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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 5 von 91

 

Stadt Wien.

 

Was die unmittelbaren Fragen betrifft, so kann ich nur sagen: Wenn man dieser Logik folgt, dann wird man – ohne dass der Herr Vizebürgermeister mir böse ist – wahrscheinlich auch sagen können, der Wiener Finanzstadtrat, der mit einer Reihe von ausgegliederten Dingen zu tun hat, befindet sich auf einer Metaebene. Damit meine ich zunächst natürlich einmal die Stadtwerke, aber auch generell gesehen, denn Wirtschaftspolitik ist ja dann, ehrlich gesagt, noch viel ausgelagerter. Und dass er sich lediglich für die Buchhaltung der Stadt Wien zuständig fühlen würde, davon gehe ich eigentlich nicht aus. Denn das wäre ungefähr so, als würde man meinen, dass für die Feuerwehr der Stadt Wien ausschließlich die Freiwillige Feuerwehr von Breitenlee und Süßenbrunn zuständig wäre, und davon gehen wir ja wohl gemeinsam nicht aus.

 

Also ich denke, lieber Freund, dass man sagen kann, dass damit auch politische Verantwortung von Politikern in sehr viel höherem Ausmaß wahrgenommen werden kann, weil sie sich auf diese Weise auf grundsätzliche planerische, strategische und Controllingfragen konzentrieren können. Und damit hat er fast die Funktion eines Vorstandsdirektors. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die vierte und letzte Zusatzfrage: Herr Ing RUDOLPH, bitte.

 

GR Ing Herbert RUDOLPH (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!

 

Derartige Organisationsänderungen – und die Zusatzfrage meines Kollegen Hahn ging ja schon ein wenig in die Richtung – lösen natürlich auch immer Personalspekulationen aus. Nachdem ich einmal nicht annehme, dass diese Organisationsänderung eine gehobene Form des Vorruhestandsmodells – weder für Frau StRin Laska noch für Frau StRin Pittermann sein soll – frage ich Sie, ob Sie im Zusammenhang mit dieser Organisationsänderung Änderungen in der Zusammensetzung der Wiener Landesregierung und des Stadtsenates ausschließen können.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.

 

Bgm. Dr Michael Häupl: Ich kann sie für diese Legislaturperiode ausschließen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die 2. Anfrage (FSP/01011/2003/0004-KSP/GM) wurde von Herrn GR Günther Reiter an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gestellt: "Durch die Multiplex-Explosion wurde in den letzten Jahren eine problematische Situation in der Wiener Kinolandschaft verursacht. Welche Maßnahmen wurden zur Erhaltung von städtischen Kinostandorten wie zB dem Gartenbau- und Metrokino gesetzt?"

 

Ich ersuche um Beantwortung.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Gemeinderat!

 

Sie fragen nach der wirtschaftlichen Situation der Wiener Kinolandschaft. Wie ja auch schon hier im Hause öfter diskutiert, ist diese Situation problematisch. Sie ist deshalb problematisch, weil sich in den letzten Jahren eine Entwicklung ergeben hat, wo durch die Etablierung und Errichtung von den so genannten Multiplex-Kinos ein sehr starker Verdrängungswettbewerb eingesetzt hat.

 

Ich kann Ihnen einige nüchterne Zahlen nennen: Im Jahr 1996 gab es in Wien 16 000 Kinositzplätze, und diese Anzahl ist bis zum Jahr 2001 auf das Doppelte, nämlich auf über 32 000 Sitzplätze gestiegen. Die Anzahl der Kinosäle stieg im selben Zeitraum von 93 auf 167 Säle. Damit hat Wien so viel Kinositzplatz- und Saalangebot wie das doppelt so große Berlin. Man kann sich also ganz einfach anhand dieser Zahlen ausrechnen, dass es hier zu Auslastungsschwierigkeiten kommen musste. Zwar sind die Besucherzahlen in diesen fünf Jahren von 3,9 auf 5,8 Millionen gestiegen, aber – abgesehen davon, dass diese Zahl den Wienerinnen und Wienern ein gutes Zeugnis als Kinopublikum ausstellt – wenn man sich den Umsatz der Wiener Kinos im selben Zeitraum anschaut, so ist der lediglich von 323 auf 462 Millionen EUR gestiegen. Dies bei einer Verdoppelung des Sitzplatzangebotes!

 

Es war fast logisch, dass sich dadurch der Druck, insbesondere auf die Innenstadtkinos, erhöht hat, dass viele kleinere und mittlere Kinos auch in ihrer Existenz gefährdet wurden, und das hat natürlich auch zu den bekannten Schwierigkeiten geführt.

 

Wir haben als Antwort darauf im ersten Jahr meiner Amtszeit die Wiener Kinoförderung nicht nur fortgeführt, sondern auch noch verändert, zusätzlich spezifiziert, um sie auch punktgenauer zu machen. Diese Kinoförderung wirkt sich auf die Erhaltung der Kinos, um die es uns geht, nämlich die innerstädtischen kleinen, mittleren, vor allem die Qualitätskinos positiv aus, und es konnten nicht zuletzt auch dadurch Standorte gehalten werden. In Europa ist diese Entwicklung einzigartig, obwohl die Übermacht der Multiplexe – um das einmal so zu sagen – in Wien im Vergleich zu anderen Ländern am größten ist.

 

Konkret zur Frage, was die beiden Kinos Gartenbau- und Metrokino anbelangt, kann man nach kurzer Zeit ein überaus positives Bild zeichnen. Nach der Übernahme des Gartenbaukinos aus der Konkursmasse der City Cinemas durch die Viennale gab es im vergangenen Herbst einen grundlegenden Neubeginn. Mit Unterstützung aus Kulturmitteln ist eine Positionierung als Art-House-Kino gelungen, in dem, von Ausnahmen abgesehen, vor allem auch Filme jenseits des Mainstreams gezeigt werden. Vielversprechend sind die vorliegenden Besucherzahlen. Rund 30 000 Besucher in den ersten vier Monaten bezeugen einen erfolgreichen und auch einen bemerkenswerten Start.

 

Mit einem zusätzlichen Programmangebot, wie zum Beispiel einer Mitternachtsschiene oder einem Kinderprogramm, soll es in den kommenden Monaten gelingen, das große Festivalkino der Stadt als zentralen Punkt für exklusives, qualitätsvolles Art-House-Kino in Wien zu verankern und seine Bedeutung im vielfältigen kulturellen Leben der Stadt auszubauen.

 

Auch der Fortbestand des Metrokinos als Traditionsbetrieb und kulturell ausgerichtetes konnte Kino garantiert werden. Als Zentrum für Filmkultur in der Innenstadt

 

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