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Gemeinderat, 28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 32 von 80

 

Ich möchte noch einmal sagen: Wir diskutieren hier nicht über Kultur, sondern es ist Politik vorgesehen. Die Tendenz ist auch vorgegeben. Wenn man sich ein bisschen anschaut, wer aller eingeladen ist, dann spürt man eigentlich genau, wohin das tendiert. Es ist ziemlich einseitig politisch. Wenn man sich die Mühe nimmt, sich das ein bisschen anzuschauen, ist das ganz offen zu sehen.

 

Und hier geschieht genau das, was wir Freiheitlichen ablehnen, eben diese enge Verzahnung von Kunst und Politik auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Anmaßung mancher Kulturschaffender, sich selbst als wahre Instanz der Gesellschaftspolitik zu sehen. Mehr noch: Sie sehen sich sogar oft als Instanz für Gut und Böse. Es ist eine Anmaßung, ihre vom Steuerzahler bezahlten Positionen dazu zu missbrauchen, um wie zum Beispiel - ich habe es früher schon gesagt – Luc Bondy die Regierung auf das infamste zu diffamieren. Ich stecke das nicht so weg, dass man ganz einfach sagt: Das ist eine braune Regierung. Ich finde, das ist eine Unterstellung, und ich wundere mich, dass unser Kulturstadtrat nichts dazu gesagt hat. Es kommt ja öfters vor. Auch André Heller hat jüngst beim Gedenktag in Mauthausen wieder gesagt, er sieht die Regierung als Packler mit jenen Kräften des Faschismus und des Nationalsozialismus und dass die das verherrlichen. Und da fragt man sich: Warum wird das gemacht?

 

Andreas Schwarz schrieb unlängst in der "Presse", dass der Beifall derer, die im Abstieg der Sozialdemokratie auch den Untergang den Republik ausmachten, denjenigen wohl sicher sei. Also ich finde, er hat das sehr gut herausgearbeitet.

 

Auf der anderen Seite wundert man sich, denn es hat sich doch da einiges geändert. Da gibt es offensichtlich neue Strategien. Zum Beispiel das Porsche-Fahren mit Haider war ja noch ein Sündenfall, wenn Sie sich alle erinnern. Das Spargel-Essen mit Haider ist schon etwas anderes. Das ist schon eine sozial gerechte Sache. Und es ist eigenartig, dass da nicht Luc Bondy aufgeheult hat. Eigentlich hätte er sehr besorgt sein müssen, weil er hätte ja zu denen gehören müssen, die da als große Warner auftreten.

 

Und auch da gibt es eine sehr gute Kolumne von Rainer Nowak, der sagt in der gestrigen "Presse" – ich zitiere" – "... dass doch eigentlich der Zeitpunkt für alle Haider-Warner gekommen sei, die Koffer zu packen und das angeblich faschistische Land zu verlassen. Wenn schon Sozialdemokraten mit dem Bösewicht Mittagessen, dann ist doch alles verloren." – Man wundert sich: Bondy hat hier nichts gesagt. Er schreit nur dann auf, wenn Böses von rechts dräut. Also Linke dürfen offensichtlich mit Bösewichtern schon essen gehen.

 

Also ich würde sagen: Besser wäre es, wenn Luc Bondy einfach das tut, wofür er bezahlt wird, nämlich gute Festspiele mit höchster Qualität zu machen, mit eigener Identität – das sagen wir immer wieder –, mit einer unverwechselbaren Eigenständigkeit, mit eigenen Produktionen, nicht nur mit eingekauften.

 

Und ich zitiere jetzt Sinkowicz , unbestrittener Musikfachmann, der am 7.5. in der "Presse" über das Theater an der Wien als Festspielhaus schreibt. Er freut sich, dass das jetzt Oper und Operette zur Verfügung gestellt wird. Und er fragt: Fällt dem Festspielmacher nichts anderes ein als eine "Madame Butterfly" aus Klagenfurt und eine "Aida" aus Graz zu importieren? Und er denkt mit Wehmut an die Zeiten, als es eigene Produktionen gab. Und er hat das Beispiel genommen, als noch die Symphoniker unter Karl Böhm spielten, als "Daphne" eine eigene Produktion war oder Alban Bergs "Lulu".

 

Und da lassen Sie mich vergleichen. Denken wir an Bregenz: höchste Qualität, anerkannt.. Salzburg seit dem Intendantenwechsel: höchste Qualität, anerkannt. Auch Mörbisch: höchste Qualität, Publikumsrekord.

 

Wien, auch wenn man das hier anders interpretiert, ist unserer Meinung nach verwaschen. Und jetzt kommt noch dieser aufgeblähte Kulturkampf dazu. Also unserer Meinung nach ist das peinlich, Herr StR Mailath-Pokorny.

 

Ich komme jetzt noch einmal zurück. Sie haben mich, glaube ich, absichtlich missverstanden in der Fragestunde, was ich gemeint habe mit der Bestrafung. Sie haben das Wort damals eingeführt. Sie haben gesagt, dass die Kürzung seitens des Bundes eine Bestrafung sei. Man hat auch von Zensur gesprochen.

 

Ich möchte noch einmal auf mein Argument in der Fragestunde eingehen. Das ist doch unlogisch, Herr Stadtrat, weil ich würde sagen: Dieser Höhepunkt der Beschimpfungen war ja eigentlich schon vor einiger Zeit. Diese Schlingensief-Geschichte war ja nicht ohne, Aufruf zum Mord am Bundeskanzler kann man nicht einfach so wegstecken. Da sind doch einige Jahre vergangen, und der Bund hat ganz normal weitergezahlt. Über drei Jahre hat er doch weiterhin seine Subventionen bezahlt. Also warum argumentieren Sie jetzt plötzlich so, dass das eine Bestrafung sei? Auf was hinauf denn? Es dürfte vielleicht andere Gründe haben. Vielleicht geht es wirklich um eine gesamtösterreichische kulturpolitische Entscheidung. Ich weiß es nicht. Ich bin FPÖ-Mandatarin. Ich weiß nicht genau, was Morak bewogen hat. Aber ganz locker von Bestrafung zu reden, finde ich schon kühn. Dann hätte das doch eigentlich früher eintreten müssen.

 

Und auch diese Entpolitisierung, von der Dr Salcher jetzt gesprochen hat, finde ich eigenartig, weil gerade unter Ihnen, Herr StR Marboe, gab es keine Entpolitisierung. Wie damals dieser Container aufgebaut wurde vor der Oper und wie die Festwochen derartig brutal missbraucht wurden, das war doch keine Entpolitisierung. Also so brutal ist überhaupt noch nie jemand vorgegangen da in der politischen Landschaft. Luc Bondy hat sich Schlingensief eingekauft und man ist massiv gegen die Regierung vorgegangen und man hat die Würde Österreichs mit Füssen getreten und man hat dem Ruf im Ausland geschadet. Also ich muss das schon in Erinnerung rufen, weil von Entpolitisierung zu sprechen, das finde ich außerordentlich kühn.

 

Ich muss daran erinnern. Wir Freiheitlichen sind eben der Meinung, dass Luc Bondy gute Festspiele machen soll und dass er mit seiner politischen Meinung – das ist

 

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