachtet. Es gibt zahlreiche Publikationen aus den letzten Jahren, die
ganz klar machen, dass es hier ein massives Problem gibt.
Im September 2000 etwa wurde Entsprechendes auf der
Homepage des Dokumentationsarchivs veröffentlicht, wenig später eine Liste der
Referenten. Und auch in den Publikationen des DÖW, das wir ja zu Recht mit
Geldern der Stadt Wien subventionieren, ist das "Haus der Heimat"
immer wieder ganz explizit angesprochen worden.
Spätestens einen Tag nach diesem Beschluss der
Landeshauptleutekonferenz, sehr geehrter Herr Bürgermeister, hätten Sie wissen
können, was hier beschlossen worden ist, denn an diesem Tag wurde in der APA
eine Aussendung veröffentlicht, in der Folgendes zitiert wird, nämlich ganz
genau darauf eingegangen wird, wer in den letzten Monaten in diesem "Haus
der Heimat" referiert hat und dass unter anderem - das steht hier ganz
klar drinnen, das war nicht zu übersehen! - einer der letzten Vortragenden im
"Neuen Klub" Walter Lüftl war. Walter Lüftl, der Verfasser eines
Gutachtens, in dem die Existenz der Gaskammern geleugnet wird. Ich glaube,
gerade zu diesem Zeitpunkt, spätestens dann, hätten alle Alarmglocken schrillen
müssen.
Am 7. März, einen Tag später, hätte klar sein
müssen, dass dieser Beschluss der Landeshauptleutekonferenz gegen alles
verstößt, wofür ich die Sozialdemokratie bisher auch geschätzt habe, nämlich
für ein klares Auftreten gegen Faschismus, gegen Antisemitismus, gegen
Rechtsextremismus.
Umso schlimmer ist es, in den Kulturausschuss dieser
Stadt zu gehen und einen Akt vor sich liegen zu haben, in dem dieses Haus mit
650 000 EUR finanziert werden soll! 650 000 EUR für den
"Neuen Klub" und für die Referenten, die dort Vorträge halten!
Ich gebe Ihnen jetzt einen kurzen Auszug derer, die
dort in den letzten Jahren referiert haben:
1997 Prof Mag Georg Hauer, Autor in den
rechtsextremen Zeitschriften "Eckartbote" und "Der Hobel";
21.4.1997 Dr Heinz Fidelsberger, Autor in den
rechtsextremen Zeitschriften "fakten" und "Kritische
Studentenzeitung";
29.9.1997 und 6.9.1999 Mag Martin Hobek,
FPÖ-Bezirksrat, Autor in den rechtsextremen Zeitschriften "Aula" und
"Eckartbote";
1997, 1998, 1998 ein zweites Mal und 1999 Dr Lothar
Höbelt, FPÖ-Historiker (Heiterkeit bei der FPÖ und der GRin Ingrid
Korosec.), Autor in der "Aula", Referent beim mittlerweile wegen
NS-Wiederbetätigung behördlich aufgelösten Verein "Dichterstein
Offenhausen";
25.4.1998 Horst Rudolf Übelacker, Vorsitzender des
deutschen Witiko-Bundes, "Eckartbote"-Autor;
30.11.1998 Karl Richter, führender Aktivist der von
den Republikanern abgespaltenen "Deutschen Liga für Volk und Heimat"
und der "Gesellschaft für Freipublizistik". 1995 wurde er wegen
Volksverhetzung verurteilt. 1991 bis 1997 war er Chefredakteur der deutschen
rechtsextremen Zeitschrift "Nation und Europa";
26.4.1999, 7.2.2000, 29.1.2001, 10.12.2001 Prof Dr
Walter Marinovic, führender Aktivist des "Kulturwerk Österreich",
dort fast jedes Jahr Referent, 95 bis 97 als Referent beim Verein
"Dichterstein Offenhausen", 95 und 99 Referent der "Politischen
Akademie der AFP", Autor in den rechtsextremen Zeitschriften
"Aula", "fakten" und "Eckartbote";
7.6.1999 Prof Dr Herbert Fritz, Mitinitiator der
rechtsextremen Liste "Ein Herz für Inländer";
21.2.1999 und 11.2.2002 Dipl Ing Walter Lüftl,
Verfasser eines "Gutachtens", in dem die Existenz von Gaskammern zur
Ermordung von Menschen in den nationalsozialistischen Konzentrations- und
Vernichtungslagern geleugnet wird;
11.9.2000 Dr Claus Nordbruch - Sie erinnern sich:
Gegen Dr Claus Nordbruch wurde vom Dokumentationsarchiv auch eine
Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft wegen Vergehens nach
§ 3d und 3g des Verbotsgesetzes eingebracht. Und in der
Sachverhaltsdarstellung wird Folgendes zitiert:
"Dr Claus Nordbruch sprach vom Raubzug der
Alliierten durch die Geisteswelt des Deutschen Reiches. Über Österreich meinte
er: Während der kurzen Zeit der Vereinigung mit Deutschland zum Großdeutschen
Reich erlebte Österreich einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung. Als
'integrierter Bestandteil Deutschlands' habe Österreich in wirtschaftlicher
Hinsicht heller denn je nach dem Ersten Weltkrieg gestrahlt. Und die Alliierten
bezichtigte er der Diebstähle und Menschenrechtsverletzungen, für die sie nie
Verantwortung übernommen hätten."
Und weiter in einem Interview Nordbruchs mit der
Zeitschrift "Format" Nummer 20/2002: Hier leugnete Nordbruch, dass
die Waffen SS eine nationalsozialistische Untergruppe war. Im O-Ton Claus
Nordbruch, Referent im "Haus der Heimat":
"Die Waffen SS war doch keine
nationalsozialistische Untergruppe. Sie war eine antibolschewistische
Freiwilligen-Bewegung, in der nicht nur Europäer, sondern auch Asiaten und
andere Völker für ein gemeinsames Ziel gekämpft haben."
Ich glaube, meine sehr geehrten Damen und Herren, all
diese Referenten sprechen für sich. Sie sprechen gegen sich, sie sprechen gegen
die Subventionierung dieses "Haus der Heimat".
Und was dem Fass den Boden ausschlägt, ist erst vor
wenigen Wochen passiert, nämlich am 18. November, wenige Tage vor der
Wahl, denn am 18. November hat dort niemand geringerer als Franz
Schönhuber gesprochen, Vorsitzender der "Deutschen Republikaner". Und
was Franz Schönhuber dort gesagt hat, übrigens in Anwesenheit des Herrn
FPÖ-Bundesrats John Gudenus, war Folgendes: Die Waffen SS sei eine militärische
Elite gewesen, die politisch verheizt worden sei.
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