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Gemeinderat, 28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 39 von 80

 

zurzeit verteilen. Und wenn Sie uns abkanzeln, dass man mit uns nicht spricht, dann wissen wir genau, wieso das so ist.

 

Der nächste Punkt: die "Station Wiener Festwochen". Sie ist nicht parteipolitisch einerseits, andererseits wird uns aber jetzt schon wieder gesagt: Ja, besonders wehtun wird Ihnen aber die Diskussion am Sonntag zum Thema "Fluchtpunkt und Festung Europa – Zivilgesellschaft Babylon." Wehtun wird es uns nicht. Aber es ist schon wieder ganz genau das, was wir eben bekritteln. Es ist dieses gesellschaftliche Projekt, das Sie verfolgen, nämlich die Aufnahme möglichst vieler Fremder, die nicht einmal mehr integrierbar sind und integrierungswillig sind in Österreich oder in Mitteleuropa an sich. Sie haben auch entsprechende Referenten dazu eingeladen, und das ist es eben. Das ist genau der Punkt, den wir ablehnen. Die Wiener Festwochen werden hier für Ihr politisches Konzept missbraucht, und das soll nicht mit Steuergeldern finanziert werden. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Jetzt noch ein Punkt zu dem, was die Wiener Festwochen bieten. Es soll das Aushängeschild der Kulturnation Österreich sein. Es soll also zeigen, was in Wien gemacht wird im kulturellen und künstlerischen Bereich, und es nennt sich auch Wiener Festwochen. Es sollte ja wirklich richtigerweise wenn schon dann Festwochen in Wien heißen, denn Wiener Festwochen würde ich mir schon anders vorstellen.

 

Ich habe mir zum Beispiel im Bereich Schauspiel das Programm der Wiener Festwochen herausgenommen: 31 Produktionen, davon 21 nicht in deutscher Sprache. Ja, es ist international, es ist weltoffen. Aber ist das Wien? Davon sind drei eigene Produktionen, wenn ich es richtig gezählt habe, fünf oder sechs Co-Produktionen. Der Rest ist also nicht einmal in deutscher Sprache, und daher geht das schon vollkommen am Thema vorbei. Wo sind die Wiener Festwochen? Von mir aus, wenn das noch auf Tschechisch gewesen wäre oder auf Jüdisch, dann hätte ich mir sagen lassen: Gut, es gibt hier entsprechende Minderheiten, und aus denen ist das gewachsen. Aber es ist ja in Russisch, Französisch, Schwedisch, Arabisch, Englisch. Also das hat mit Wiener Kultur und mit der Präsentation von Wiener Künstlern nichts zu tun, sondern das sind zugekaufte Produktionen. Vielleicht sind die billiger. Vielleicht ist das der Spartrieb, dass man sagt: Russische Produktionen sind bekanntlicherweise billiger als österreichische. Oder ich weiß nicht was. Aber es ist jedenfalls nicht Ausdruck der Wiener Kultur, und daher braucht man uns nicht damit zu kommen, dass das das Aushängeschild der Kulturnation Österreich ist, denn damit wird überhaupt keine österreichische oder Wiener Innovationskraft oder Kreativität gefördert, sondern es wird zugekauft, es wird ein Podium gebildet, und damit will man sich als international und weltoffen präsentieren. Aber mit Wien hat das nichts zu tun. (Beifall bei der FPÖ. – Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Bregenzer Festspiele! Salzburger Festspiele!)

 

Und im Gegenzug wird dann auf das, was in Österreich produziert wird, so richtig abschätzig mit dem Ausdruck Provinzialität losgegangen. Das ist immer das, was dann kommt: Provinzialität. Das ist das Gegenmodell zum Weltoffenen, zur weltoffenen Stadt. Da ist mir aber Provinzialität lieber, die den Österreicher in seinem Kulturschaffen fördert und die bei uns die Kreativität erhöht und damit wirklich einen Beitrag zur Kulturnation liefert, als nur dieses Ankaufen fremder Produktionen.

 

Und so lange die Wiener Festwochen weitgehend Podium für diese fremden Produktionen sind, die nicht einmal unbedingt auf höchstem Niveau stattfinden, wie man auch aus den Medien erfahren darf und man sich ja selbst davon auch manchmal in Kenntnis setzen kann, und parteipolitisch instrumentalisiert wird, wird es von uns Freiheitlichen dazu keine Zustimmung geben. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich GR Harry Kopietz gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.

 

GR Harry Kopietz (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Ich werde mich sehr kurz halten können, vor allem für Sie zur Information oder letztendlich auch für das Protokoll.

 

Es wäre toll gewesen, wenn hier vorgetragen wäre auch meine Reaktion, mein Leserbrief in der Zeitung, wo das verbreitet wurde. Es stimmt nicht. Es entspricht nicht der Tatsache, dass die Frau Prof Dr Rotraud Perner von mir mit dem Parteiausschluss bedroht worden wäre. Es wäre auch mit Kanonen auf Spatzen schießen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön.

 

Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Wehsely. Ich erteile es ihr.

 

GRin Mag Sonja Wehsely (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Ich glaube, die Debatte zeigt eines, wenn auch in unterschiedlichen  Nuancen von den Fraktionen jeweils abhängig: dass der Herr Staatssekretär Morak als Schauspieler jedenfalls erfolgreicher war, als er jetzt als Staatssekretär ist. Also dieser Konsens wurde, glaube ich, heute hergestellt, und das ist auch schon einmal etwas. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Der Herr Morak hat in "Treffpunkt Kultur" – den werden wahrscheinlich viele gesehen haben – auf den Hinweis des Herrn StR Mailath-Pokorny oder auf die Feststellung, dass es sich hier um einen symbolischen Akt handelt, nicht – wovon ich eigentlich ausgegangen bin – Sachargumente gebracht, warum diese Förderung der Festwochen nicht mehr sinnvoll und notwendig ist, sondern hat dem zugestimmt. Er hat gesagt: Jawohl, das ist ein symbolischer Akt. Und dass sich der Herr Staatssekretär Morak diesen symbolischen Akt nicht ganz originär und selbst ausgedacht hat, möglicherweise vielleicht vom Herr ÖVP-Wien-Obmann Finz dabei unterstützt wurde, oder auch vom Bundeskanzler, das lässt sich ganz klar daraus ableiten, dass der Herr Bundeskanzler Schüssel bereits am Parteitag im April des heurigen

 

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