Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 82
geäußert hätte. Also alle, die die Medien beobachtet haben
in den letzten Tagen und Wochen, wissen, dass der Herr Bezirksvorsteher Lehner
und sein Stellvertreter Spitzer sich in allen Medien geäußert haben und auch
bei den Menschen waren, auch bei den verschiedensten Diskussionen, die es
gegeben hat: im Rabenhof, in der Großfeldsiedlung, bei vielen Gesprächen mit
den Bürgerinnen und Bürgern. Und das ist auch das Wichtige und Wesentliche,
dass wir Politiker aus Floridsdorf – auch ich wohne in Leopoldau – auch bei den
Menschen sind.
Wenn Sie im Titel stehen haben, dass die Großfeldsiedlung
vernachlässigt worden wäre, dann sage ich Ihnen dazu: Es gibt eine Gruppe, die
in letzter Vergangenheit wirklich vernachlässigt worden ist in der
Großfeldsiedlung, und zwar vom Wähler, und das ist die FPÖ, denn die hat bei
der letzten Wahl in der Großfeldsiedlung 20 Prozentpunkte verloren. Ich
denke, Sie wollen hier politisch auf ein Thema aufspringen, das eines deutlich
zeigt, nämlich dass die Menschen in der Großfeldsiedlung sich zu ihrer Siedlung
bekennen, stolz sind auf eine Siedlung, in der sie wohnen und in der sie,
unterstützt von der Stadt Wien, auch viel mitgestaltet haben.
Und weil der Kollege Fuchs die Wohnungssituation
angesprochen hat und meint, man sollte mehr sanieren. Da muss man halt schon
auch sagen und sehen, was in den letzten Monaten und Jahren saniert worden ist.
Nur einige kurze Zahlen: Doderergasse 1–3 und 2–4: 880 Wohnungen (GR Georg Fuchs: Haben Sie das Image
verbessert?); Pastorstraße 14 und 27: 478 Wohnungen; Herzmanovsky-Orlando-Gasse
1–13: 716 Wohnungen. Ich könnte die Liste fortsetzen. (GR Georg Fuchs: Aber haben Sie das Image verbessert?)
Ich sage das nur deshalb, weil die Großfeldsiedlung
heute – und es wird in der Sanierung fortgesetzt mit weiteren Projekten, in der
Max-Jelinek-Gasse beispielsweise – eine Mustersiedlung ist, auch eine
Mustersiedlung für Stadterweiterungsgebiete. Dies auch deshalb, weil es nicht
nur einen hervorragenden Wohnbau gibt, sondern damit verbunden auch eine sehr
gute soziale Infrastruktur. Es wurde schon erwähnt: sieben Schulen, neun Kindertagesheime,
Jugendzentrum, Schwimmbad, Sporthalle, Volkshochschule, Haus der Begegnung,
städtische Bücherei, elf Arztordinationen und vieles andere mehr.
Aber das Wichtige – und das hat sich bei dieser
Diskussion auch ganz deutlich gezeigt – ist, dass zusätzlich zu den Maßnahmen
der Stadt Wien sich auch die Bevölkerung zu dieser Siedlung bekennt. Es gibt in
der Großfeldsiedlung nicht erst seit dieser Sendung von der Frau Spira, sondern
schon seit vielen Jahren eine Reihe von Initiativen, die auch von der
Bevölkerung ausgehen.
Es gibt – weil die Kollegin Jerusalem das
angesprochen hat – zum Beispiel ein Regionalteam, das sich mit sozialen Fragen
beschäftigt. Es gibt ein solches Team unter der Leitung von Bezirksrat Brugger,
das sich mit Schulen, mit Kindergärten, Volkshochschule, Jugendzentren,
Jugendamt zusammensetzt, um etwaige soziale Fragen zu besprechen und
Lösungsvorschläge zu entwickeln.
Oder das Kulturnetz im Bereich der Bildungs- und
Kulturarbeit, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kulturvereine, aber auch
interessierte Private zusammenzuführen und von privaten Anbietern, wie etwa dem
ganz hervorragenden Jazzclub Davis, der von einem Privaten in der
Großfeldsiedlung betrieben wird, bis hin zu dem Theater in den Bezirken, das
vom Kulturamt unterstützt wird, eine Vernetzung herbeizuführen.
Oder ich denke auch daran, dass beispielsweise Herr
Bezirksvorsteher Lehner gleich bei seinem Amtsantritt auch die Schülerinnen und
Schüler des Bezirkes nach ihren Wünschen befragt hat. Herausgekommen ist, dass
Basketballplätze, Beachvolleyballplätze, aber auch eine Skateranlage gebaut
werden sollen. Und das ist nicht Theorie geblieben, das ist auch gekommen und
wird von der jugendlichen Bevölkerung auch hervorragend angenommen.
Ich denke, all das ist Zeichen dafür, dass die
Bevölkerung gerne in der Großfeldsiedlung wohnt, und das zeigen ja auch
beispielsweise die Zahlen der leerstehenden Wohnungen. Es gibt in der
Großfeldsiedlung 5 710 Wohnungen. Es stehen nur 16 Wohnungen
vorübergehend leer. Alle anderen sind belegt. Das ist ein Zeichen dafür, dass
die Wienerinnen und Wiener gerne in der Großfeldsiedlung wohnen, weil es auch
eine entsprechende Infrastruktur gibt. Und die Delogierungsrate beispielsweise
– das ist nicht uninteressant, weil sie auch die soziale Durchmischung
angesprochen haben, Kollege Fuchs – liegt 20 Prozent unter dem wienweiten
Durchschnitt. Also das heißt, es wird nicht mehr delogiert in der
Großfeldsiedlung, sondern, ganz im Gegenteil, weniger.
Ein Beispiel möchte ich noch kurz anführen, weil es
auch zeigt, wie man umgehen muss mit sozialen Fragen. Wir wollten im Norden
Wiens eine Drogenberatungsstelle einrichten und haben diese in der
Großfeldsiedlung in der Wassermanngasse errichtet. Nicht, weil das
Drogenproblem in der Großfeldsiedlung größer wäre als in anderen Teilen der
Stadt, sondern weil es auf Grund der Infrastruktur und der Verkehrswege ein
guter Standort war. Große Aufregung, verständliche Irritation in der
Bevölkerung. Der Bezirk und die Großfeldsiedlung hätten das ablehnen können.
Wir haben gesagt: Nein, wir leben nicht nach dem Florianiprinzip, wir bekennen
uns dazu. Wir wollen eine solche Drogenberatungsstelle, wo sich viele Eltern
auch erkundigen können, wie sie mit ihren Kindern, wie sie mit
drogengefährdeten Kindern umgehen sollen. Sie ist gemacht worden, wir als
verantwortliche Bezirkspolitiker haben die Offensive ergriffen, wir haben mit
den Menschen dort gesprochen, und es gibt dort kein Problem mehr um die
Drogenberatungsstelle des Vereins "Dialog" in der Wassermanngasse.
In diesem Sinne, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe
Kolleginnen und Kollegen, kann die Bevölkerung in der Großfeldsiedlung sicher
sein, dass wir Sozialdemokraten nicht erst jetzt, nach dieser Sendung, sondern
so wie bereits in der Vergangenheit auch in Zukunft zur Großfeldsiedlung stehen
werden und Maßnahmen unterstützen werden, um die Attraktivität der
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