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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 80 von 91

 

solche LAN-Spiele mit dem Schnapsen oder Tarockieren vergleichen kann. Auch das ist auf der Homepage in einer Pressedarstellung deutlich zu sehen.

 

Also ich habe selten ein so eigenartiges Verständnis im Umgang mit Gewalt entdeckt, dass ich nur sagen kann: Ich verstehe überhaupt nicht mehr, was da dahinter steht und was der Grund ist, dass man einen derartigen Akt überhaupt anlegt.

 

Meine Damen und Herren! Was mir in dem ganzen Akt insgesamt fehlt, ist der reflexiv-kritische Umgang mit Medieninhalten und die Frage, wie hier aktive Medienpädagogik betrieben wird. Ich kann ja die LAN-Spiele, die zweifelsohne dadurch ihre Attraktivität haben, weil es eben um dieses Abschießen und um dieses Explodieren und um diese Effekte geht, durchaus gerade mit Jugendlichen aus dem Kreis, wo APL vorgibt, sich ganz besonders bemühen zu wollen, mit diesen jungen Leuten auch ordentlich aufarbeiten.

 

Wir sehen uns daher bestätigt in unserem Erstverhalten, im Ausschuss diesem Akt nicht zugestimmt zu haben, und werden daher diesem Akt nicht zustimmen.

 

Abschließend möchte ich nur noch erwähnen: Wie kompliziert offenbar hier auch wissenschaftlich die Diskussion derzeit läuft, zeigt die Diskussion in Deutschland. Nicht nur, dass der Amokläufer von Erfurt ein LAN-Spieler war, der sich sozusagen seine Gewalttätigkeiten offenbar mit heruntergeladen hat im Computer. Wobei ich natürlich auch nicht an monokausale Zusammenhänge in diesem Fall glaube. Aber der komplexe Zusammenhang mit Gewalt und möglichen labilen Persönlichkeitsstrukturen kann dann offenbar auch zu solchen Exzessen führen.

 

Wir halten das für problematisch, glauben nicht, dass es ein geeigneter Weg ist, Jugendliche im Randgruppenbereich pädagogisch in ihrem Freizeitverhalten zu bestärken, und werden daher diesen Antrag beziehungsweise diesen Akt ablehnen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Wutzlhofer. Bitte.

 

GR Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Liebe Damen und Herren!

 

Also ich muss ehrlich sagen, dass mich die Debatten schon im Ausschuss und heute zu dem Thema einigermaßen verwundern, verwundern nämlich aus drei verschiedenen Gründen.

 

Erstens glaube ich, wir haben da ein massiv unterschiedliches Bild von dem Akt, der eigentlich vorliegt, obwohl man ihn ja an sich durch Lesen sich aneignen könnte. Also mich verwundert, dass es da so unterschiedliche Meinungen zu dieser Austrian Players League gibt, zu dem Akt, nämlich zu dem Subventionsansuchen. Also auch im Hinblick darauf, was dann heute nach meiner Rede beziehungsweise nach dem Schlusswort beschlossen wird.

 

Zweitens verwundert mich das Bild, das im Raum steht, was die Computernutzung von Jugendlichen betrifft, was sie da wirklich machen, was so eine LAN-Party ist und was die für Auswirkungen hat. Und da, glaube ich, sind unsere Ansichten auch, sagen wir es einmal vorsichtig, weit auseinander.

 

Und drittens, und deswegen habe ich auch eine durchaus polemische Presseaussendung geschrieben, verwundert mich der pädagogische Zugang, indem offenbar versucht wird, das Gute, Wahre und Schöne durch Prohibition und Tabuisierung durchzubringen, so nach dem Motto, da gibt es irgend etwas Böses, das darf es nicht geben. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Zum Akt!) Ich komme schon darauf zurück. Ich gehe alle Punkte einzeln durch für Sie. Okay?

 

Erstens: Was steht in dem Akt? Wie funktioniert diese APL oder was subventionieren wir mit dem Beschluss? Die Austrian Players League ist ein Verein, der – und das steht auch gleich beim Vereinsnamen – Jugendlichen die Nutzung von Computern, Jugendlichen IT-Fähigkeiten näher bringen will, also Computer-Literacy, wenn man so will, vermitteln.

 

Die Frage ist: Wie funktioniert das? Und da weiß man, dass ein Gutteil von jungen Menschen ihren Zugang zu Computertechniken, ihren Zugang zu Anwendungsprogrammen dadurch bekommen, dass sie ausprobieren und spielen. Und genau das macht die APL. Sie versucht, den Jugendlichen den Raum zu geben, genau das zu tun: ausprobieren, spielen, Computerspiele spielen. Das sind Dinge, die man in Schulen zum Beispiel nicht kann, auch in Schulen nicht, die schon relativ weit sind und einen Computer haben. (GR Mag Rüdiger Maresch: Drum gehen sie zur APL!) Das stimmt. Es wäre nett, wenn du das einmal genauer anschauen würdest, bevor du da jetzt so dazwischenrufst. Genau das war der Grund, warum zum Beispiel die Schulen zur APL gehen, zu dieser Area52 in der Umgebung, weil dort Raum ist, wo Jugendliche Computer nutzen können, wo es die Infrastruktur gibt, einmal einfach zu spielen oder zu surfen und so weiter. Das ist einmal diese Sache.

 

Dann bieten die Seminare, Workshops an, sicher Sachen, die wir jetzt alle gut finden, Hardwarekenntnisse, Webdesign, Internetsurfen, was auch immer. In Zusammenarbeit mit Wien-extra und mit anderen Vereinen der Stadt.

 

Und dann ist der Zugang, und das ist relativ interessant, denn das ist auch eine Sache, die wir fördern, dass die Jugendlichen halt dort in der Ehrenamtlichkeit massiv eingebunden werden, mitmachen und selber organisieren. Die Jugendlichen machen zum Beispiel Turniere, LAN-Partys, Computerspielturniere, und da hilft diese APL mit, macht Amtswege für sie, stellt die Infrastruktur zur Verfügung. Ziemlich viel machen die Jugendlichen dort selber. Was sie auch selber gemacht haben ist zum Beispiel, dass sie ein altes Konsumgebäude umgebaut und selber renoviert haben in diese Area52, wo ein Schulungsraum zur Verfügung steht, wo die Infrastruktur ist und so weiter.

 

Was wir in diesem Akt fördern, ist diese Area52 – vielleicht kann die Berichterstatterin auch noch die vier Punkte kurz bringen, wo die Geldbeträge daneben stehen – Miete, Strom, Gas, Instandhaltung. Wir fördern

 

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