Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 67
Golfkrieg, an den ersten Golfkrieg, und was hier geschehen
ist, was hier Fürchterliches passiert ist. Bis heute leidet die irakische
Bevölkerung vor allem im Süden des Landes noch an dieser Munition, die die
Amerikaner eingesetzt haben und die mit dem Uran 238 versetzt war. Diese
eine österreichische Ärztin, die sich im Irak vor Ort für die Kinder sehr
einsetzt, die auch durch die Nachwirkungen dieses Golfkriegs an Krebs leiden,
hat in der ORF-Sendung "Thema" geschildert, wie schwer diese
Nachwirkungen sind.
Ich möchte auch sagen, jede einzelne Aktion für den
Frieden ist eine wichtige Aktion auch dann, wenn man weiß, sie bringt keinen
unmittelbaren Erfolg, weil sie weltweit zur Bewusstseinsbildung beiträgt, weil
es in fast allen Staaten der Welt zu Friedensdemonstrationen und Kundgebungen
gekommen ist. Daraus kann man auch, glaube ich, wieder Hoffnung schöpfen, dass
in Zukunft solche Kriegsabenteuer nicht von einem kleinen Kreis von Abgehobenen
vom Zaum gebrochen werden.
Wir Wiener Freiheitliche haben eine solche Demonstration
auch noch Ende Jänner, bevor der Krieg begonnen hat, in aller Ruhe gemacht. Es
haben an die Tausend Menschen verstanden, dass das trotzdem vernünftig ist,
auch wenn man zum damaligen Zeitpunkt schon gewusst hat, dass man diesen Krieg
nicht mehr aufhalten kann, wenn einmal 250 000 Soldaten in dieser
Region sind, und trotzdem muss man es machen.
Genauso werden wir die heutige Resolution einstimmig
verabschieden, auch das ist ein Beitrag. Ich glaube, wir alle können auch
glücklich sein, dass Österreich mit einer Stimme spricht und dass sowohl auf
Bundes- als auch auf den Landes- und Gemeindeebenen diese Meinung vorherrscht.
Wir haben zur Kenntnis nehmen müssen: Frieden ist
nach wie vor kein Dauerzustand. Für Frieden muss man letztlich täglich kämpfen.
Frieden muss man täglich neu erobern. Ich glaube, das ist ein Ziel, dem wir uns
alle verschreiben sollten. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
nächster zum Wort gemeldet ist der Herr GR Oxonitsch.
GR Christian Oxonitsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich glaube, die
Kriegsereignisse im Irak berühren uns alle, sie lassen niemanden kalt. Ich bin
sehr froh, dass sie auch uns hier im Wiener Gemeinderat nicht kalt lassen und
dass wir uns entschlossen haben, gemeinsam eine Initiative zu setzen und damit
gemeinsam keine Position der Mitte einzunehmen, sondern eine Position, die ganz
klar sagt, eine Position auf Seiten des Friedens und eine Position auf Seiten
des Völkerrechts. (Beifall
bei der SPÖ.)
Wir erfahren tagtäglich aus den Medien von
militärischen Aktionen im Irak und damit von menschlichem Leid und dass dieser
Krieg gegen die Usancen - und es ist schon mehrmals darauf hingewiesen worden -
des Völkerrechts vom Zaum gebrochen wurde. Wir hören und lesen von der täglich
steigenden Zahl der Toten. Vor mittlerweile zwölf Minuten ist über die
internationalen Agenturen wieder eine neue Meldung vom Bombenhagel über Bagdad
gegangen. Wir sehen Bilder von verletzten Menschen, von Menschen, die Hunger
und Durst leiden und die an den Folgen dieses Kriegs tagtäglich und eigentlich
stündlich zu leiden haben.
Wir sehen von beiden Seiten vorgetragene Zuversicht -
man wird siegen - und damit verbunden aber auch die wachsende Bereitschaft,
dieses Ziel ohne Rücksicht zu erreichen. Wir sehen Fernsehberichte und auch das
ist, glaube ich, wichtig zu erwähnen und es ist auch schon darauf hingewiesen
worden, wie in den vergangenen Jahrzehnten der Irak mit westlicher und
amerikanischer Hilfe aufgerüstet wurde. Wir sehen aber auch Bilder vom
Giftgaseinsatz des irakischen Regimes gegen die Kurden. Wir sehen
Fernsehberichte, die darlegen, dass es außer der Beseitigung von
Massenvernichtungswaffen und einem diktatorischen Regime im Irak auch handfeste
wirtschaftspolitische Interessen für diesen Krieg gibt.
Wir sehen die beiden Kriegsparteien, die bemüht sind,
die Meinungsfreiheit einzuschränken und die in die Medienberichterstattung
massiv eingreifen. Es ist mehrfach darauf hingewiesen worden, dass
verunsicherte Menschen - und wir haben zum Glück mittlerweile auch andere
Kanäle, aber es ist eine tiefe Verunsicherung der Menschen spürbar, denn es
verschwimmen dadurch natürlich die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen
Recht und Unrecht. Daher bin ich sehr froh, dass wir hier im Wiener Gemeinderat
sehr deutlich eine klare Stellungnahme auf Seiten des Rechts einnehmen.
Wir sehen europäische Staatsmänner, die zu diesem
Krieg sprechen, sehen ihre so unterschiedlichen Haltungen und damit verbunden
natürlich auch für viele Menschen das Ziel eines starken und friedliebenden
Europas wieder in weitere Ferne rücken. Wir sehen letztendlich auch ermutigende
Bilder von weltweiten Demonstrationen, wo unzählige Menschen für ein Ende des
Kriegs und für Frieden eintreten. Aber wir sehen auch in den Fernsehbildern
Kundgebungen, die zum Heiligen Krieg aufrufen.
Es macht einfach Angst und ich glaube, man soll es
auch sagen, es macht natürlich den Menschen Angst, dass durch diesen Krieg
Spannungen in der Welt neu entstehen, wo auch wir in der medialen
Berichterstattung einer Seite zugeordnet werden. Es macht Angst, dass dieser
Krieg über die Grenzen des Iraks getragen werden könnte. Diese Angst zum Anlass
zu nehmen um einen Bogen bis zur österreichischen Luftraumüberwachung zu
machen, so weit, glaube ich, sollten wir es doch nicht kommen lassen. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Folgen eines Kriegs in der heutigen Zeit sind
zweifelsohne möglicherweise grenzenlos. Ebenso sind aber - und das ist für uns
Sozialdemokraten besonders wichtig - natürlich auch die Ursachen für Kriege
immer wieder grenzenlos. Kriege entstehen aus ungelösten politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Probleme und ebenso der Terror. Daher muss unsere
ganze Kraft in einem vereinten Europa aber auch von österreichischer
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