Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 67
niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit geschlossen.
Der Herr Berichterstatter hat auf das Schlusswort
verzichtet.
Wir kommen nun zur getrennten Abstimmung.
Wer für die Nummer 2 dieser Subventionen an
Sportorganisationen und Institutionen aus den Sportförderungsmitteln 2003 ist –
sie betrifft konkret den Wiener Trabrenn-Verein –, den bitte ich um ein Zeichen
der Zustimmung. – Das ist die Mehrheit.
Wer für die Punkte 1 und 3 bis 9 ist, den bitte ich
ebenfalls um ein Zeichen der Zustimmung. – Ist einstimmig so beschlossen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 2 der Tagesordnung
zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein "Kulturzentrum
Spittelberg". Es gibt hier keine Wortmeldung. Wir werden gleich abstimmen.
Wer auch für diese Post ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das
ist mehrheitlich gegen die Freiheitlichen angenommen.
Es gelangt nunmehr Postnummer 39 der Tagesordnung zur
Verhandlung. Sie betrifft den Beitritt der Stadt Wien zu der Organisation
"European Policy Center" ab 1. März 2003. Der Berichterstatter,
Herr GR Ekkamp, leitet ein.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die Debatte ist eröffnet. Der Herr Mag Chorherr hat
sich zu Wort gemeldet.
GR Mag. Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren!
Wir haben einhellig in den Präsidiale festgehalten,
dass wir diesen Punkt nutzen wollen, um aus traurigem, aus faktischem Anlass
des Kriegs im Irak gemeinsam einen Beschluss- und Resolutionsantrag
einzubringen und dazu auch eine kurze Debatte zu führen.
Aus unser Sicht bin ich froh, dass dieser Antrag so
klar das auf den Punkt bringt, worum es geht, wofür auf der gesamten Welt
Millionen Menschen demonstrieren: dass dieser Krieg nicht nur keinerlei der
vorgegebenen Probleme löst, im Gegenteil eine unglaubliche Anzahl von Problemen
schafft und verschärft, und was das Schlimmste aus unserer Sicht ist, erstmals
ein Angriffskrieg unter eklatantem Bruch des Völkerrechts von den USA und den
Briten durchgeführt wird. Es ist wichtig, das als den zentralen Punkt
festzuhalten.
Ich bringe das hier nicht, auch persönlich nicht, auf
eine prinzipielle Herangehensweise, die heißt: So klar es ist, dass Krieg immer
das Entsetzlichste ist, das alles geschehen muss, um Krieg an sich zu
verhindern, hat es durchaus Situationen gegeben und wird es leider
möglicherweise auch in Zukunft Situationen geben, wo mit einer von mir sehr
geachteten prinzipiellen pazifistischen Haltung die Probleme vielleicht nicht
zu 100 Prozent gelöst werden. Es stimmt der Vorwurf oder die These, die
ich dann aber in dem Fall prüfen möchte, dass zum Beispiel der Angriffskrieg,
den die Nationalsozialisten geführt haben, militärisch gestoppt wurde und dass
es Situationen geben kann, wo auch ein militärisches Dagegen-Einschreiten
überlegt werden muss und politisch bewertet werden muss. Und darum verstehe ich
meine Wortmeldung hier nicht als eine prinzipiell moralische gegen den Krieg,
der hoffentlich alle, nicht nur in diesem Haus, sondern auf der ganzen Welt
eint – wenn man sich jetzt die Bilder ansieht; zu den Bildern komme ich noch,
was diese Bilder sind –, sondern weil aus einem politischen Kalkül heraus etwas
passiert, weshalb dieser Krieg oder das, was von den USA und den Briten hier
begonnen wurde, abzulehnen ist.
Was wird hier gesagt? Es wird richtigerweise
angeführt, dass es sich beim Regime im Irak um ein diktatorisches Regime
handelt, das systematisch Menschenrechte verletzt, das – und das sollen wir
nicht vergessen – Giftgas gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt hat, also all
das mit Füßen tritt, was Errungenschaften sind, die uns verbinden sollen.
Leider, meine Damen und Herren, gibt es eine Reihe
derartiger Regime auf der Welt, die Massenvernichtungswaffen besitzen, die
Menschenrechte mit Füßen treten, wo Terror gegen die eigene Bevölkerung zum
Alltag gehört und wo die Weltgemeinschaft alles dazu tun muss, um diese
Missachtung der Menschenrechte, diesen Terror, diese Massenvernichtung hintan
zu halten.
Aber jetzt bin ich auch schon beim Kern. Auch wenn
das im Irak so ist und wenn das in vielen anderen Ländern auch so ist,
dokumentierterweise so ist, rechtfertigt das politisch einen Angriffskrieg? Und
wenn man diese Frage beim Irak mit Ja beantwortet, wie es die USA gegen die
überwiegende, gegen die überwältigende Mehrheit in der UNO getan haben, müssen
sie sich die Frage gefallen lassen: Wo sonst noch? Mir fallen jetzt Dutzende
Länder ein, wo es Massenvernichtungswaffen gibt
Und das erlaube ich mir schon zu sagen, zwei Gründe fallen mir ein, dass es stimmt, dass der Irak Massenvernichtungswaffen hat. Einerseits hat er sie gegen seine eigene Bevölkerung eingesetzt, und andererseits ist eindeutig dokumentiert, dass die USA Massenvernichtungswaffen an den Irak geliefert haben. Das ist allgemein bekannt.
Wenn wir überall dort, wo Massenvernichtungswaffen
dokumentiert sind, militärisch so einschreiten, dann haben wir innerhalb
weniger Jahre einen Weltkrieg überall, in Afrika, am asiatischen Kontinent, und
mir fallen durchaus auch Beispiele in Südamerika ein.
Zweitens: Weil leider Gewalt, seitdem es die menschliche
Zivilisation gibt, nicht politisch beseitigt wurde, haben wir zum Beispiel in
Europa, zum Beispiel in anderen Ländern Gott sei Dank ein Verfahren gefunden,
Gewalt in einer gewissen Weise rechtsstaatlich zu zivilisieren. Dazu gibt es
Polizei, dazu gibt es Gerichte, dazu gibt es Verfahren. Und nach dem Zweiten
Weltkrieg waren es richtigerweise viele Staaten, unter anderem auch die USA,
die sehr stark dafür eingetreten sind, diese Zivilisierung, diese Zähmung der
Gewalt, diese Überführung in rechtsstaatliche Verfahren auf
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